Mehrfamilienhaus Kanonengasse
,
Schweiz
Veröffentlicht am 19. Februar 2024
Ferrara Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Baugrundstück liegt am Rande des Basler Rings, dessen Bebauung grösstenteils im Zuge der ersten Stadterweiterung zwischen 1871 und 1900 erfolgte. Neben parkähnlichen Gärten prägen Reihenhäuser das Quartier. Ferrara Architekten haben die klassische Blockrandbebauung zeitgemäss umgesetzt: Raumhohe Türen, hochwertige Materialien und Einbauten gehören ebenso zur Grundausstattung wie der Minergie-Standard. Bodenmaterialien, Wandgestaltung, Farbgebung sowie Bad- und Küchenausstattung wurden von den Eigentümer*innen mitbestimmt.
Ausgangslage
Heute zählt das Quartier zu den begehrtesten Wohnlagen der Stadt, da es neben einem ruhigen Wohnumfeld über eine zentrale Lage verfügt. Das direkte Umfeld des Bauvorhabens an der Ecke Kanonengasse/Holbeinstrasse besteht aus einer Mischung von historischen Reihenhäusern, neueren Mehrfamilienhäusern und gewerblich genutzten Gebäuden. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Marienkirche.
Entwurfsidee
Die exponierte Ecklage der Blockrandbebauung und die damit verbundene Präsenz des Gebäudes mit zwei strassenseitigen Fassaden erfordert eine besondere Sorgfalt bei der Fassadengestaltung. Ausgehend von den Merkmalen der umgebenden Bebauung sowie den klassischen Stilmitteln der Fassadenzonierung und -gestaltung von Stadthäusern wurde die Fassade entwickelt: Die Basis bildet eine strukturierte Putzfläche, in der die Fenster systematisch angeordnet sind. Sonderteile wie Erker, Balkone, Sockel, Fenstergewände und die Betonung der Gebäudeecke sowie der obere Abschluss der strassenbündigen Fassade sind in Farbe und Material abgesetzt und akzentuiert und zonieren so die Flächen. Das zurückgesetzte Attikageschoss lehnt sich in Farbigkeit und Materialität an die Hauptgeschosse an, ist jedoch insgesamt reduzierter und mit einer freieren Fensteranordnung geplant.
Projektierung
Den Grundrissen aller Wohnungen der Normalgeschosse liegt folgendes Prinzip zugrunde: Raumzone entlang der Strassenfassaden, Erschliessungs- und Nebenraumzone, Raumzone entlang der Gartenfassade. Hier bot sich die Anordnung des Wohn-Koch-Essbereiches aufgrund der Sitzplätze und Balkone an. In den Maisonettewohnungen des Attika- und Dachgeschosses wurde aufgrund der geringeren Gebäudetiefe das Konzept des Durchwohnens verfolgt, das die Orientierung nach innen beibehält und gleichzeitig den Blick auf die Stadt ermöglicht.
Im Dachgeschoss wurde eine mögliche Raumaufteilung vorgeschlagen, hier war aber auch eine komplett offene Variante ohne Wandeinbauten denkbar. Jede der geplanten Wohnungen verfügt über einen eigenen Freibereich. Im Erdgeschoss sind den Wohnungen überdachte Sitzplätze oder Loggien mit jeweils einem privaten, vom Gemeinschaftsbereich abgetrennten Grünbereich zugeordnet. Die Wohnungen im 1. und 2. Obergeschoss erhalten überdachte Balkone oder Loggien. Für die Maisonettewohnungen im Attikageschoss und im Dachgeschoss ergaben sich durch den Rücksprung der Fassadenflucht Terrassenflächen entlang der Strassen- und Gartenfassade mit Aufweitungen jeweils im Bereich der Erker und Balkone.
Realisierung
Das neue Mehrfamilienhaus besteht oberirdisch aus einem Hochparterre zur Reduzierung der strassenseitigen Sichtbarkeit, zwei Obergeschossen und einem zurückgesetzten Attikageschoss mit aufgesetztem Satteldach. Die lichte Raumhöhe beträgt in allen Wohngeschossen mit Ausnahme des Attikageschosses 2,55 Meter. Unterirdisch wurden zwei Garagengeschosse geplant. Neben den Einstellhallen mit insgesamt 24 Pkw-Stellplätzen stehen im 1. Untergeschoss über Lichtschächte belichtete Hobbyräume und im 2. Untergeschoss die wohnungseigenen Kellerräume zur Verfügung.
Der winkelförmige Baukörper verfügt je Schenkel über einen separaten Eingangsbereich mit Treppenhaus und Aufzug. Pro Geschoss und Treppenhaus sind zwei Wohnungen erschlossen. Das Dachgeschoss wird mit dem Attikageschoss zu Maisonettewohnungen zusammengefasst und über wohnungsinterne Treppen erschlossen. Die Zufahrt zu den Garagengeschossen erfolgt über geschlossene Rampen an der südöstlichen Grundstücksecke. Der Blockinnenbereich ist jeweils im Erdgeschoss über das Treppenhaus oder von der Kanonengasse über einen abschliessbaren Durchgang erreichbar.
Das Projekt von Ferrara Architekten wurde für den Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.