Arc Mag 2023–3 zeigt Wege zur Um-Baukultur auf.
(Um-) Baukultur
Die Vision, dass allein energieeffizientes Bauen der Weg zu einer nachhaltigeren Architektur sei, hat unsere Sinne vernebelt und eine Abrisswelle ungeahnten Ausmasses ausgelöst. Noch nie wurden in so kurzer Zeit so viele Gebäude ersetzt wie heute. Die Rechnung schien einfach: Wenn ein Neubau weniger Gas oder Öl zum Heizen braucht, macht es Sinn, bestehende Gebäude zu entfernen. Dass dabei auch noch dichter gebaut werden konnte und die Investoren mehr Rendite machten, goss weiter Öl ins Feuer. So haben wir Gutes gewollt, aber Böses genährt. Jetzt dämmert uns: Die Rechnung war zu einfach. Wir haben schlicht nicht berücksichtigt, wie viel Energie und CO2-Emissionen für die Herstellung und den Transport neuer Bauteile sowie für den Abriss, das Recycling oder die Entsorgung des Bauschutts anfallen. Inzwischen sind wir schlauer und uns fast einig: Um die Klimakrise zu bremsen, muss so schnell wie möglich weniger gebaut und abgerissen werden. Bisher sind jedoch nur kleine Schritte in Richtung einer zirkulären Bauwirtschaft gemacht worden.
Neben Recycling und Wiederverwendung birgt die Umnutzung ganzer Gebäude das grösste Potenzial. Dazu bedarf es jedoch eines radikalen Kulturwandels: Weg von einer Architektur als Wegwerfprodukt hin zu einer Kultur der Instandhaltung. Architekt*innen müssen dementsprechend ein neues Rollenverständnis entwickeln und zu Adapteur*innen werden. Ihre Expertise müssen in Zukunft an funktionale, soziale, ökologische und ästhetische Anforderungen angepasst sein und das mit möglichst sparsamen und klimaschonenden Mitteln. Und falls doch neu gebaut werden «muss», sollte im Idealfall ein zukünftiger Um- und Ausbau bereits antizipiert werden.
Gewöhnen Sie sich an die Bauaufgabe wie auch damit verwandte Heftthemen. Denn auch die Architekturmedien müssen sich wandeln. Umbau-Magazine werden schon bald keine Sondernummern mehr sein, sondern die Regel. Und Sie werden zwangsläufig in Heften und online andere Umbauten sehen als bisher: Weniger Bijoux, dafür grosse Mengen adaptierter Alltagsbauten. Welche Räume entstehen dadurch? Welche Ästhetik bringt es hervor? Wir werden es gemeinsam ergründen. «Form Follows Climate»: Dieses neue Axiom und seine Konsequenzen werden uns in den nächsten Jahren ausgiebig beschäftigen.
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Die Redaktion wünscht viel Spass beim Lesen!