Sanierung und Erweiterung Volksschule Spitalacker

2 von 40

 
3013 Bern,
Schweiz

Veröffentlicht am 30. März 2022
Kast Kaeppeli Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022

Strassensilhouette Viktoriastrasse Luftbild Kontext Anbau West mit Zugang zur Turnhalle Eingang Schule Pausendach 2.Obergeschoss Treppenaufgang Schule Unterrichtsraum Turnhalle Foyer mit Blick zur Garderobe Basisstufe Sportgarderoben Untergeschoss Dachgeschoss Sanierung Gotthelfstrasse 40 Turnhalle vor der Erweiterung

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Gotthelfstrasse 30, 3013 Bern, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
07.2020
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
2
Grundstücksfläche
13'125 m²
Geschossfläche
8237 m²
Nutzfläche
5987 m²
Gebäudevolumen
37'890 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
31,0 Mio. CHF
Parkplätze
26

Beschreibung

Aufgrund steigender Schülerzahlen sowie dem baulichen Erneuerungsbedarf wurde die bestehende Turnhalle beidseitig mit viergeschossigen Anbauten erweitert. Durch die Höhenstaffelung und die Ausformulierung der Fassaden gliedert sich der Erweiterungsbau selbstverständlich in den Kontext.

Ausgangslage

Das Schulareal umfasst 13’125 m². Darauf befinden sich ein schützenswertes Schulhaus von 1899 und zwei Turnhallen von 1911 und 1970. Aufgrund des baulichen Erneuerungsbedarfs, der Umnutzung der Einstellhalle nach dem Auszug der Feuerwehr und den angemeldeten zusätzlichen Raumbedürfnissen der Schule sind Veränderungen bei diversen Gebäuden auf der Parzelle notwendig. Einerseits wird die bestehende Turnhalle aus den 70er Jahren mit zwei Anbauten erweitert und andererseits die beiden früheren Bestandsgebäude den neuen Bedürfnissen angepasst.

Entwurfsidee

Das Projekt fasst zweiseitig die bestehende Turnhalle mit viergeschossigen Anbauten. Das westlich gelegene Volumen nimmt mit seiner Höhe Bezug auf die gegenüberliegende ehemalige Feuerwehrkaserne, mit dem östlichen Anbau wird der Pausenhof begrenzt und ein städtebaulicher Abschluss zum Fussballplatz gebildet. Die Höhenstaffelung führt die nördliche Strassensilhouette weiter, die beim Hochhaus am Viktoriaplatz beginnt und sich über die Feuerwehrkaserne bis zur grossen Freifläche fortsetzt. Die Adressierung bildet auf Seite Gotthelfstrasse die Auskragung des Volumens für die Sportnutzungen und beim Pausenplatz ein Gebäudeeinschnitt für den Zugang zur Schule. Der Anbau Ost ist als flexible Raumstruktur geplant. Er wird durch eine zentral gelegene, doppelläufige Treppenanlage erschlossen, die in den Obergeschossen in Vorzonen mit Garderoben und Lernlandschaften mündet, welche den Klassenzimmern vorgelagert sind. Die angegliederten Mehrzweckräume sind nach Bedarf unterteilbar, womit auf jedem Geschoss flexible Lern- und Unterrichtsmöglichkeiten entstehen. Das Dach der Turnhalle wird zu einem begrünten Pausenhof umgestaltet, der im 2. Obergeschoss auch als Verbindungsweg zwischen den beiden Anbauten genutzt werden kann. Die aus sandgestrahlten Betonelementen realisierte Fassaden orientiert sich in Gliederung und Farbgebung am historischen Schulhaus und den Nachbarbauten im Quartier, womit ein Dialog zwischen Erweiterungsbau und Bestandsbauten entsteht.

