Haus Schneebeli-Lustenberger

 
8932 Mettmenstetten,
Schweiz

Veröffentlicht am 08. April 2024
Brändli Gioia Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Aussenansicht Garten Eingang Ökonomiegebäude Vorraum Ökonomiegebäude Alte Feuerstelle und Wohnraum Küche Essen Wohnen Galerieraum Nasszellen Hhistorische Küche

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Grossholzerstrasse 1, 8932 Mettmenstetten, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
06.2021
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Kellergeschosse
1

Beschreibung

Das Bauernhaus aus dem Jahr 1431 wurde umfassend restauriert und behutsam an heutige Wohnformen angepasst. Brändli Gioia Architekten integrierten die historische Substanz in Mettmenstetten in neue Räume. Die sensibel ausgeführten Eingriffe prägen die Atmosphäre des einzigartigen Einfamilienhauses. Bei der Erweiterung des Wirtschaftsteils stand die Integration der ursprünglichen Disposition in die Raumorganisation im Vordergrund. Gliederung, Höhenversätze, Fensteröffnungen, Eingänge, Funktionen, Lichtinstallationen, Raumverbindungen und Materialisierung orientieren sich ausnahmslos an den historischen Gegebenheiten und tragen wesentlich zu deren Erhaltung und Fortführung bei. Inmitten der aufwendig restaurierten historischen Bausubstanz ist so eine moderne Wohnform entstanden.

Ausgangslage

Die gesamte historische Bausubstanz des Hofes steht unter Denkmalschutz und ist zu erhalten bzw. zu restaurieren. Um das Erscheinungsbild des Ensembles und den Raumeindruck im Inneren zu erhalten, sind Eingriffe nur unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen Vorgaben möglich. Der Wunsch des Bauherrn nach zeitgemässem Wohnkomfort musste mit den denkmalpflegerischen Vorgaben in Einklang gebracht werden.

Entwurfsidee

Der Kernbau des Hauses stammt aus dem Jahr 1431. Die ursprüngliche Wohnform umfasste eine Stube mit einer teilweise erhaltenen Tillbalkendecke, die restauriert und gemäss der originalen Bauweise vervollständigt wurde. Die offene Feuerstelle von 1431 wurde im Laufe der Jahre mehrfach angepasst. Der Rauch verteilte sich typischerweise im Dachgebälk, was zu einer charakteristischen Schwarzfärbung aller originalen Bauteile führte. Dieser offene Luftraum im Wohnbereich soll an die historische Entwicklung des Ortes erinnern, jedoch in moderner Form und Materialisierung.
Beim Ausbau des Ökonomieteils wurde darauf geachtet, die ursprüngliche Raumanordnung zu integrieren und die architektonischen Entscheidungen richten sich strikt nach historischen Gegebenheiten. Dadurch tragen sie wesentlich zum Erhalt und zur Weiterführung der Struktur und des Raumerlebens bei. In diesem Sinne entsteht diese einzigartige neuzeitliche Wohnform inmitten historischer Bausubstanz.
Die Liegenschaft liegt an der Grossholzerstrasse 1 in der Kernzone der Gemeinde Mettmenstetten und im Perimeter des Ortsbildes Obermettmenstetten, das im Inventar der schutzwürdigen Ortsbilder von überkommunaler Bedeutung mit regionaler Bedeutung eingetragen ist.

Projektierung

Das bewohnte Gebäude war ursprünglich nicht gedämmt und wurde vor den Umbauarbeiten mit Stückholz über die zentrale Kochstelle beheizt. Ein zentraler Heizungserzeuger oder eine Heizverteilung war nicht vorhanden.
Die tragende Grundstruktur von 1431 und insbesondere der Dachstuhl von 1674/82 war um mehr als 15° eingefallen. Die Tragfähigkeit war zum Zeitpunkt der Unterschutzstellung nicht mehr gegeben und der Dachstuhl galt aus statischer Sicht als eingestürzt. Er wurde mittels speziell projektierten Zugeinrichtungen in seine ursprüngliche Lage zurückgezogen. Fehlende oder beschädigte Elemente wurden rekonstruiert und ersetzt. Somit war es möglich, die Gesamtwirkung des historischen Gebäudes als Einheit für die Nachwelt zu bewahren.
Das Gebäude erhält eine Wärmepumpe mit Erdsondenbohrung als Energieerzeuger für Warmwasser und Heizenergie. Die Wärmeverteilung erfolgt über Radiatoren im bestehenden Wohnhaus und über eine Flächenverteilung im neu ausgebauten Ökonomieteil.
Innerhalb des Ökonomiegebäudes aus dem Jahr 1431 wird neuer Wohnraum geschaffen durch eine Haus in Haus Konstruktion.
Sämtliche Ausbauten und äusseren Verkleidungen wurden mit heimischen Fichtenholz erstellt.
Das Farbkonzept der gesamten Liegenschaft wurde auf Grundlage der Farbuntersuchungen am Bestand wieder aufgegriffen und in Abstimmung mit der kantonalen Denkmalpflege erarbeitet. Das Gesamtbild soll den Charakter des Bauernhauses von 1431 widerspiegeln.

Realisierung

Das bestehende Wohnhaus erhält eine Innendämmung aus Schafwolle und erreicht somit einen minimalen Dämmwert. Das gesamte Gebäude wird mit einer Dampfbremse luftdicht ausgeführt, was in Zukunft einen unkontrollierten Wärmeverlust vermeidet. Bis auf die Fenster in der alten Stube werden sämtliche Fenster durch neue zweifach verglaste Fenster ersetzt. Aufgrund der hohen Spiegelung und des Gesamtgewichtes von dreifach Verglasungen musste die Wahl aus denkmalpflegerischer Vorschrift auf eine zweifach Verglasung fallen. Die Fenster wurden den bestehenden Fenstern nachgebildet und erfüllen sämtliche aktuellen energetischen Vorschriften.

Das Projekt von Brändli Gioia Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.

Projektbeteiligte Unternehmen

Planung

192087922