Umbau eines Wohnhauses in Chemin-Dessus

 
1927 Chemin,
Schweiz

Veröffentlicht am 03. April 2025
savioz fabrizzi architectes Sàrl
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Chemin de bramantino 4, 1927 Chemin, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
11.2023
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
2
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
1
Grundstücksfläche
675 m²
Geschossfläche
177 m²
Nutzfläche
105 m²
Gebäudevolumen
609 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
1,2 Mio. CHF
Parkplätze
2
Anzahl Betten
1

Beschreibung

Am Rand des alten Dorfkerns von Chemin-Dessus, an der Strasse zum Col des Planches im Val de Bagnes, erfährt ein Wohnhaus durch eine präzise und zurückhaltende Transformation eine neue architektonische Ausdruckskraft. Verantwortlich für das Projekt ist das Büro Savioz Fabrizzi architectes Sàrl. Das Gebäude ist nach Süden ausgerichtet und öffnet sich mit weitem Blick zur gegenüberliegenden Talseite – eine landschaftliche Qualität, die subtil in den Entwurf einfliesst, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Die bestehende Struktur setzt sich aus drei eigenständigen Baukörpern zusammen, die Spuren einer schrittweisen Entwicklung und wechselnder Nutzungen tragen. Ursprünglich beherbergte das Haus mehrere übereinanderliegende Wohnungen. Der Bau besteht fast vollständig aus Bruchsteinmauerwerk, das teilweise verputzt ist, während die vorspringenden Gebäudeteile aus Holz gefertigt wurden. Diese Schichtung von Materialien und Funktionen bleibt als Erinnerung erhalten und bildet den Ausgangspunkt der architektonischen Intervention. Auf dem Grundstück befindet sich zudem ein ehemaliger, heute stillgelegter Dorfbrunnen, der in das neue Konzept integriert und reaktiviert wird. Die Umnutzung strukturiert die Räume entlang einer klaren vertikalen Logik. Der obere Gebäudeteil nimmt die Wohnbereiche auf. Der Zugang erfolgt über ein zentrales Podest, das die Schlafräume erschliesst. Zwei halbgeschossige Treppenläufe führen von dort in den Essbereich sowie in das darüberliegende, als Galerie angelegte Wohnzimmer – eine fliessende, rhythmische Verbindung der Ebenen. Vom gleichen Podest führt eine Treppe hinab in den unbeheizten unteren Teil des Hauses, in dem sich der Carnotzet und der Weinkeller befinden. Diese Räume greifen auf die ursprüngliche Materialität zurück und verankern das Gebäude atmosphärisch im Bestand. Der vorspringende Teil des Hauses, in dem sich das Wohnzimmer befindet, wurde in Sichtbeton neu aufgebaut. Die vertikale Schalung aus Holzlatten hinterlässt ihre Struktur in der Oberfläche und erinnert an das ursprüngliche Holzvolumen, während sie zugleich die neue, mineralische Erscheinung des Hauses unterstreicht. Diese architektonische Sprache setzt sich auch im Inneren fort – insbesondere im Carnotzet, wo die rohen Betonwände einen direkten Bezug zur äusseren Hülle herstellen. Im Kontrast dazu stehen die Wohnräume, die vollständig mit hellem Birkenholz ausgekleidet sind. Dieser starke, aber ausgewogene Gegensatz zwischen der warmen, haptischen Innenwelt und der raueren äusseren Struktur bildet die sinnliche Grundlage des Projekts. Ein besonderes Element der Umgestaltung stellt der wiedergeöffnete Dorfbrunnen dar. Er sammelt heute Regenwasser von der Nordseite des Daches, das über eine zart auskragende Dachrinne direkt in den Brunnen geleitet wird. Diese technische, fast poetische Geste verleiht dem Brunnen seine ursprüngliche Funktion zurück und bindet das Haus in einen einfachen, natürlichen Wasserkreislauf ein.

Das Projekt von savioz fabrizzi architectes Sàrl wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.
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