Maison de la Collectionneuse
,
Schweiz
Veröffentlicht am 02. April 2024
Typology SA
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das denkmalgeschützte Haus mit Hof, Garten und Nebengebäuden befindet sich inmitten von Vieux Carouge. Das Projekt erhält die historischen Eigenheiten des Baus, indem diese respektvoll restauriert und wo nötig mit zeitgenössischen Interventionen ergänzt und gestärkt werden.
Ausgangslage
Der Bestand schreibt sich ein in die traditionelle Typologie der Altstadt Carouge aus dem 18. Jahrhundert. Er besteht aus einem Haus mit Ladenflächen und einer klassisch gegliederten Fassade zum Strassenraum. Der typische Zugangskorridor führt zum Hinterhof, an dem sich ein langer Garten öffnet. Die Laube, die zum Wohnraum und zum ursprünglich unbewohnten Dachgeschoss führt, thront über dem Gartenraum und begleitet eine informellere Fassade. Mehrere Anbauten rahmen die Aussenräume: eine ehemalige Werkstatt zum Hof, ein kleines Waschhaus und am Ende des Gartens ein zweistöckiger Holzbau.
Entwurfsidee
Die Aufgabe bestand darin, das typologische Haus und seine charakteristischen Elemente zu bewahren und gleichzeitig in die Gegenwart zu bringen, als Haus für eine junge Familie, als Raum für die Arbeit und als Ökosystem für Pflanzen und Tiere im Garten.
Im Erdgeschoss werden die Geschäftslokale renoviert, um das Strassenleben von Carouge weiterhin zu fördern. Im ersten Obergeschoss werden grosszügige Wohnräume eingebaut durch die Restaurierung und Anpassung einer Abfolge von historischen Zimmern. Der Ökonomie-Teil des Hauses im Dachgeschoss wird umgenutzt zu einer offenen und flexiblen Nachtzone, ohne die traditionelle Holzkonstruktion zu beeinträchtigen. Diese wird als prägende Struktur im offenen Raum inszeniert. Neue Dachöffnungen belichten die Zimmer: zur Gartenseite drei grosse zeitgenössische Dachgauben und zur Strasse drei typische, nach historischem Vorbild erstellte Lukarnen, welche den Bestand ergänzen. Die Anbauten um den Garten werden umgenutzt, um das Wohnen in den Garten zu erweitern. Eine transparente und öffenbare Gartenküche wird mitten in der Vegetation gebaut; ein Häuschen für die Hühner errichtet; die technischen Einrichtungen für eine nachhaltige Energieversorgung werden diskret im Waschhaus integriert, zwei flexible Räume werden am Ende des Gartens instandgesetzt und erlauben den Blick zurück zum Haus. Der Garten selbst wird restauriert, behält aber seine wilde Atmosphäre, während neue Habitate geschaffen werden für wilde und domestizierte Tiere.
Projektierung
Die Strategie im Umgang mit Bestand ist ortsspezifisch und vielschichtig. Das Ziel, historische Eigenschaften zu bewahren, diese mit Ergänzungen zu unterstreichen und bewohnbar zu machen, führt zu einem alt-neuen Ganzen. Der Umbau reicht von Instandsetzung zu Restaurierung über Anbau bis hin zur Rekonstruktion. Neue Elemente werden sichtbar gemacht durch die Abstraktion von Formen, der Bearbeitung der Oberflächen oder der Farbgebung. Zugleich besteht eine Kontinuität zwischen alt und neu, durch gemeinsame Konstruktionsprinzipien, Bautechniken oder Materialwahlen. Die Schreinerarbeiten sind traditionell aus massivem Eichenholz, aber abstrakter als die historischen Elemente gestaltet. Die Gauben sind möglichst schlank konstruiert, damit die Proportionen des Hauses nicht verzerrt werden. Auf die Flachdächer werden Solarkollektoren integriert. Grober unpigmentierter Kalkputz kleidet die Strassenfassade, während hellblaue und weisse Kalkglätte die Gartenfassade und die Innenräume rahmt. Holzarbeiten sind vor Ort farbig gestrichen. Steinarbeiten aus Jurakalk, Molasse oder Marmor sind an verschiedenen Orten ausgeführt. Verstärkungen, Rekonstruktionen und neue tragende Elemente im Bereich der Laube, in der Hauptstruktur vom Dach und Decken oder bei der Gartenküche werden ausschliesslich mit Massivholz ausgeführt.
Der Text von CRRA Studio wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Valentin Oppliger publiziert.