Volksschule Baumgarten
,
Schweiz
Veröffentlicht am 08. März 2024
Atelier 5 Architekten und Planer AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Die von Atelier 5 Architekten realisierte Umnutzung eines Bürogebäudes in Bern ist ein Paradebeispiel für die vertiefte Auseinandersetzung mit der Nutzung bestehender Strukturen, Bauteiltrennung und Materialwahl. Die kurze Projektierungs- und Realisierungszeit zeigt den herrschenden Zeitdruck, aber auch die gelungene Zusammenarbeit zwischen Politik, Bauherrschaft, Planern und beteiligten Firmen. So wurden beispielsweise Projektphasen parallel bearbeitet und bereits vor Erteilung der Baugenehmigung mit nicht genehmigungspflichtigen Arbeiten begonnen. Die dadurch termingerecht eröffnete Sekundarschule integriert fortschrittlichen Werkstattunterricht und schafft attraktive Aussenräume auf verschiedenen Ebenen in dicht bebauter Umgebung.
Ausgangslage
Die Deckung des Schulbedarfs gestaltet sich am Schulstandort Laubegg in Bern schwierig, da Einsprachen bereits begonnene Projekte verhindern oder verzögern. Um den Bedarf für das Schuljahr 23/24 decken zu können, wurde in einem Workshopverfahren zusammen mit der Stadt, dem Schulamt und Atelier 5 eine Lösung für die Umnutzung der bestehenden Büroliegenschaften an der Nussbaumstrasse entwickelt.
Entwurfsidee
Durch das durchdachte Stützenraster des Bürogebäudes entstehen offene und flexible Raumstrukturen, die die Chance und Möglichkeit bieten, ein progressives Unterrichtsmodell, den sogenannten «Werkstattunterricht», in den Schulalltag zu implementieren. Dieses Modell soll das eigenständige Lernen und die selbstständige Wissensaneignung der Schülerinnen und Schüler (SuS) fördern.
Auf dem Schulgelände stehen nur begrenzte Freiflächen als Pausenflächen zur Verfügung. Aus diesem Grund wurden alle möglichen Aussenflächen für die Schule aktiviert. So wird die gesamte Grundfläche des Grundstücks mit Ausnahme des Daches des höheren Turmes A für Pausenflächen genutzt. So konnten attraktive Pausenflächen im Eingangsbereich und Dachterrassen auf verschiedenen Ebenen realisiert werden. Den Flächen wurden unterschiedliche Themen wie Rückzug, Gemeinschaft, Aussicht geniessen, Quatschen, Chillen, Lernen, etc. untergeordnet, um für die wechselnden Bedürfnisse der Schüler unterschiedliche Aufenthaltsorte anbieten zu können. Der Pausenplatz Ost, als Eingangsbereich der Schule mit verschiedenen Aktivitätsmöglichkeiten, öffnet eine bisher ungenutzte Fläche zum Quartier und wird bereits rege von den Quartierbewohnenden aller Altersgruppen genutzt.
Projektierung
Das Farb- und Materialkonzept kristallisiert sich aus den baulichen Rahmenbedingungen und einer möglichst nachhaltigen Haltung heraus. Um einer späteren Umnutzung nicht im Wege zu stehen, wurden die neu eingebauten Lüftungs-, Elektro- und Sanitäranlagen im Sinne einer nachhaltigen Bauteiltrennung offen geführt und bewusst nicht verkleidet. Darüber hinaus sollten möglichst einfache, rohe und natürliche Materialien für Böden und Decken verwendet werden, die in Zukunft demontiert, wiederverwendet oder zumindest recycelt werden können. Da aufgrund des hohen Glasanteils der Fassaden nur wenig Wandfläche für Plakate, Präsentationen etc. zur Verfügung steht, wurden die gewünschten Einbauschränke mit pinnbarem, grünem Korklino ausgestattet, das sich als freundliches und farbenfrohes Identifikationsmerkmal überall im Gebäude wiederfindet. All diese Gestaltungsmittel erzeugen einen Atelier- beziehungsweise Werkstattcharakter, der mit dem innovativen neuen Unterrichtskonzept optimal harmoniert.
Besonderheiten
Das Projekt ist nicht nur wegen des Schulsystems ein Pilotprojekt für die Stadt Bern. Es ist auch ein Schritt in die Zukunft, in der neue Schulen nicht mehr auf der grünen Wiese geplant werden können, sondern bestehende Bausubstanz genutzt werden muss. In Zeiten von Klimawandel und Ressourcenknappheit gilt es, unnötige Energieemissionen und graue Energie zu vermeiden. Das Projekt will dazu einen Beitrag leisten und Vorbild für weitere Schulbauten in diesem Kontext werden.
Das Projekt von Atelier 5 Architekten und Planer wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.