Projektierung

Der Anbau West beherbergt die ergänzenden Nutzungen der Turnhalle und den Stützpunkt der Strassenreinigung. Die Turnhalle ist ebenerdig erschlossen und der Korridor unter der Tribüne verbindet die Anbauten West und Ost. Im Anbau Ost befinden sich die Schulnutzungen. Die Basisstufe im Erdgeschoss ist nach Osten orientiert und hat einen direkten Zugang zum Aussenraum. Der Grundriss der drei Obergeschosse der Sekundarschule kann komplett als klassenübergreifende Lernlandschaft genutzt werden. Durch die im Brandfall abtrennbare, zentrale Treppenanlage werden alle Erschliessungsbereiche zu möblierbaren Arbeitszonen für die Kinder. Die Gruppenräume zwischen den Klassenzimmern können mit einer Faltschiebewand je nach Bedarf zu Klassenzimmer oder Mehrzweckräume vergrössert werden. Die Schrankeinbauten und die Akustikdecken in den Unterrichtsräumen sind mit rahmenden Leisten gefasst um die Flächen zu strukturieren und auf einen kindlichen Massstab herunter zu brechen.
Im schützenswerten Schulhauses Gotthelfstrasse 40 sollen durch gezielte Massnahmen 6 Basisstufenklassen mit Gruppenräumen im EG Platz finden. Auch in anderen Geschossen sind Anpassungen vorgesehen wie der Einbau eines Sekretariats und diversen Gruppenräumen. Bei der alten Turnhalle Gotthelfstrasse 32 werden die Annexbauten zurückgebaut und die Garderoben saniert. Dies ermöglicht eine bessere Erschliessung des gesamten Schulareals.

Realisierung

Die sanierten Gebäudeteile der Turnhalle erfüllen den Standard Minergie-Eco und die beiden neuen Anbauten den strengeren Standard Minergie-P-Eco. Der Erweiterungsbau bezieht die Wärme für Heizung und Warmwasser vom benachbarten Fernwärmeverbund Viktoria. Im Anbau West wurde zusätzlich eine Solaranlage für die Wassererwärmung realisiert. Der Erweiterungsbau wird nach dem Minergie-Standard belüftet. Für einen effizienten Betrieb der Lüftungsanlagen wurden die Räume mit CO2-Fühler ausgestattet.
Auf dem Anbau Ost wurde eine PV-Anlage montiert, welche vom EWB betrieben wird. Die installierte PV- Anlage mit 116 monokristallinen Modulen hat eine Leistung von 36.5 kWp und produziert rund 38’000kWh elektrische Energie pro Jahr. Dies entspricht dem Elektro-Energieverbrauch von 15 Berner Durchschnitts-Haushalten.

Besonderheiten

- Der Grundriss der drei Obergeschosse der Sekundarschule interpretiert die aktuelle Brandschutznorm und reduziert die nicht möblierbare Fläche auf ein Minimum. Durch die im Brandfall abtrennbare, zentrale Treppenanlage kann die ganze restliche Fläche als klassenübergreifende Lernlandschaft und Unterrichtsräume genutzt werden.
- Der Aussenraum ist für die Anzahl Schüler nach der Erweiterung zu knapp. Um mehr Pausenfläche anbieten zu können wird das Dach der Turnhalle begehbar gestaltet. Vom 2. Obergeschoss erschlossen, bietet die Pausenfläche Sitz- und Aufenthaltsgelegenheiten für 200 Schüler und schafft eine zusätzliche direkte Verbindung der beiden Anbauten. Eine grosszügige Pergola sorgt für Schatten und wettergeschütze Bereiche.
- Die massive Verkleidung der Fassade stellt in ihrer Gliederung und Materialisierung einen Bezug zu den Schulgebäuden und den Nachbarbauten her. Die Tektonik der neuen Fassade lehnt sich an die ortstypische Bauweise der Bauten im Quartier an und wird in anderer Produktionsweise und Material anhand neuer Begebenheiten und Energievorschriften interpretiert. Die Fensterteilung der Turnhalle und den Glasbausteinen wurden zur energetischen Optimierung ersetzt, in ihrem Ausdruck aber erhalten.

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