Nescher

1 von 3

 
9494 Schaan,
Liechtenstein

Veröffentlicht am 16. September 2025
indra + scherrer architektur

Südwestfassade Westfassade Westfassade Detail Nordostfassade Nordwestfassade Nordfassade Detail Westfassade Detail Gang Badezimmer Wohnung 7 Küche Wohnung 7 Essbereich Wohnung 7

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Fertigstellung
02.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
7
Grundstücksfläche
1300 m²
Geschossfläche
780 m²
Nutzfläche
724 m²
Gebäudevolumen
4222 m³
Parkplätze
16

Beschreibung

Im neu erschlossenen Wohngebiet in Schaan plante die indra+ scherrer ag dieses Mehrfamilienhaus im Auftrag eines versierten Naturfotografen. Die Idee war es, ein dynamisches Gebäude zu erschaffen, in dem man den Bezug zu den vier Jahreszeiten besonders intensiv erleben kann. Innen und Aussen sollten durch gezielt grossflächig eingesetzte Fensterfronten und Öffnungen verschmelzen, ohne dass die Geborgenheit der privaten Räume dabei verloren geht.

Der Neubau fügt sich in eigenständiger Formensprache in die Landschaft ein und behauptet sich in Farbe und Textur mit einem unmissverständlich urbanen Selbstverständnis. Zugleich spiegelt die prägnant gestaltete Hülle auch die wohltuende Schroffheit der dahinterliegenden Berge wider. Dazu wurde eine nachhaltige, vorgehängte Alucopondfassade gewählt, deren Farbe gleich einem Chamäleon zwischen Olive und Bronze changiert, sodass das Gebäude einen zugleich gut geerdeten und dennoch dezent eleganten Charakter vermittelt.

Markant im Erscheinungsbild sind auch die vorgezogenen, der Sonne folgenden, dynamisch anmutenden Balkone, die nicht nur die Südsonne einfangen, sondern auch die Aussicht um ein paar Grad erweitern. Dabei gewähren sie dennoch viel Privatsphäre, wozu auch die leicht hochgezogene Aussenbrüstung mit Handlauf beiträgt. Senkrechtstoren im Zipsystem im Innern verhindern Blendung, erlauben gleichzeitig jedoch die Durchsicht auf das umliegende Westpanorama.

Die Idee des Wohnhauses basiert auf sechs Mietwohnungen, die als 1,5-, 3,5- und 4,5-Zimmer-Wohnungen konzipiert wurden. Darüber erstreckt sich über das gesamte Attika als privater Adlerhorst die Penthousewohnung des Bauherrn. Die Raumkonfiguration lässt sich bedarfsweise dahingehend ändern, dass die Kleinwohnungen beliebig der 4,5-Zimmer-Wohnung zugeordnet werden können. Prinzipiell sind die Grundrisse in einen Schlaf- und einen Wohnbereich gegliedert.

Für die private Attikawohnung mit direktem Zugang zum Lift wurde ein spezielles Design entwickelt, wobei einige Entwürfe der Möbel aus der Feder des Architekten stammen. Zu den Eyecatchern im Wohnbereich zählt auch die an der Decke befestigte und schwebende Feuerstelle. Abgerundet wird das äusserst wohnliche und stilvoll aufeinander abgestimmte Wohnambiente mit überraschend abwechslungsreichem, wohltuendem Raumcharakter durch die nicht alltägliche Farbauswahl und die variable Verwendung unterschiedlicher Materialien. Ungewöhnliche Details begeistern bis in die Nassräume, wo etwa der Duschbereich mit einer speziellen Spachtelung ausgeführt wurde. Im Zweifelsfall fiel bei diesem Bauvorhaben die Wahl stets auf die nicht alltäglichen Lösungen.

Die besondere Herausforderung dieser Bauaufgabe bestand darin, ein Mehrfamilienhaus zu entwerfen, das den natürlichen Wechsel der vier Jahreszeiten nicht nur sichtbar, sondern räumlich spürbar macht. Die Idee, Innen- und Aussenraum durch grossflächige Fensterfronten und Öffnungen miteinander verschmelzen zu lassen, entsprang dem Wunsch des Bauherrn, eines Naturfotografen, die Natur ganzjährig intensiv erlebbar zu machen – ohne dabei auf die Geborgenheit und Privatheit der Wohnräume zu verzichten.

Die Inspiration für das Projekt stammt aus der unmittelbaren Umgebung: der Wechselwirkung von urbanem Lebensraum und alpiner Natur. Das Gebäude nimmt mit seiner eigenständigen Formensprache Bezug auf die Schroffheit der umliegenden Berge, während es sich gleichzeitig durch die changierende Alucopondfassade in Olive und Bronze farblich harmonisch einfügt und dennoch eine selbstbewusste, urbane Präsenz zeigt.

Der Standort im neu erschlossenen Gebiet von Schaan spielte eine zentrale Rolle für den Entwurf: Einerseits eröffnete die unbebaute Umgebung gestalterische Freiheiten, andererseits verlangte die exponierte Lage nach einem klaren architektonischen Ausdruck, der sich sowohl in die Landschaft einfügt als auch eigenständig wirkt. Bestand war keiner vorhanden, was den Weg für eine konsequente Umsetzung der Entwurfsideen ebnete.

Die enge Zusammenarbeit mit der Bauherrschaft prägte den Entwurfsprozess wesentlich. Die persönliche Lebensweise und das ästhetische Empfinden des Bauherrn – nicht zuletzt seine Nähe zur Natur – führten zu einem hohen gestalterischen Anspruch, etwa im Ausbau der privaten Attikawohnung. Hier flossen auch Entwürfe des Architekten in das Möbeldesign ein. Solche individuellen Anforderungen führten zu einer hohen Detailtiefe und besonderen Raumlösungen, die sich bis in die Bäder erstrecken, etwa in Form spezieller Spachteltechniken.

Das Projekt reiht sich konsequent in die bisherige Architekturhaltung des Büros indra+ scherrer ag ein, das für durchdachte, standortbezogene und materialbewusste Lösungen bekannt ist. Dennoch wurde hier die Materialwahl besonders experimentell umgesetzt: Die vorgehängte Alucopondfassade mit ihrem schimmernden Farbspiel trägt wesentlich zur Identität des Hauses bei.

Grössere Richtungsänderungen zwischen Entwurf und Ausführung gab es kaum – der Fokus lag von Beginn an auf einem hohen gestalterischen Anspruch, der durchwegs beibehalten wurde. Energetisch und funktional orientierte man sich an aktuellen Standards, wobei besonders die Verschattungslösungen mit Senkrechtstoren im Zipsystem sowie die Zonierung der Grundrisse – Schlafen und Wohnen klar getrennt – aktuelle Wohnbedürfnisse reflektieren.

Insgesamt zeigt dieses Projekt, wie durch die Kombination aus architektonischer Vision, feinfühliger Materialwahl und dem Mut zu besonderen Lösungen ein Wohnbau entsteht, der über das Übliche hinausgeht – sowohl funktional als auch atmosphärisch.

Das Projekt von wurde von indra + scherrer ag eingereicht und von Jeannine Bürgi publiziert.

193436077