ZAW Umbau und Aufstockung Gewerbehaus
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Schweiz
Veröffentlicht am 03. April 2024
idArchitekt.innen ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Basisdaten
Beschreibung
Die Aufstockung des Gewerbehauses ZAW nimmt starken Bezug auf die Tektonik des Bestandes, deren Rhythmus sich im Attikageschoss fortsetzt. Durch die Überhöhung der Fensteröffnungen und den Materialwechsel von Beton zu Stahl wurde ein klarer Abschluss des bestehenden Baukörpers formuliert. Es entstand eine charakteristische Gliederung in Sockel-, Haupt- und Attikavolumen. Im Westen lösten die Architekt*innen die Gebäudehülle von der Primärstruktur ab und schufen über einen Rücksprung Raum für eine grosszügige Terrasse mit Seeblick.
Ausgangslage
Das 1978 erbaute Geschäftshaus liegt in der Gemeinde Zollikon am Zürichsee, flankiert von der Seestrasse im Westen und den Bahngleisen im Osten. Der Bau aus den späten 1970er-Jahren wurde instand gesetzt und das Gesamtvolumen um ein Vollgeschoss aufgestockt. Zudem wurden im Rahmen der Sanierung im Innern zwei Geschosse zu einem Kindergarten ausgebaut.
Entwurfsidee
In Anlehnung an das Tragwerkskonzept des Bestandes mit seiner lastabtragenden Betonfertigteilfassade, dem tragenden Kern und den dazwischen frei gespannten Geschossdecken folgt die vertikale Lastabtragung der Aufstockung dem gleichen statischen Prinzip. Die Aufstockung in Stahl-Holz-Verbundbauweise überspannt den gesamten Grundriss einschliesslich der Pergolastruktur und gewährleistet so, dass nur geringe Lasten in die bestehende Geschossdecke eingeleitet werden. Der aussen liegende Teil des Tragwerks ist über Kragplattenelemente kraftschlüssig mit dem innen liegenden Tragwerk verbunden und bauphysikalisch entkoppelt. In den Bestandsgeschossen werden die Decken und Kernwände ertüchtigt. Die mit CKF-Stahllamellen bewehrten Betondecken bleiben sichtbar, während die Kernwände mit schwarzen MDF-Platten verkleidet werden. Der dunklen Verkleidung in der Mitte des freien Grundrisses steht die helle, sandfarbene Verkleidung der Fassadeninnenseite gegenüber. Sie bildet ein kontrastreiches Gegengewicht und trägt mit ihrer Akustiklochung wesentlich zu einem ausgewogenen Raumgefühl bei.
Projektierung
Ebenso wie die Erweiterung des Kindergartens orientiert sich auch der aufgrund einer veränderten Marktsituation nachträglich realisierte Wohnungsausbau im Attikageschoss an den Prinzipien des Bestandes. Der Erschliessungskern wird räumlich erweitert. Dies einerseits in Form von direkt angegliederten Nebenräumen oder - im Falle der Wohnung - durch freistehende Nasszellen, die über eine gebaute Topographie aus Acrylstein mit dem Kern im Zentrum verbunden sind. Raumhohe Pendel- und Schiebetüren, die sich um 180° öffnen lassen, ermöglichen verschiedene Raumkonfigurationen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen des Alltags gerecht werden. So können beispielsweise die zur Fassade offenen Nebenräume zu kompakten Kammern geschlossen werden, die den offenen Grundriss zonieren. Entlang der Fassade und des Kerns entsteht ein fliessender Raum, der das Charakteristikum des «plan libre» in seiner Grosszügigkeit weiterhin räumlich erlebbar macht.
Das Projekt von idArchitekt.innen wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Marianne Kürsteiner publiziert.