Sanierung ehemaliges Kapuzinerkloster
Frankreich
Veröffentlicht am 14. Januar 2025
Atelier Archiplein Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die Geschichte dieses Ortes reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, als das Kloster für die Bruderschaft der Kapuziner erbaut wurde. Heute wird das Ensemble von Atelier Archiplein renoviert. Es besteht aus zwei L-förmigen Gebäuden, die sich um einen gepflasterten Innenhof im Süden gruppieren und sich nach Norden zu einem französischen Garten öffnen. Die ehemalige Kapelle befand sich senkrecht zur Strasse, während sich das Wohnhaus der Mönche im rückseitigen Flügel zum Garten hin erstreckte. Nach der Revolution verschwand die Bruderschaft, und das Anwesen wurde zum Nationalgut, bevor es in private Hände überging. Im 19. Jahrhundert wurde das Anwesen in zwei Grundstücke aufgeteilt, was zu umfangreichen Fassaden- und Innenraumveränderungen führte, um es an neue Wohnnutzungen anzupassen. Trotz einer teilweisen Wiederherstellung im 20. Jahrhundert blieb nur ein kleiner Teil bewohnt, während der Rest des Gebäudes fast ein Jahrhundert lang dem Verfall überlassen war und eine umfassende Sanierung erforderte.
Das Projekt umfasst eine doppelte architektonische und landschaftliche Intervention, wobei das zentrale Element eine monumentale Galerie aus Hauteville-Stein ist. Diese 35 Meter lange massive Struktur dient als Aussichtspunkt und verbindet den unteren Garten mit dem oberen Wohnniveau. Ihre imposante Materialität korrespondiert mit der Monumentalität des Klosters und rechtfertigt so eine radikale Intervention im Einklang mit der ursprünglichen Architektur. Die Linienführung der Galerie greift mehrere Gestaltungselemente der Gartenkunst auf, insbesondere eine abgerundete Ecke, die an die typischen Muster des 18. Jahrhunderts erinnert. Diese zeitgenössische Interpretation verbindet verschiedene Bauphasen formal miteinander und verleiht dem Ensemble eine neue architektonische Kohärenz. Die bauliche Intervention zielt darauf ab, die ursprüngliche Verbindung zwischen Hof und Garten wiederherzustellen, die durch die Grundstücksteilung verloren gegangen war. Ehemalige Durchgänge werden wieder geöffnet, während neue Durchbrüche die räumliche Tiefe wiederherstellen und die ursprüngliche Lesbarkeit des Gebäudes ermöglichen. Grosse, fest installierte Öffnungen mit massiven Steinrahmen fügen sich harmonisch in die vorhandene Geometrie ein. Sie bieten spektakuläre Ausblicke auf den gepflasterten Innenhof und unterstreichen das architektonische Gleichgewicht zwischen Hof und Garten. Der starke Befall mit Hausschwamm machte die vollständige Entfernung aller Holzverkleidungen und Böden sowie das Abschlagen des Mauerwerks erforderlich. Da diese Elemente nur einen geringen künstlerischen Wert besassen, ermöglicht ihr Ersatz eine zeitgemässe Neuinterpretation der Innenräume, die die filigranen erhaltenen Gipsgewölbe besonders hervorhebt. Ein wiederkehrendes Motiv durchzieht das gesamte Projekt: das auf die Spitze gestellte Quadrat. Dieses Muster, inspiriert vom bestehenden Bodenbelag, strukturiert die architektonische Komposition und betont das Wechselspiel von Licht und Schatten. Es zeigt sich in den neuen Durchbrüchen, in denen das skulpturale Mittelstück autonom zur Geltung kommt, in der Galerie, wo es die Position der Säulen bestimmt, und schliesslich in den Geländern, die es als abschliessendes gestalterisches Element aufgreifen. So gelingt es dem Projekt durch eine respektvolle Herangehensweise und eine subtile Inszenierung, die historische Bausubstanz neu zu interpretieren und eine moderne architektonische Lesart des Klosters zu entwickeln.
Das Projekt wurde von Atelier Archiplein für den Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.