Volksschule Enge

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3004 Bern,
Schweiz

Veröffentlicht am 04. April 2025
Kast Kaeppeli Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Lehrerzimmer Luftbild Pausenplatz Klassenzimmer Mehrzweckraum Bildnerisches Gestalten Foyer mit Treppenhaus Toiletten Kunst am Bau Vorraum Turnhalle Turnhalle Lehrerzimmer vorher Klassenzimmer vorher Turnhalle vorher

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Studerstrasse 56, 3004 Bern, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
07.2024

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
5590 m²
Geschossfläche
4800 m²
Nutzfläche
2233 m²
Gebäudevolumen
19'255 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
15,5 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
28
Parkplätze
1
Anzahl Schüler
264

Beschreibung

Ausgangslage
Nach rund 20 Jahren Fremdvermietung wird die Schulanlage Enge wieder zur Volksschule. Gemeinsam mit den Schulbauten des geplanten Viererfeld-Stadtquartiers soll ein neuer Schulstandort entstehen. Das 1911 errichtete Schulhaus im historisierenden Stil und die 1931 in der Sachlichkeit des Neuen Bauens angefügte Turnhalle entsprachen nicht mehr den geltenden Anforderungen und wurden deshalb in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege saniert.

Gesamtsanierung
Unter Wahrung der denkmalpflegerischen Interessen wurde die Schulanlage auf einen angemessenen baulichen, pädagogischen und technischen Standard gebracht, der auch die energetischen und ökologischen Vorgaben einhält. Das Raumprogramm wurde unter Berücksichtigung der Nutzerbedürfnisse sorgfältig in die bestehende Raumstruktur integriert, nur punktuell wurden grössere Eingriffe vorgenommen. So wurde ein über alle Geschosse durchgehender Lift eingebaut und die bisher getrennten Gebäude mit unterschiedlichen Geschossniveaus geschickt, miteinander verbunden und hindernisfrei erschlossen. Der Eingangsbereich der Turnhalle wurde nach Vorbild alter Archivplänen in eine einseitig offene Spielhalle umgestaltet. Eine neue, breite Freitreppe mit Rampe aus Naturstein schafft einen grosszügigen Bezug zum Pausenplatz und akzentuiert die gedeckte Halle als neues Gelenk der Schulanlage. Im Dachgeschoss wurde der Innenausbau aus den 1970er-Jahren zurückgebaut, die Hauswartwohnung zum Musikzimmer umgebaut und die Räume für das Lehrpersonal in einer zum Bestand passenden Architektursprache ausgebaut. Sowohl im Schulhaus als auch im Turnhallentrakt wurde die bauzeitliche Gestaltung erhalten oder wiederhergestellt. Die Wandgliederung mit Sockelbrett, Juteverkleidung im unteren und Glattstrich im oberen Wandbereich war nur noch in den Korridorbereichen vorhanden und wurde in den Klassenzimmern wieder ergänzt. Die Fenster wurden mit Glasersatz energetisch ertüchtigt oder anhand der bauzeitlichen Fenster nachgebaut. Türen und Schränke wurden in gestemmter Optik erneuert und ergänzt. In der Turnhalle konnten anhand eines Archivbilds die neue Akustikdecke und die Farbgebung der ursprünglichen Gestaltung entsprechend interpretiert werden.

Energie, Nachhaltigkeit und Reuse
Im Schulhaus wurden aufgrund der ohnehin massiven Bauweise und der aufwendigen Wandgestaltung nur die Brüstungsbereiche unter den Fenstern und das Dach gedämmt. Zur Schonung von Bausubstanz und Budget wurde auf den Einbau einer Lüftungsanlage verzichtet und die manuelle Fensterlüftung beibehalten. Dank der Überwachung mittels CO₂-Sensoren und der Möglichkeit zur Nachtauskühlung kann eine gute Luftqualität garantiert werden. Der Turnhallentrakt wurde von innen gedämmt und aufgrund der im Untergeschoss angeordneten Nasszellen mit einer Lüftungsanlage ausgestattet. In der Sporthalle sorgt eine automatisierte Fensterlüftung für gute Luftqualität. Die Wärmeversorgung für die gesamte Anlage erfolgt ab circa 2027 über das regionale Fernwärmenetz. Bis dahin bleibt die bestehende Wärmeerzeugung in Betrieb. Das Dach der Sporthalle wurde mit einer integrierten Photovoltaikanlage ausgestattet. Originale Bauteile wie Leuchten, Lavabos, Heizkörper und auch diverse Einbauten blieben erhalten oder konnten an anderer Stelle im Projekt wieder eingesetzt werden. Zudem wurde ein grosser Teil der Dachziegel gereinigt und zusammen mit neuen Ziegeln wiedereingebaut. Ein Gebäude zu erhalten, es sorgfältig zu sanieren und weiter zu nutzen ist per se eine nachhaltige Vorgehensweise. Durch die präzisen, teils interpretierenden und teils integrierenden Eingriffe bleiben die Integrität und der kulturelle Wert der Gebäude erhalten. Das alte Schulhaus wurde in sich stimmig, harmonisch, aber auch charakterstark zu neuem Leben erweckt.

Kunst und Bau
Die Künstlerin Eva Maria Gisler hat mit dem Projekt kommunizierende Röhren ein imaginäres Leitungssystem aus den ehemaligen Heizungsrohren geschaffen. Die in Altrosa eingefärbten Rohre führen durch Wände, Böden und Decken von einem Raum in den nächsten und verbinden das Schulhaus mit dem Turnhallenanbau. Ein Rohr kann so zur Turnstange oder zur Sitzgelegenheit werden oder es weckt den Spieltrieb, dem Leitungssystem zu folgen.

Das Projekt von Kast Kaeppeli Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Nina Farhumand publiziert.

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