Heilpädagogisches Zentrum Innerschwyz HZI

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6438 Ibach,
Schweiz

Veröffentlicht am 28. März 2023
Lussi + Partner AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Ansicht Südost Fassadendetail mit Rautenmuster Ansicht Südwest Ansicht Südost mit Strasse Eingangsbereich, Zugang Treppenhaus Ess-/Aufenthaltsraum Treppenhaus Treppenhaus Garderobennische, Zugang Schulzimmer mit farbigem Bodenbelag zur Orientierung Breiter Korridor als Zugang und Aufenthaltszone Korridor, Garderobennische, Zugang Schulzimmer mit farbigem Bodenbelag zur Orientierung Schulzimmer Schulzimmer Turnhalle Kunst am Bau 'Omweg' von Meier&Franz im Ess-/Aufenthaltsraum

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
07.2022

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
2896 m²
Geschossfläche
5463 m²
Nutzfläche
3346 m²
Gebäudevolumen
20'192 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
13,0 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
70
Parkplätze
20

Beschreibung

Der kompakte und klar strukturierte Baukörper fügt sich stimmig in die umgebende Situation ein. Die einfache Orientierung im Gebäudeinnern, grosszügige Aufenthaltsflächen und eine mit Ornamenten geschmückte Elementfassade gehören zu den wesentlichen Merkmalen des Neubaus in Holzbauweise.

Ausgangslage

Seit 1990 hatte sich die Schülerzahl am HZI mehr als verdoppelt. Die Kapazitätsgrenzen der Schule in Ibach waren überschritten und es drängte sich ein Ersatzneubau auf. Dieser sollte 2 Kindergarten, 9 Schulklassen sowie Räume für Werken, Hauswirtschaft, Sport und Therapie bieten. Die Tagesschule bedurfte auch eines Verpflegungsbereiches mit entsprechender Infrastruktur sowie Räumen für Freizeit und Aufenthalt. Gefordert war ein Holzbau, welcher den pädagogischen Anforderungen in hohem Masse entspricht, sowie nach neusten Baustandards in Bezug auf Materialien und Gebäudetechnik erstellt wird.

Entwurfsidee

Das neue heilpädagogische Zentrum erinnert in seiner Grösse und Präsenz an die institutionellen Bauten, welche traditionell an der Gotthardstrasse aufgereiht waren. In der Höhe gestaffelt reagiert das Gebäude auf die umgebende Situation und vermittelt zwischen den unterschiedlichen Höhen der benachbarten Quartiere. Der kompakte Baukörper fördert effizient das Erreichen des Minergie-A Labels und ist so platziert, dass ein möglichst grosser Aussenraum als Erholungsraum für die Kinder entsteht. Die Grundrisse sind übersichtlich und einfach strukturiert, was die Orientierung der Kinder im ganzen Gebäude begünstigt. Der grosszügige Hauptkorridor je Geschoss dient als Treffpunkt und wichtiger Aufenthaltsraum zwischen den Schulstunden zum Spielen und Verweilen. Die Holz-Elementbauweise lässt sich in der Fassade ablesen und definiert sich durch Repetition und feine Nuancierungen der geschlossenen Flächen. Die unterschiedlichen Ebenen zwischen horizontalen Bändern, Holzrahmen, Fichtenbrettern und Fenstern erzeugen ein rhythmisches und feines Schattenbild, welches der Fassade Tiefe gibt und die klare Gliederung zum Ausdruck bringt. Das Rautenmuster an den Fassaden folgt der traditionellen örtlichen Fassadenmalerei und verleiht dem Gebäude einen spielerischen Akzent, welcher die Nutzung als Schule für Kinder erkennbar macht. Dies gilt ebenso für das Kunst am Bau Projekt «Omweg» der Künstler Meier&Franz mit recyceltem Plastikspielzeug im Innenraum sowie an der Fassade.

Projektierung

16 Monate nach dem Spatenstich konnte das Schulhaus dank vorgefertigter Holzbauweise und der Planung mit BIM-Modell termingerecht übergeben werden. Das Holz für das Gebäude wurde in den Schwyzer Wäldern zeitig geschlagen, zugeschnitten und getrocknet und von der Holzbaufirma Häring AG in Eiken zu fertigen Bauteilen verarbeitet. Parallel dazu erfolgte der Aushub und in Betonbauweise das Kellergeschoss sowie der Gebäudekern. Die fünf aus Holz bestehenden Obergeschosse wurden in Holzskelettbauweise mit Stützen und Trägern erstellt. Für die Decken wurde eine Hybridkonstruktion aus Holzträgern und einer darauf liegenden Betonplatte gewählt. So konnte die Gebäudehöhe optimal ausgenutzt und der Fussabdruck auf dem Grundstück wunschgemäss verkleinert werden. Es wurde der Minergie-A Label umgesetzt.
Stützen und Träger bleiben sichtbar wie das naturbelassene Holz an den Korridorwänden. Es kontrastiert mit dem roten Linoleumbelag. In den Garderobennischen vor den Schulzimmern wechselt die Bodenfarbe. Die unterschiedlichen Farbtöne dienen den Schüler*innen als Orientierungshilfe.
Das Gebäude mit den grün geschlemmten Fassadenbrettern bettet sich wie selbstverständlich in die Farbgeografie der erweiterten Umgebung ein. Die Rauten-Ornamentik folgt der traditionellen örtlichen Fassadenmalerei und scheint die Bauteile mit Leichtigkeit zu tragen. Sie verleiht dem Gebäude einen spielerischen Akzent, welcher die Nutzung als Schule für Kinder erkennbar macht.

Realisierung

Für die Planung war es herausfordernd, das geforderte Raumprogramm in einem möglichst kompakten Gebäude unterzubringen, um noch Platz für den Aufenthalt der Schülerinnen und Schüler im Freien zu generieren. Erschwerend hinzu kam die Lage an der viel befahrenen Gotthardstrasse. Bei der Planung musste auch die Option für eine allfällige zukünftige Aufstockung berücksichtig werden.
Eine weitere Herausforderung war die durch die Bauherrschaft und den TU sehr knapp bemessene Planungs- und Bauzeit - zusätzlich erschwert durch die Corona-Pandemie. 16 Monate nach dem Spatenstich konnte der Schulbetrieb aufgenommen werden. Ganz allgemein galten erschwerte Anforderungen beim Bauen für eine Klientel mit kognitiver Beeinträchtigung.

Besonderheiten

Bauen mit Schwyzer Holz: Bereits Monate vor dem Baustart waren die für den Bau benötigten Bäume in den Schwyzer Wäldern gefällt, bei der Schilliger Holz AG in Küssnacht am Rigi zugeschnitten sowie getrocknet und anschliessend bei der Roth Burgdorf AG und der Häring AG in Eiken zu fertigen Bauteilen verarbeitet worden. Als besonders können die Fassade in modularer Bauweise, die Lage der Turnhalle im 4. und 5. Obergeschoss oder die breiten Korridore, die auch als Aufenthaltsfläche dienen, erwähnt werden.

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