Sozialpädagogische Einrichtung der Stiftung Cité Radieuse

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1112 Echichens,
Schweiz

Veröffentlicht am 06. Februar 2023
Joud Beaudoin Architectes Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Route de St-Saphorin 23, 1112 Echichens, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
01.2022
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
14
Grundstücksfläche
4984 m²
Geschossfläche
505 m²
Nutzfläche
1277 m²
Gebäudevolumen
11'159 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
9,6 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
2
Parkplätze
8

Beschreibung

Die Stifung La Cité Radieuse ist auf die Aufnahme von Menschen mit Mehrfachbehinderungen spezialisiert. Das Projekt zielt auf die Erweiterung und Anpassung ihrer Infrastruktur durch die Schaffung von zwei neuen Wohneinheiten mit einer einzigartigen Grundrisstypologie.

Ausgangslage

Die Einrichtung wurde 1967 gegründet und beherbergt heute 60 Bewohner, von denen die meisten auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Sie besteht aus einer Gruppe von Häusern, die sich um einen gemeinsamen Sockel gruppieren, in dem alle Freizeitaktivitäten und die für die Entfaltung der Begünstigten notwendigen Aktivitäten zusammenlaufen. Angesichts der Überalterung und der Schwierigkeiten bei der Nutzung bestimmter bestehender Infrastrukturen hatte die Stiftung 2016 einen Wettbewerb ausgeschrieben.

Entwurfsidee

Die bereits im Rahmen des Wettbewerbs angestellten Überlegungen entwickeln eine architektonische Antwort auf die besondere Fragestellung nach einer an die Lebensweise der Begünstigten angepassten Struktur. Die Forschung konzentrierte sich auf die Innenräume und experimentierte mit einer besonderen Grundrisstypologie, um die Bewegungsfreiheit von Rollstuhlfahrern zu gewährleisten und einen allmählichen Übergang zwischen privaten und gemeinschaftlich genutzten Räumen zu ermöglichen.
In den oberen Stockwerken ist der Grundriss in Form einer «8» angelegt, um für Rollstuhlfahrer ungünstige Sackgassen und rechtwinklige Kurven zu vermeiden. Der geschwungene Flur ermöglicht es jedem Bewohner, sein Zimmer von der zentralen Halle aus zu erreichen, ohne die Gemeinschaftsräume zu durchqueren. Die durch die unregelmässigen Wandabschnitte entstandenen Einbuchtungen ermöglichen einen kontinuierlichen «Spaziergang», der durch improvisierte Treffpunkte der Bewohner unterbrochen wird. Die Gemeinschaftsräume sind ebenfalls unterteilt, um dem Ess- und Wohnzimmer eigene Licht- und Blickqualitäten zu geben und gleichzeitig den Charakter eines diagonal durchlaufenden Raumes zu erhalten. Durch die organisch geformte Anordnung entsteht schliesslich ein Kranz von fünfeckigen Zimmern, die durch ihre Grosszügigkeit den Bewohnern und dem Pflegepersonal die tägliche Arbeit erleichtern.

Projektierung

Im Erdgeschoss sind die Gemeinschaftseinrichtungen neu organisiert: Das alte Restaurant wurde durch ein neues, geräumigeres ersetzt, das flexibler für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden kann. Das neue Gebäude ist eine Hybridkonstruktion, um die Materialien optimal zu nutzen: Das innere Tragwerk besteht aus Beton, insbesondere um die lichten Geschosshöhen zu optimieren, während die Gebäudehülle und der Dachstuhl in Holzrahmenbauweise ausgeführt sind. Die Vorfertigung in der Werkstatt ermöglichte eine schnelle Montage vor Ort, um die Belästigung am bewohnten Standort während der Umbauphase gering zu halten. Die Verkleidung besteht aus einer leichten Haut aus Holzlamellen mit vorspringenden Abdeckungen, deren Linienführung die Fassaden durch das Spiel von Licht und Schatten bereichert. Der helle Farbton verleiht dem Ganzen den sanften Ausdruck eines in den Hügel gepflanzten «Zweifamilienhauses», das die farbliche Einheit des Ortes auf bescheidene Weise fortsetzt.

Realisierung

Das Projekt entspricht den Minergie-Standards, die Wärmeerzeugung erfolgt über Erdsonden. Dieses System ermöglicht auch die freie Kühlung der Decken, um den Komfort der Bewohner im Sommer zu erhöhen. Innerhalb des Geländes nimmt das Gebäude eine landschaftliche in Anlehnung an die Hügel ein und nutzt so die Topografie, um eine zweite Bezugs- oder Gartenebene zu schaffen. Schliesslich wurde im Rahmen dieser landschaftlichen Gestaltung ein unterirdischer, aber ebenerdiger Parkplatz in den Sockel integriert, um die Abholung der Bewohner mit Spezialfahrzeugen zu erleichtern.

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