Wohnanlage Grünmatt
,
Schweiz
Veröffentlicht am 05. Oktober 2020
Lüscher-Lüscher Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
26 Wohnungen, Café und Gewerbe Genius Loci-kollektive Erinnerung klar gestaltete Gebäude/Freiräume, reduzierte Materialisierung, präzise Detailierung, Holz-Hybridbau, Minergie-P, Holzschnitzelheizung, Solarkollektoren Jeder Bewohner spart 2 t CO2/Jahr
Ausgangslage
Ein altes Mühlegebäude von 1451 markierte lange Zeit den wichtigen Ort auf halbem Wege zwischen Winterthur-Seen und Oberseen, an der heutigen Grünmattstrasse. Neben der Mühle entstand später eine Sägerei. Die Mühle und drei grosse Scheunen waren bis vor kurzem noch integrierter Bestandteil des Quartiers. Mit dem Abriss der Mühle und der Scheunen, welche durch anonyme Mehrfamilienhäuser ersetzt wurden, verlor das Quartier einen wichtigen Teil seiner Identität und städtebaulichen Präsenz.
Unser Projekt ist der Versuch die kollektive Erinnerung des Ortes wiederzubeleben.
Entwurfsidee
Städtebaulicher Ansatz:
Präzises und sensibles Aufspüren der Quartier-Identität als Teil einer Auseinandersetzung zwischen Alt und Neu, zwischen Vorgefundenem und Neuinterpretation prägt die Konzeption. Die neu platzierten Baukörper aktivieren räumliche Klarheit und definieren mit den bestehenden und den neuen Bäumen eine öffentliche Platzsituation.
Entwurfskonzept:
Die Wohnanlage Grünmatt liegt im heute ruhig gelegenen Wohnquartier Winterthur Seen. Der Mattenbach fliesst entlang der nördlichen Parzellengrenze begleitet von einem alten Baumbestand. Die Bauvolumen entwickeln sich auf dem südlichen Teil der Parzelle. Mit dieser Anordnung entstand im Norden zum Bach eine Parksituation mit mehreren räumlichen Spannungsfeldern. Die Gebäudekörper wurden für eine optimale Besonnung des Parks nur zwei/dreigeschossig gebaut. Die Bewohner erreichen Ihre Wohnungen über den öffentlichen Platz mit Café und den Strassen abgewandten ruhigen Park. Das Geräusch des Baches begleitet sie beim «nach Hause kommen».
Die alten Scheunen, welchen den Ort über lange Jahre geprägt haben, ihre kollektive Erinnerung, inspirierten uns. Bei der Wahl der Materialien haben wir uns daher bewusst nur auf Holz und Beton beschränkt. Sie sollten in ihrer archaischen Form aus sich selber sprechen.
Garten:
Der Erhalt der bestehenden Vegetation war ein zentrales Anliegen. Die grosse Zeder am Eingang der Siedlung wurde mit viel Aufwand geschützt. Sie definierte die Lage des Ersatzneubaues.
Projektierung
Konstruktion:
Die Tragstruktur besteht aus versteifenden Stahlbeton Treppenkernen und tragenden Aussenwände in Holz. Die Stahlbetondecken wurden direkt mit den zuerst errichteten Holzwänden vergossen. Diese spezielle Hybridbauweise verlangte eine enge Zusammenarbeit zwischen Baumeister und Holzbauer.
Materialisierung:
Die Fassadenschalung besteht aus überlappenden, 20 cm breiten, druckimprägnierten, sägerohen Fichtenbrettern. Die bis zu 5.4 Meter langen Fensterbänke und alle Dachabschlüsse wurden aus massivem Accoya Holz gefertigt. Die Gebäudesockel sind aus Beton gegossen und machen den Hochwasserschutz in Bachnähe sichtbar.
Besonderheiten
Energiekonzept:
Die Wärmeversorgung für Heizung und Warmwasser erfolgt, für die Minergie-P zertifizierte Wohnanlage Grünmatt, mit einer 130 KW Holzschnitzelheizung und einer 80 m2 thermischen Solaranlage. In einer wegweisenden Synergie zwischen lokalen Energieproduzenten und Energieabnehmer wird alles Schnitzelholz direkt aus dem nahen Seemer Wald, auf kürzestem Wege zur Wohnanlage transportiert. Die Bewohner der «Grünmatt» sparen durch die CO2 neutrale und lokale Wärmeproduktion jedes Jahr 2 Tonnen CO2 und erreichen mit einem nachhaltigen Mobilitätsverhalten die Vorgaben der «2000 Watt Gesellschaft».