Verbindungsdach Primarschule Biel-Benken

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4105 Biel-Benken,
Schweiz

Veröffentlicht am 25. März 2020
Fox Wälle Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021

Abend Innen Abend Detail Abend Aussen Tag Innen Tag Detail Tag Aussen

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Kilchbühlstrasse 7, 4105 Biel-Benken, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
10.2018

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
1
Grundstücksfläche
23'798 m²
Geschossfläche
182 m²
Nutzfläche
182 m²
Gebäudevolumen
602 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
300'000 CHF

Beschreibung

Das Verbindungsdach der Schulanlage Kilchbühl der Primarschule von Biel-Benken verbindet das alte mit dem neuen Schulhaus. Prägend ist die Wind- und Regenschutzwand mit seinem Moiré-Effekt.

Ausgangslage

2013 wurde das neue Schulhaus mit Dreifachturnhalle fertig gestellt. Der Neubau ging 2002 aus einem Wettbewerb hervor, der von der Architektengemeinschaft Jürg Berrel mit Zwimpfer und Partner AG gewonnen wurde. Der Neubau ergänzt das alte Schulhaus aus dem Jahre 1964 vom Architekten Ernst Egeler mit einem Winkelbau. Zwischen den beiden Bauten ergibt sich ein geschützter Aussenraum, der als Verbindungsweg zwischen den beiden Schulhäusern dient. Bei Regen brachten die Kinder die beim Schulhauswechsel die Nässe ins Gebäude. Diesem Umstand sollte mit einem Verbindungsdach entgegengewirkt werden.

Entwurfsidee

Nach der Fertigstellung des neuen Schulhauses war die Verbindung der beiden Schulhäuser eine ca. 8.0 m breite Betonfläche. An einer Seite waren Sitzblöcke mit integrierter Beleuchtung am Boden platziert. Der Aussenraum sollte Verbindung und Aufenthaltsraum sein. Die beiden Gebäudewinkel schafften einen geschützten Raum, liessen aber eine Öffnung zum Westen, wo der Wind hineinbläst. Es war nicht das Bestreben, die volle Breite der Betonfläche abzudecken, sondern genügend, dass bei Westwind ein trockener Bereich bleibt. Das neue Dach deckt ca. 2/3 der Betonfläche ab und bildet eine horizontale Platte, die an den Altbau geschoben ist und sich in die breite Eingangsnische des Neubaus schiebt.

Die horizontale Platte steht auf einer angewinkelten Wand und auf Stahlstützen. Beim Neubau ist das Dach an die Decke der Eingangsnische gehängt. Das eigentliche Dach ist ein Holzelementbau, dessen Untersicht eine naturbelassene Holz-Dreischichtplatte hat. Mit der Naturholzoberfläche nimmt das Verbindungsdach die Holzfassade des Neubaus auf.

Die angewinkelte Wand bildet zum einen, Schutz vor dem Westwind, aber zum anderen auch einen neuen Aufenthaltsort mit Sitzbank zu den bestehenden Sitzblöcke hin. Diese Wand wurde zum Gestaltungselement und Erkennungsmerkmal ausgebildet. Auf diese Weise wird der Aussenraum mit Verbindungsdach und Schutzwand räumlich zoniert und die Aufenthaltsqualität aufgewertet.

Projektierung

Obwohl es sich hier um eine scheinbar relativ einfache Aufgabe handelt, nämlich zwei Gebäudeeingänge mit einem Schutzdach zu verbinden, dauerte der politische Findungsprozess rund 3 Jahre. Die Kostenvorgaben konnten relativ schnell eingehalten werden. Widerstände im Gemeinderat, die Forderung der Schulleitung nach einem Verbindungsdach zu akzeptieren auf der einen Seite und Ängste, dass ein neues Verbindungsdach bei starkem Wind und Regen am Schluss doch keinen trockenen Fussweg garantieren kann auf der anderen Seite, führten zu diesem langen Diskurs. Im September 2017 konnte der Baukredit von der Gemeindeversammlung gesprochen werden.

Besonderheiten

Augenfällig am Projekt ist die angewinkelte Schutzwand. Wenn man ein Stück Karton auf zwei weiteren Stücken Karton legen will, knickt man die beiden Kartonstücke, damit sie stehen und man das dritte Kartonstück darauflegen kann. In diesem Sinne übernimmt die geknickte Schutzwand eine statische Aufgabe.

Die Wand ist aber auch so platziert, dass sie die Öffnung zum Westwind abdeckt und den Eingang zum alten Schulhaus vor Wind und Regen schützt. Der Winkel der geknickten Wand öffnet sich zum Aussenraum und bildet so gegenüber den Sitzblöcken einen neuen Aufenthaltsraum. In den Winkel hineingeschrieben ist eine bumerangförmige Sitzbank.

Die Schutzwand soll aber nicht komplett sichtdicht sein, sondern einen vagen Blick vom Schulhauseingang zum neu geschaffenen Aussenraum ermöglichen. Erreicht wird dies damit, dass die Wand gelocht ist. Die Wand besteht aus zwei nahen beieinanderstehenden Metallscheiben, welche beide gleich gelocht sind. Durch den engen Abstand der Metallscheiben und die Bewegung des Menschen im Raum entsteht ein optisches Flimmern, resp. ein Moiré-Effekt, wie er auch beim zusammenlegen zweier Punktraster entsteht. Dieser Effekt ist gewollt und ein Teil des Entwurfes. Die äussere Oberfläche der Metallscheiben besteht aus spiegelblankem Stahl, womit sich die Umgebung in der Wand spiegelt und den flimmernden Effekt noch verstärkt. Die dem Betrachter abgewandten Innenseiten der Metallscheiben sind hellgrün beschichtet und können nur durch die Lochung wahrgenommen werden. Auch dieser gestalterische Schritt soll den Flimmereffekt noch verstärken. Nachts wird die Lochung durch die Beleuchtung des Wandinnenraums durch LED-Streifen erlebbar gemacht.

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