FL9
,
Schweiz
Veröffentlicht am 09. August 2018
Polygon Architektur & Design
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Grundstück liegt in einem ruhigen Einfamilienhausquartier, welches in den 1950er-Jahren entstanden ist. Um allen heutigen ökologischen und räumlichen Anforderungen gerecht zu werden, wurde das bestehende Wohnhaus bis auf den Keller abgerissen. Die Kellerdecke wurde als Plattform für das neue Holzelementhaus genutzt und erweitert, um das Grundstück den baugesetzlichen Möglichkeiten entsprechend optimal zu nutzen.
Mit den beiden unterschiedlichen, in sich verschränkten Gebäudekörpern – Wohnturm und ausladendes Wohnzimmer – sowie der geknickten Südfassade werden mehrere Schmalseiten geschaffen, welche mit der kleinen Massstäblichkeit konventioneller Einfamilienhäuser kokettieren und eine Mehrfachlesbarkeit schaffen. Mit der einfachen Materialisierung und dem zurückhaltenden dunklen, warmen Farbton wurde ein Ensemble gestaltet, welches Neugierde weckt. Als Reminiszenz an das alte Gebäude wurde das grosszügige Vordach zur Strasse hin in einer zeitgemässen Art als filigranes Skelett aus rohem Stahl rekonstruiert.
Im Gebäude weist jeder Raum ganz eigene Qualitäten auf und ermöglicht die jeweils besten Ausblicke in die Umgebung. Das Konzept einer kontinuierlichen Raumabfolge offenbart sich bereits beim Betreten des Hauses. Der Eingang bildet mit der Küche einen grosszügigen Raum. Die Küche gibt den Blick frei in den kleinen Innenhof. Danach folgt der Essbereich, welcher mit seinen zwei gegensätzlichen Ausblicken ein Durchwohnen ermöglicht. Nahtlos daran angeschlossen ist der überhohe Wohnbereich. Mit seiner Nische und dem hohen nordseitigen Fenster zum Innenhof entsteht ein kontemplativer Rückzugsort. Durch die grosse Öffnung gegen Süden wird der Garten zusätzlich zum Bestandteil des Wohnraumes. Die grosse Fensterfront führt weiter ins Arbeitszimmer, welches den Abschluss der «öffentlichen» Nutzungen im Erdgeschoss bildet.
Der kompakte Treppenkörper aus Eschenholz erschliesst das privatere Obergeschoss. Die beiden Kinderzimmer sind durch eine Tür-zu-Tür-Situation miteinander verbunden, welche zu einer minimalen Erschliessungsfläche beiträgt und den Sichtkontakt ermöglicht. Das eine Kinderzimmer ist mit dem für das Gebäude charakteristischen Knick südlich zum Garten orientiert. Das andere ermöglicht mit seiner L-Form eine Ost-West-Orientierung und ein Maximum an Tageslicht. Die Galerie als drittes Zimmer lässt es zu, den Wohnraum zu überblicken und schützt einen vor äusseren Einblicken.
Das Dachgeschoss im schmalen Wohnturm wird als offener Raum genutzt und gestattet stimmungsvolle Ausblicke auf die Abendsonne über der Jurakette und das Schloss. Die Dachterrasse schafft einen attraktiven Aussenraum mit urbanen Qualitäten.
Mit dem Holzelementbau wurde eine nachhaltige, ökologische und effiziente Bauweise gewählt. Die Elementwände sind innen lediglich weiss lasiert und aussen mit einer hinterlüfteten Holzschalung beplankt. Durch die flächendeckende PV-Anlage wird die jährliche Energiebilanz positiv. Übers Jahr werden etwa 140 Prozent der für Haushalt und Wärmepumpe erforderlichen Energie produziert.