Mehrfamilienhaus Adlikon

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8106 Adlikon,
Schweiz

Veröffentlicht am 02. August 2018
Felix Partner Architektur und Design
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018

Aussenansicht Treppenhaus Loggia Zimmer und Loggia Küche/Essen Küche/Essen Westfassade Ostfassade Siedlung Sonnhalde, Aufnahme von 1980 Siedlung Sonnhalde, Aufnahme von 1981

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Wehntalerstrasse 321-327, 8106 Adlikon, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
11.2017
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
2
Anzahl Wohnungen
30
Grundstücksfläche
5700 m²
Geschossfläche
3520 m²
Nutzfläche
4363 m²
Gebäudevolumen
25'000 m³
Parkplätze
92

Beschreibung

Das Gebäude bildet durch seine prominente Lage den Auftakt zur Siedlung Sonnhalde aus den späten 60er Jahren. In seiner Proportion und Ausrichtung fügt sich das neue Volumen in die vorhandene Bebauungsstruktur der Siedlung ein. Erschwerend war jedoch, dass auf dem Grundstück bereits eine Tiefgarage bestand, die erhalten und deren Betrieb auch während der Bauphase aufrechterhalten werden musste.

Die Lösung der vorgegebenen Situation konnte konstruktiv nur mit einem leichten Holzbau bewerkstelligt werden, der auf die Tiefgarage aufgesetzt wurde. Die Grundrisseinteilung der Obergeschosse entspricht denn auch dem Raster der darunterliegenden Garage. Als Verankerung des Gebäudes im Boden dienen die vier Treppenhäuser, die teilweise auch als Fluchtwegsanlagen für die zweistöckige Garage dienen.

Diese Treppenhäuser sind unklimatisiert und erscheinen in ihrer Roheit wie Betonskulpturen. Zusammen mit den eingeschossigen Velounterständen und Geräteschuppen wird so eine Gebäudetopografie erzeugt, die das doch beträchtliche Gebäudevolumen in der Tiefe und in der Höhe staffelt. Die Übergänge von öffentlich zu halböffentlich und schliesslich zu privat sind klar definiert. Es gibt keine ungeklärten Ecken, keine versteckten, undefinierten Problemzonen. Dies gilt auch für die Umgebungsgestaltung auf der Westseite des Gebäudes. Die Erdgeschosswohnungen haben auf dieser Seite einen Aussenbereich, der dank kluger Geländegestaltung, Stützmauern und der Terrassierung entlang des Höhenkurvenverlaufs präzise definiert ist. Auch die Wege und Garageneinfahrten werden dank klar geschnittener Betonwände optimal geführt.

Im Norden des Gebäudes sorgen drei Kamine für Aufsehen. Der Neubau wurde nämlich zum Anlass genommen, eine moderne Holzschnitzelheizung zu integrieren, die nicht nur diesen, sondern auch einen beträchtlichen Teil der 60er-Jahre-Überbauung mit nachhaltiger Wärme versorgt. Diese Elemente versuchte man nicht gestalterisch zu kaschieren, sondern will sie ehrlich zeigen.

Die Authentizität in der Gestaltung setzt sich auch im Innern der Wohnungen fort. Aber auch hier wird nichts dem Zufall überlassen, sondern alles ist bis ins kleinste Detail durchgestaltet. Dass es sich konstruktiv um einen Holzbau handelt, wird an der Decke ablesbar, wo die konstruktiven Holzelemente sichtbar geblieben sind. Den Bodenbelag bildet ein geschliffener Anhydritboden. Dass damit die gängige Boden-Decken-Materialisierung auf den Kopf gestellt wurde, tut den Räumen gut und macht sie einzigartig. Die kontrollierte Lüftung und andere Installationen werden an klar definierten Zonen in abgehängten Deckenelementen geführt, die im Innenraum als Deckenabsätze spürbar werden. Das heisst, die Technik wird intelligent genutzt und dient als raumdefinierendes Element.

Wer die 3,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen betritt, dem eröffnet sich der Raum in der Diagonalen. Diese Diagonalbezüge erweitern das Raumgefühl und lassen auch bescheidene Grundrisse grösser erscheinen. Die grosszügige Belichtung der Wohnungen von Westen wie von Osten trägt das Ihre dazu bei, dass nie ein Gefühl der Bedrängnis aufkommt.

Das Herzstück der Wohnungstypologie ist die tiefe, grosszügige Loggia, die nicht nur als Balkon, sondern als Erweiterung des Wohnraums in Erscheinung tritt. Die grosszügigen Dachgärten und Balkonschichten waren und sind auch ein Merkmal der ganzen Siedlung Sonnhalde. Überhaupt sind die Verweise zum Bestehendem immer wieder vorhanden. So handelt es sich um einen Vorfabrikationsbau, nicht in Beton, sondern in Holz. Weiter wurde der wahrnehmbare Bezug zur Göhnersiedlung mit den grossformatigen Eternitplatten und der bewussten rhythmischen Farbgestaltung in Erdtönen erzielt. Durch die Abtreppung und Farbgebung lebt die alte Analogie zu Kamelen oder Dromedaren, die der Göhnersiedlung nachgesagt wird, in gewissem Sinne weiter.

192284980