Anbau und Sanierung Wolfmattweg
,
Schweiz
Veröffentlicht am 16. November 2022
Studio Balthasar Wirz GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Können Wohnhäuser aus den 50er-Jahren mit Holzanbauten kostengünstig und ökologisch erneuert werden? Ein Versuch vom Studio Balthasar Wirz.
Ausgangslage
Der Wolfmattweg ist eine kleine Sackgasse in Arlesheim, beidseitig gesäumt von einfachen zweigeschossigen Genossenschaftsbauten aus den 1950er-Jahren. Die umgebenden Gebäude im Quartier bestehen aus einer Mischung aus Ein- sowie kleinen Mehrfamilienhäusern. Bei der Häuserzeile am Wolfmattweg 1-11 handelt es sich um eine Überbauung mit 12 Wohnungen, die ursprünglich für Gemeindeangestellte erbaut wurden. Später wurden sie aus dem Inventar der Ortsgemeinde verkauft und sind seitdem im Besitz der Wohngenossenschaft Wolfmatten.
Entwurfsidee
Der Entwurf setzt bei der grössten Schwachstelle des Bestands an. So wurden die kleinen Küchen zu grossen Wohnküchen erweitert und der gesamte Bestand energetisch saniert. Die Erweiterung umfasst sechs zweigeschossige Anbauten. Diese bestehen aus vorgefertigten Holzelementen, welche auf je vier Schraubfundamenten ruhen. Die Bauzeit konnte damit auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Aushubarbeiten waren nicht notwendig. Die Schraubfundamente aus Stahl wurden in einem Tag gesetzt, die Holzelemente in drei Tagen gestellt. Der Abbruch der Zwischenwand und der innere Ausbau erfolgten etappenweise nach Hausnummern und war so geplant, dass der Unterbruch für die Bewohner*innen zwischen dem Abbruch der alten und der Inbetriebnahme der neuen Küche möglichst kurz war.
Durch die einfache Form und Anordnung der Anbauten ist eine klare und einprägsame Architektur entstanden. Trotz der gartenseitigen Ausrichtung sind die Anbauten von der Strasse aus erkennbar und haben einen hohen Wiedererkennungswert. Die aufgeständerten Anbauten präsentieren sich als klare Kuben und werden mit einem überstehenden, schlanken Pultdach abgeschlossen.
Projektierung
Räumlich fügen sich Anbau und Bestand zu einem grossen Wohnraum zusammen, Grenzen zwischen Alt- und Neubau verschwimmen. Grosse Fenster öffnen den Wohnraum zum Garten. Seitliche Fenster bringen zusätzliches Licht ins Innere und ermöglichen spannungsvolle Sichtbezüge ins Freie. Der Raum ist angenehm proportioniert und lässt eine vielseitige, flexible Möblierung zu. Natürliche Materialien tragen zu einer wohnlichen Atmosphäre bei. Im Erdgeschoss schafft ein direkter Austritt ins Freie eine intensiv erlebte Nähe zum Garten. Im Obergeschoss sorgt die überhohe Holzdecke für eine stimmungsvolle Atmosphäre.
Die Küche ist hochwertig ausgeführt. Wünsche der Bewohner*innen wie etwa der Gaskochherd konnten berücksichtigt werden. Das Farbkonzept schlug mehrere Farben für Fronten vor, aus denen die Bewohner*innen ihre persönliche Farbe aussuchen durften. Speziell hervorzuheben sind die Griffe, welche spezifisch für dieses Projekt von uns entworfen und produziert wurden.
Eine neue Fassade ummantelt Bestand und Anbauten. Als Fassadenverkleidung wurde eine vertikale, mit Schlammfarbe behandelte Holzlattung gewählt.
Besonderheiten
Das vorliegende Projekt versteht sich als Beitrag zu klimagerechtem, nachhaltigem Bauen. Es wurden natürliche und gut recycelbare Materialien eingesetzt. Mit dem kompletten Verzicht auf Beton wurde eine gute CO2-Bilanz erzielt. Ein sozialverträgliches Projekt wurde erreicht, indem die Bewohner*innen in ihren Wohnungen bleiben und diese weiterhin zu günstigen Konditionen mieten können. Somit wurden die Ziele der Aufgabenstellung erfüllt.
Das Projekt erfreut sich grosser Beliebtheit bei Bewohnenden und Nachbar*innen im Quartier. Das Konzept mit flexiblen Wohnküchen scheint aufzugehen – jeder Anbau wird unterschiedlich und individuell möbliert und genutzt.