Doppelkindergarten mit Tagesstrukturen
,
Schweiz
Veröffentlicht am 30. Juni 2020
Miller & Maranta AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Projekt für den neuen Doppelkindergarten mit Tagesstruktur nimmt die Stimmung des umgebenden, kleinteiligen Wohnquartiers auf. Es entwickelt durch seine Formensprache das Vorhandene zu einer selbstbewussten Bebauung weiter und schafft einen Ort mit starker Identität.
Ausgangslage
Das mit einem grossen Dach bedeckte eingeschossige Gebäude bindet sich selbstverständlich ins Quartier ein, welches von Reihenhäusern in gartenstädtischer Massstäblichkeit geprägt ist. Mit der eigenständigen Form baut es zugleich auch einen bildhaften Bezug zum Burgschulhaus aus dem frühen 20. Jahrhundert auf.
Entwurfsidee
Die Bereiche der Tagesstruktur und des Doppelkindergartens sind in einem Baukörper zusammengefasst. Der L-förmige Baukörper definiert auf dem Grundstück geschützte, gut ausgerichtete Aussenbereiche, welche den jeweiligen Anforderungen gerecht werden. Während der Kindergarten von der Paradiesstrasse erschlossen wird, befindet sich der Zugang zur Tagesstruktur an der Störklingasse in räumlicher Nähe zum Burgschulhaus. Hierdurch erhalten beide Funktionsbereiche je einen separaten Eingang mit klarer Adressierung. Der pavillonartige Baukörper mit der tiefgezogenen Traufe und der mäandrierenden Fassade verleiht dem Gebäude eine besondere Identität und Massstäblichkeit, welche auf die Nutzung verweist. Im Innern setzt sich das Spiel mit der Massstäblichkeit durch die Ausbildung verschiedenartiger Räume weiter fort. Während sich die grossen, flexibel möblierbaren Räume in der Höhe bis zum First des Daches entwickeln und mit einem Oberlicht zusätzlich akzentuiert und belichtet werden, sind die kleineren, kontemplativeren Räume deutlich niedriger ausgebildet und generieren so spezifische, auf den Garten bezogene Raumstimmungen. Durch das Aneinanderreihen dieser Räume entsteht ein zusammenhängender Grundriss, welcher dem Wunsch nach Flexibilität Rechnung trägt und bei Bedarf eine räumliche Verbindung der unterschiedlichen Funktionsbereiche ermöglicht.
Projektierung
Drei Kernzonen gliedern den Grundriss im Innern und nehmen die notwendigen Nebenräume auf. Sie bilden zugleich mit den Dachflächen ein effizientes Tragwerk aus Holz. Die Räume öffnen sich mit grosszügigen Fensterflächen nach aussen zu einer überdachten Vorzone, welche witterungsgeschützte Spielflächen bietet und zum Garten vermittelt. In den Dachräumen zwischen den Haupträumen finden zusätzliche Spiel- und Rückzugsräume für die Kinder Platz. Das Dach ist mit hellem Aluminiumblech belegt, womit auch die hohen Dachhüte eingekleidet sind. Im Innern sind sämtliche Räume mit Lärchenholz ausgeschlagen: Grosse, zum Teil bewegliche Tafeln aus feinem Lärchenfurnier vermitteln zu den grosszügigen Holzfenstern an der Fassade. Die Dachschrägen sind mit massivem Lärchentäfer ausgeschlagen, das den Unterrichtsräumen eine atelierhafte und doch wohnliche Stimmung verleiht. Einzig die Nassräume sind mit bunten Farbanstrichen versehen, welche das an dieser Stelle fehlende Tageslicht kompensieren.
Die Vorgaben von Minergie P wurden angestrebt, jedoch ohne Zertifizierung. So konnte auf eine mechanische Lüftung verzichtet werden (die Möglichkeit der Querlüftung und die Oblichter genügen für den Luftaustausch). Ebenso wurde das Label Gutes Raumklima ohne Zertifizierung angestrebt.
Realisierung
Laudatio: Ludovica Molo
«Das Projekt für den neuen Kindergarten fügt sich in das umgebende kleinteilige Wohnquartier. Die Architekten Miller & Maranta haben ihren erdgeschossigen, pavillonartigen Baukörper mit einem grossen Dach versehen. Damit entwickelt das Gebäude eine starke ikonographische Wirkung und eine eigene Identität und tritt dabei gleichzeitig in Dialog mit der umgebenden Gartenstadtstruktur.
Die Bereiche der Tagesstruktur und des Doppelkindergartens sind in einem einzigen L-förmigen Baukörper zusammengefasst, der unterschiedliche Aussenbereiche und separate Eingänge definiert. Durch das Aneinanderreihen von hohen und niedrigen Räumen im Inneren, was dem Wunsch nach Flexibilität und räumlicher Kontinuität nachkommt, entsteht ein Spiel mit der Massstäblichkeit und eine hohe Nutzungsflexibilität. Grosse, flexibel möblierbare Räume, die in der Höhe bis in den First verlaufen und durch ein Oberlicht belichtet werden, wechseln sich mit kleineren, kontemplativeren Räumen ab, die sich zum Garten hin öffnen. Rund um die Fassade verläuft eine überdachte Vorzone, wo die Kinder spielen oder sich in die nischenbildenden Fassadenelemente setzen können. Auch im Innern können die Räume durch Schiebeelemente geöffnet oder abgetrennt werden, sodass eine grosse Bewegungsfreiheit entsteht. All diese Elemente tragen dazu bei, dass die jungen Benutzer des Hauses das Gebäude als besonders empfinden.»