Wohnüberbauung Suurstoffi, Baufeld 3
,
Schweiz
Veröffentlicht am 06. April 2016
Müller Sigrist Architekten AG + Masswerk Architekten AG
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Städtebau
In den letzten Jahren entstand in Risch-Rotkreuz laufend Bedarf an zusätzlicher Gewerbe- und Wohnfläche. Ausdruck davon ist unter anderem die Bebauung das Areals «Suurstoffi». Der für das Areal verbindliche Bebauungsplan Langweid sieht eine hohe bauliche Dichte entlang der Bahngeleise vor, während im lärmgeschützten Bereich dahinter Wohnbauten von abnehmender Grösse an die Landwirtschaftszone angrenzen.
Für das Baufeld 3 wurde 2011 ein selektives Studienverfahren durchgeführt, in dessen Folge die Teams von Müller Sigrist Architekten und Masswerk Architekten mit der weiteren Planung beauftragt wurden.
Das zugrundeliegende Projekt bewegt sich zwar innerhalb des Bebauungsplans, bricht aber die vorgesehene Zeilenstruktur auf, zugunsten einer durchlässigeren Anordnung von 9 kleineren Baukörpern. Somit wird das Bild von im Garten verstreuten mehrgeschossigen Bauten mit Pavillon-Charakter erzeugt. Diese reagieren in Form- und Farbgebung auf die benachbarten Bauten. Dabei kommt dem Projekt zugute, dass die Gebäude von zwei verschiedenen Architekturbüros geplant wurden, die innerhalb der «GP Suurstoffi Baufeld 3 GmbH» organisiert sind. Während die Häuser 1-4 mit ihrer abgeschrägten Balkonschicht an die Geometrie der bestehenden Häuser auf dem benachbarten Baufeld anknüpfen, schaffen die rechtwinkligen Häuser 5-9 den Übergang zu den auf dem Ostareal geplanten Bauten.
Die beschriebene Gebäudeform schlägt sich auch im konstruktiven Konzept nieder: Eine effiziente Schottenstruktur in Holzbauweise ergibt klar ausgerichtete Innenräume, die sich auf die jeweiligen Freiräume beziehen. Süd- und westseitig wird dieser rechtwinkligen Struktur eine abgeschrägte Balkonschicht vorgelagert, welche die Volumen leicht und elegant erscheinen lässt. Zu diesem Eindruck tragen auch die starke optische Durchlässigkeit der Balkonschicht und die grossen Fenster bei.
Architektur Häuser 5-9
Mit den Häusern 5-9 sind Wohnungen mit 1½- bis 4½-Zimmern entstanden. Sie werden als 3 und 4-Spänner erschlossen und orientieren sich mehrheitlich auf zwei oder drei Seiten. Allen Wohnungen sind grosszügige Balkone, Lauben vorgelagert, die als «grünes Zimmer» die Qualität der Wohnungen erheblich steigern. Eine weitere Qualität sind die offenen Raumbeziehungen zwischen Wohnen, Küche und Essen - Wohnlandschaft statt einzelner Zellen. Grossformatige Verglasungen ermöglichen Weitblick in Nachbarschaft und in die Landschaft.
Fassade Häuser 1-4
Die Aussenhaut der Gebäude ist in hellem, gekantetem Blech ausgeführt, das mit seinem leichten Glanz und der feingliedrigen Detaillierung die angestrebte Leichtigkeit verstärkt. Dahinter tritt insbesondere bei der Balkonschicht der in warmen Farben gehaltene Holzbau in Erscheinung. Dieser zweischichtige Aufbau löst die klaren Umrisse der Volumen auf, zugunsten eines leichten «pavillonartigen» Ausdrucks.
Fassade Häuser 5-9
Das Erscheinungsbild der Gebäude steht in starkem Zusammenhang mit ihrer inneren Konstruktion aus Holz. Die Fassaden sind als hinterlüftete Holzverkleidung ausgeführt. Ein Anstrich schützt vor Witterung und verleiht der Oberfläche einen silbernen Schimmer. Die konisch geformten Holzstäbe verleihen den Gebäude Filigranität und schlichte Eleganz. Materialität und Farbigkeit des Holzes schaffen einen schönen Kontrast mit dem Grün der umgebenden Gärten.
Statik
Die Tragstruktur der Häuser 1-4 ist eine reine Holzkonstruktion. Einzig die Decken sind als Holz-Beton-Verbund ausgebildet. Ausserdem wurden für die Treppenläufe und -podeste vorfabrizierte Beton-Fertigteile eingesetzt, um die hier geforderte Nichtbrennbarkeit zu erfüllen. Aussenwände und Innenwände sind einschalige Rahmenbauwände mit ausgedämmten Hohlräumen zwischen den tragenden Stützen. Die Holzbauteile sind beidseitig mit Gipsfaserplatten geschützt, die sowohl die Funktion des Brandschutzes übernehmen, als auch aussteifende Wirkung haben.
Die Tragkonstruktion der Häuser 5-9 ist eine Mischkonstruktion. Der zentrale Erschliessungskern ist in Ortbeton gebaut. Er ist das Rückgrat des Gebäudes und sorgt für die Stabilität gegenüber Wind und Erdbeben. Die darum herum angeordneten Wohnungen sind eine reine Holzkonstruktion. Sie haben Decken aus Brettsperrholzelementen. Diese bleiben unten sichtbar, so dass der Schallschutz durch den Bodenaufbau, in diesem Falle einer 10 cm Splittschüttung und einem Unterlagsboden, sichergestellt werden muss. Die tragenden Innenwände sind ebenfalls grossformatige Brettsperrholztafeln mit Verkleidungen aus Gipsplatten.