Schulhaus Schlossmatt

 
3400 Burgdorf,
Schweiz

Veröffentlicht am 10. Februar 2025
Bauart Architekten und Planer AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Grunerstrasse 7, 3400 Burgdorf, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
10.2024

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Geschossfläche
3030 m²
Gebäudevolumen
10'650 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
13,0 Mio. CHF

Beschreibung

Im Oktober 2024 wurde der Modulbau auf dem Areal der Schule Schlossmatt in Burgdorf fertiggestellt. Es bietet Platz für zwei Kindergarten- und sieben Primarschulklassen sowie Räume für die Betreuung im Rahmen des Tagesschulkonzepts. Der Neubau basiert auf den Modulbauten, die der Holzbauer Blumer Lehmann zusammen mit Bauart Architekten und Planer bereits in Bern, Winterthur und im deutschen Schorndorf realisiert haben. Optisch kommt der Neubau in Burgdorf aber eigenständig daher. Die Stadt Burgdorf hat sich mit der 2019 lancierten Klimavision 30 strenge Ziele für eine nachhaltige Entwicklung gesetzt. Einen wichtigen Beitrag dazu soll der Gebäudepark leisten. Unter anderem dürfen städtische Bauten nur noch in Holzmodulbauweise oder unter Wiederverwendung bestehender Materialien erstellt werden. Die im Herbst 2024 fertiggestellte Erweiterung des Schulhauses Schlossmatt ist ein Baustein, um diese Ziele zu erreichen. Nötig machte den Holzmodulbau einerseits der gestiegene Platzbedarf, andererseits müssen die bestehenden Schulgebäude in der Schlossmatt aus den 1950er-Jahren saniert werden. Für diese Zeit braucht es Rochadeflächen. Der Neubau bietet deshalb Platz für sieben Schul- und zwei Kindergartenklassen. Dazu kommen Räume für die Betreuung im Rahmen des Tagesschulkonzepts.

Zwei Gebäude, ein Konzept
Das neue Schulhaus in Burgdorf umfasst zwei Gebäude, die mit einem zweigeschossigen, offenen Zwischenbau verbunden sind. Der östliche Gebäudeflügel ist drei Stockwerke hoch, derjenige im Westen zwei. Mit seiner Gliederung und der unterschiedlichen Höhenentwicklung orientiert sich der Neubau an der Massstäblichkeit auf dem Schulareal. Der Verbindungstrakt dient als Hauptzugang, Erschliessung und als gedeckte Pausenhalle. Auf dem Dach des zweigeschossigen Trakts befindet sich eine Grünlandschaft, die auch als Gartenschulzimmer benutzt werden kann. Das begrünte Dach ist ebenso ein Beitrag zum klimagerechten 
Bauen wie die Photovoltaik-Anlage, der Baustandard Minergie Eco, die möglichst weitgehende Verwendung von Holz als Baustoff und die Möglichkeit, die Module anderswo wieder verwenden zu können.
 
Kanal als Lüftungskonzept
Das Grundrisskonzept lehnt sich an jenes der Winterthurer Modulschulhäuser an, wurde aber in den Dimensionen leicht modifiziert, um auf das Raumprogramm und die dafür nötigen Zimmergrössen reagieren zu können. Basis der Module bildet ein Doppelquadrat mit 6.5 Metern Länge, 3.25 Metern Breite und 3.43 Metern Höhe. Durch das Verhältnis zwei zu eins (Länge zu Breite) können zwei Einheiten mit der Breitseite an die Längsseite eines anderen Moduls anschliessen. In Burgdorf bilden zwei Reihen längs nebeneinander angeordneter Module drei Raumzonen: eine Zone für die Klassenzimmer sowie weitere grosse Räume, eine für den mittigen Korridor und eine weitere für Sekundärräume. Dabei nutzen die grossen Räume jeweils die Breite eines Moduls, während sich Nebenräume und Korridor die Breite des zweiten Moduls teilen. An einem Ende der beiden Gebäude ist zudem querstehend pro Geschoss ein weiteres Schulzimmer angeordnet.
 
Modular und nachhaltig
Insgesamt besteht das Schulhaus in Burgdorf aus 106 vorgefertigten Modulen, die innerhalb eines Monats aufgerichtet wurden. Die Vorarbeiten selbst dauerten rund drei Monate, ebenso die Fertigstellung vor Ort. Der Baustoff Holz ist innen wie aussen omnipräsent: Ein Grossteil der Innenwände, Decken und Einbaumöbel ist in sichtbarem Fichtenholz ausgeführt, als Kontrast sind die Räume mit roten Linoleumböden ausgelegt und haben die Rückwände der Waschbeckenbereiche in den Schulzimmern eine petrolgrüne Oberfläche. Auch an den Fassaden tritt der Baustoff Holz sichtbar in Erscheinung. «Wir wollten bewusst an die Optik der «Züri-Modular»-Bauten anknüpfen und die modulare Bauweise in der Gestaltung stärker zeigen», sagt Stefan Fuchs. Grosse Teile der Holzfassade wurden nur mit einer transparenten Wasserschutzschicht behandelt. Die Flächen ohne Fenster erhielten eine Ausfachung aus Latten, die mit einer dunklen Öllasur behandelt wurden. Abweichend zu früheren Bauten haben jene auf der Schlossmatt im Erdgeschoss einen umlaufenden Laubengang aus verzinktem Stahl. Damit hat man auf den Umstand reagiert, dass die Gebäude aufgrund des Hochwasserschutzes auf einem höheren Sockel stehen. So konnte für die Fluchtwege und die Gartenausgänge eine architektonische Lösung gefunden werden. Aus verzinktem Stahl bestehen auch die vorgehängten Netze an der Fassade. Sie dienen zum einen als Ballfang und ermöglichen es zum anderen, Teile der Fassaden zu begrünen. Ein weiteres speziell auf den Standort abgestimmtes Detail sind die gerahmten Fensterbereiche: Sie nehmen ein Gestaltungselement der inventarisierten Bauten aus den 1950er-Jahren auf und führen es im Holzbau zeitgemäss weiter. 

Innovative Haustechnik
Analog zu den Bauten in Bern, Winterthur und Schorndorf ist hingegen die Haustechnik gelöst. Geheizt, gekühlt und gelüftet wird mit einem modernen und nachhaltigen System: Unter den Fenstern angebrachte Konvektoren – sogenannte Riothermelemente – versorgen die Räume mit Wärme oder Kälte, die von Luft-Wärmepumpen bereitgestellt wird. Für die Belüftung kommt das vom Haustechnik-Spezialisten Beat Kegel (Link zum Kegel-Interview auf Modulart.ch) entwickelte Lowtech-Konzept zur Anwendung, das fast ohne Rohrleitungen auskommt: Die Zuluft fliesst von der Lüftungszentrale direkt in die untere Korridorhälfte und gelangt über Luftschlitze in die Schulzimmer. Dort erwärmt sich die Luft, steigt zur Decke und wird mit kleinen Ventilatoren abgesaugt und in der oberen Korridorhälfte zurück in die Zentrale befördert. Möglich ist diese innovative Nutzung des Korridors als Lüftungskanal ohne Rohrleitungen durch die unterschiedlichen Temperaturniveaus von Zu- und Abluft. Ein System, das auch bestens zur Klimavision 30 der Stadt Burgdorf passt.

Das Projekt von Bauart Architekten und Planer wurde im Rahmen des Swiss Arc Award eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.

 

 

 

Projektbeteiligte Unternehmen

Planung

192063687