Erweiterung Primarschule Lufingen
,
Schweiz
Veröffentlicht am 04. September 2024
Schmid Schärer Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Schulhaus Gsteig stammt ursprünglich aus den 1960er-Jahren und wurde im Laufe der Zeit mehrfach erweitert. Die Bauetappen sind an den verschiedenen Volumen ablesbar. Durch Addition ist im Lauf der Zeit eine Gesamtanlage entstanden, die sich in den Hang und die ringsherum liegenden Landwirtschaftsflächen einfügt. Schmid Schärer Architekten haben das Ensemble um vier Klassenzimmer mit Gruppenräumen, einen Pavillon für die Erweiterung der Hort-Infrastruktur sowie eine Einfachturnhalle mit entsprechenden Nebenräumen erweitert. Der architektonische Ausdruck ist zeitlos und harmoniert gut mit dem älteren, denkmalgeschützten Bestand.
Entwurfsidee
Die neue Turnhalle wurde nahtlos an die bestehende Anlage angefügt und bildet eine Art Endpunkt. Sie verbindet mit ihrem Foyer die obere und untere Klassenebene zu einem Rundgang. Die obere Ebene dient als Vereinseingang und Zuschauerloggia, die untere Ebene als Vorraum zu den Umkleideräumen, zur Halle und als Ausgang zu den Aussensportplätzen.
Da der von RWPA Architekten entworfene Erweiterungsbau 2013 verkürzt ausgeführt wurde, galt es für den Turnhallenneubau eine Form zu finden, die sich in das preisgekrönte und inventarisierte Gebäudeensemble einfügt und dennoch als erster Holzbau auf dem Schulgelände einen eigenen Ausdruck findet. Dazu wurde der Radius der Referenzen erweitert: Die Schule liegt zwischen zwei Dörfern inmitten der Ackerlandschaft gegenüber einer Gärtnerei mit Gewächshäusern. Die Fassade des Erweiterungsbaus von 2013 ist durch hohe, schlanke Stützen in engem Raster gegliedert. Die denkmalgeschützte alte Turnhalle am anderen Ende des mäandernden Ensembles ergänzt das Inspirationsrepertoire. So spielt der Entwurf mit transluzenten Polycarbonat-Stegplatten und vertikalen Holzlisenen.
Im Innenraum wurden die vorhandenen Materialien und Details aufgegriffen, transformiert, mit neuen Farben ergänzt und im Zuge der Oberflächensanierung auch in den Bestand zurückgeführt.
Projektierung
Das Projekt war geprägt von den widersprüchlichen Zielen, einerseits die massive Betonarchitektur der 2010er-Jahre weiterzubauen und andererseits die hohen Anforderungen an nachhaltiges Bauen und die Netto-Null-Ziele zu erfüllen. Graue Energie und der damit verbundene CO₂-Ausstoss spielten 2013 für die meisten Architekten noch keine Rolle, aber das Projekt hatte grosses Potenzial in Bezug auf Tageslichtnutzung und natürliche Belüftung. Durch den Einbau von motorisierten Lüftungsklappen in die Klassenzimmerfenster und Oberlichter konnte nicht nur die Luftqualität durch eine kontrollierte natürliche Fensterlüftung mittels CO₂-Sensor geregelt werden, sondern auch eine automatische Nachtauskühlung ermöglicht werden, die den Betrieb der installierten Splitkältemaschinen überflüssig macht. Auch die Sporthalle ist nur mit einer automatischen Fensterlüftung ausgestattet.
Wegweisend ist jedoch die Polycarbonatfassade aus Polycarbonat-Lichtbauelementen. Die 60 Millimeter dicken, 500 Millimeter breiten und 5 Meter hohen Platten sind so leicht, dass sie von einer Person getragen werden können. Dabei erreichen sie einen U-Wert von 0,7. So wurde im Vergleich zu einer Glasfassade mit Aluminiumprofilen fast 2/3 CO₂ eingespart. Ein weiterer Vorteil der transluzenten Fassade ist der diffuse Tageslichteinfall ohne Blendwirkung, so dass kein Sonnenschutz die Tageslichtnutzung behindert.
Das Projekt von Schmid Schärer Architekten wurde für den Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.