Umbau Bauernhaus in Elfingen

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5077 Elfingen,
Schweiz

Veröffentlicht am 04. April 2023
Markus Schlempp Architekt
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
02.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2

Beschreibung

In einem dem über 300 Jahre alten Bauernhaus im ortsbildgeschützten Ort Elfingen (AG) wünschte sich die Bauherrschaft im ehemaligen Heustock eine altersgerechte Wohnung, die ebenerdig erschlossen werden kann, um den zu gross gewordenen Wohntrakt des Hauses an eine junge Familie vermieten zu können.

Ausgangslage

Das Bauernhaus befindet sich am Rand des Dorfkerns. Genauso wie die umliegenden ehemaligen Bauernhäuser war es als Eindachhof konzipiert, bei dem der Wohntrakt, der Stall und der Heustock unter einem Dach vereinigt waren.
Durch seine Hanglage und seine stattliche Länge, erhebt sich der Giebel in Richtung Süden 13 m in die Höhe, während der Heustock von Norden her ebenerdig erschlossen werden kann. Im Inneren des Heustocks wurde der die Dachkonstruktion mit dem liegenden Stuhl und die noch vorhandenen historischen Bruchsteinwände aus Jurakalkstein als architektonisches Potential erkannt.

Entwurfsidee

Um bei dem Umbau das ursprüngliche Erscheinungsbild des Bauernhauses zu bewahren, stellten die Belichtung und die Aussicht aus der neuen Wohnung eine besondere Herausforderung dar.
An der Giebelfassade wurden im Bereich einer ehemaligen Aufstockung Holzlamellen angebracht, welche die Belichtung einer dahinterliegenden Loggia zum Schlaftrakt mit darüberliegender Galerie gewährleisten. Unter der verglasten Dachfläche wurde eine weitere Loggia angeordnet, die über eine grosszügige Doppeltüre dem Wohnbereich zugeordnet werden kann und bei extremen Witterungsbedingungen eine zusätzliche Pufferzone bietet. Eine grosse und präzise gesetzte Lukarne, die durch ihre Analogie zu seitlich angeordneten Hocheinfahrten ein vertrautes Bild erzeugt, bietet dem Wohn-Ess-Raum einen weiten Blick über das Dorf in die Weinberge. Die neue Wohnung ist gegliedert durch zwei neue Einbauten im grosszügigen stützenfreien Dachraum und dem neu gewonnen Raum der grossen Lukarne.

Projektierung

Um eine akustische und statische Trennung zu der darunter liegenden Wohnung zu erreichen, wurde auf den historischen Wänden eine neue Balkenlage aufgelegt. Im ungeheizten Vorbereich wurde ein Zugang als Brücke zu der neuen Wohnung geschaffen. Von da aus führt eine Treppe ausserhalb der Wohnung zu einem zusätzlichen Raum im ersten Einbau. In ihm befindet sich von der Wohnung zugänglich ein barrierefreies Bad und die Küchen. Er ist in der Wohnung mit naturbelassenen und finierten Lärchenholz verkleidet und besitzt in der zum Wohnraum hin ausgerichteten Küchenzeile eine Nische, die mit naturbelassenen Schwarzstahl ausgekleidet ist. Davor steht die Kochinsel ebenfalls aus Lärchenholz mit einer Natursteinabdeckung aus Valser Granit.
Gegenüber steht im Zentrum des Dachraums der Holzofen aus dunklem Lehm, der als Baukörper den Schlaftrakt beinhaltet. Über eine naturbelassene Treppe aus Schwarzstahl erreicht man eine Galerie über dem Schlaftrakt, die durch die Holzlamellen am Giebel einen weiten Blick in die Umgebung frei geben. Diese ist als beidseitig sichtbare Lärchenbrettschichtholzplatte ausgeführt, welche auf den Schrankwänden und der Pfosten-Riegel-Fassade aufliegt.
Im Wohnbereich besitzt die Wohnung einen hellen mineralischen fugenlosen Bodenbelag, während in dem Schlafbereich ein Dielenboden aus naturbelassenen und finieten Lärchenholz verlegt ist. Bei der Wahl der Baustoffe wurde grosser Wert auf die Nachhaltigkeit Nachhaltigkeit im Sinne des Zirkulären Bauens gelegt.

Realisierung

In der Realisierung des Projekts wollte die Bauherrschaft sich partizipativ beteiligen, was zu einer längeren Bauphase führte, die auf allen Ebenen dem Projekt zugutekam. So reagierten alle beteiligten Unternehmen flexibel auf den Baufortschritt und arbeiteten gemeinsam mit der Bauherrschaft in respektvoller und konstruktiver Art und Weise an dem Projekt. Dadurch konnten hochwertige handwerkliche Details mit den Unternehmen entwickelt und umgesetzt werden. Der komplette sichtbare Ausbau aus Holz (Pfosten-Riegel-Fassade, Fenster, Türen, Verkleidungen und Einbauschränke) wurde von Markus Schlempp selbst gefertigt und mit der Bauherrschaft gemeinsam montiert.

Besonderheiten

Alle Holzoberflächen sind unbehandelt und lediglich mit einer speziellen Japanischen Hobelmaschine (Marunaka Super Surfacer) finiert. Dabei wird das Holz mit einem feststehenden Hobelmesser aus speziellem Stahl in einem bestimmten Winkel zum Werkstück gehobelt, sodass ein Span mit einer Dicke von ca. 0,1 mm auf die gesamte Werkstücklänge abgenommen wird. Durch diese Bearbeitung bleibt die Zellstruktur des Holzes so perfekt erhalten, dass durch seine natürliche Schutzfunktion eine Widerstandsfähigkeit gegen Einträge von Aussen erreicht wird, die keine weitere Behandlung notwendig macht. Die Bearbeitung erfolgt zudem weitestgehend Geräusch und Staub los und erzeugt im Holz eine sehr dynamische Tiefe in seinem Erscheinungsbild.

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