Büroausbau im historischen Kontext

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4313 Möhlin,
Schweiz

Veröffentlicht am 03. April 2025
staub architekten ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Bahnhofstrasse 150, 4313 Möhlin, Schweiz
Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
07.2023

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Anzahl Kellergeschosse
1
Nutzfläche
113 m²
Anzahl Arbeitsplätze
11

Beschreibung

Entlang einer der Hauptachsen im aargauischen Möhlin liegt das «Haus zum Jägermil » – ein Ersatzneubau, der von Staub Architekten AG realisiert wurde und sich respektvoll auf die Geschichte des Ortes bezieht. Das Gebäude folgt in seiner Form streng dem Fussabdruck des ursprünglichen Hauses. Ursprünglich war das Projekt als Umbau innerhalb der alten Strukturen geplant, doch im Verlauf der Bauarbeiten stellte sich die bestehende Substanz als zu instabil heraus. Statt eines Umbaus entstand ein Neubau, der in Haltung und Materialität die Erinnerung an das Gewesene bewahrt und gleichzeitig eine klare Haltung zur Gegenwart einnimmt.

Ein Teil des Projekts ist das Architekturbüro von Staub Architekten selbst, das sich im Erdgeschoss des ehemaligen Scheunenvolumens befindet. Die Architekten gestalteten ihren eigenen Arbeitsraum und nahmen gezielt Einfluss auf die Ausformulierung der Fassade – fügten zusätzliche Fenster hinzu und bestimmten die innere Organisation des Grundrisses. Die architektonische Sprache der ehemaligen Scheune zeigt sich in der Wahl der Materialien sowie in der rhythmischen Gliederung der Öffnungen. Die Übersetzung in eine zeitgenössische Formensprache erfolgt dabei unprätentiös, mit einer ruhigen Selbstverständlichkeit. Direkt am Eingang empfängt ein Sitzungszimmer Besucher und bildet einen kommunikativen Auftakt. Es dient als Raum für Kundenbesprechungen wie auch für interne Teamrunden. Eine integrierte Projektionsfläche sowie ein raumhohes Regal an der Längswand unterstützen den gestalterischen und inhaltlichen Austausch. Der Blick vom Eingang richtet sich auf das zentrale Element des Büros: ein raumbildendes Holzmöbel, das Kundenbereich und Arbeitszone trennt. Es fungiert als funktionales Rückgrat des Büros, beginnt in Form eines Tunnels und nimmt Garderobe, Zugänge zu den sanitären Räumen sowie diverse Stauraumfunktionen auf. Hinter diesem zentralen Kern entfaltet sich der offene Arbeitsbereich mit den Arbeitsplätzen.

Das Möbelstück setzt sich in diesem Bereich fort und wird zur Ordnungshilfe: Es nimmt Büromaterialien, Aktenordner, Bücher sowie technische Elemente wie Drucker, Reinigungsgeräte und Besen auf. Den Abschluss bildet eine kleine Küchenzeile, in der Kaffeemaschine und Kühlschrank elegant integriert sind. Auch hier gilt: Alles Überflüssige verschwindet im Inneren der maßgefertigten Struktur, wodurch eine ruhige Arbeitsatmosphäre erhalten bleibt. Abgerundet wird die Raumabfolge durch einen Rückzugsbereich mit einem grossen Tisch für gemeinsame Pausen, von dem aus ein direkter Zugang in den Garten möglich ist – eine willkommene Möglichkeit für kurze Erholung und informelle Gespräche abseits des Schreibtischs. Das Material- und Farbkonzept ist bewusst zurückhaltend. Es setzt auf eine Kombination aus Holz, Beton und klassischen Ziegeln, die eine ruhige, konzentrierte Arbeitsatmosphäre erzeugen. Eine Ausnahme bilden die Sanitärbereiche: Hier dominieren kräftige Farben und kontrastierende grüne Klinkerelemente, die gemeinsam mit akzentuierter Beleuchtung eine glamourös-moderne Note erzeugen – ein bewusster Bruch mit der sonst zurückhaltenden Tonalität der Räume. Das Konzept überzeugt durch seine feine Zonierung und eine klare funktionale Dramaturgie. Vom öffentlichen Empfang über den konzentrierten Arbeitsbereich bis hin zum wohnlich anmutenden Rückzugsraum schafft das Büro eine Atmosphäre, die sowohl professionellen Ansprüchen als auch sozialen Bedürfnissen gerecht wird. Es ist ein Ort der Arbeit und des Austauschs, der durch die präzise architektonische Sprache von Staub Architekten AG seine Identität gewinnt.

Das Projekt von Staub Architekten AG wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

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