Arc Mag 2025–5 berichtet von der Kraft der Narrationen
Neue Narrationen
Die Notwendigkeit, Entwicklungen hin zu einer nachhaltigeren Architekturproduktion anzustossen, ist angesichts von Klimawandel und Biodiversitätskrise allgemein anerkannt. Und dennoch verändert sich derzeit nur wenig beziehungsweise sehr langsam. Woran liegt das? Vielleicht an den Geschichten, die wir erzählen. Architektur beginnt nämlich nicht erst mit dem Entwurf, sondern hat ihren grundlegenden Nährboden in kulturellen Narrativen. Diese haben die Kraft, unser Denken zu leiten und unser Handeln zu steuern.
Wir leben indes mit hartnäckigen Mythen, dass Neubau gleichbedeutend sei mit Fortschritt, Innovation nur durch das radikal Neue sichtbar werde und Abriss ein notwendiger Akt, um Platz für «Besseres» zu schaffen, und vieles mehr. Diese Erzählungen formen unser Denken und legitimieren einen Umgang mit Ressourcen, der weder verantwortungsvoll noch zukunftsfähig ist.
Nachhaltigkeit beginnt nicht in den Fabriken der Bauteilindustrie oder erst auf der Baustelle, sondern bereits in unseren Vorstellungen. Wenn wir gundlegende Veränderungen möchten, ist eine neue kulturelle Grammatik des Bauens nötig – ein anderes Erzählen über Materialien, Wert, Zeit, Nutzung und Schönheit. Dieser Appell, neue Narrationen zu schaffen, geht natürlich auch sehr stark an uns als Architekturmedium selber. Oft liegt unser Fokus auf der Darstellung vollendeter Werke – ein Zugang, der suggeriert, dass wir beinahe ausschliesslich am Ende des Prozesses agieren, dort, wo bereits alles entschieden und kaum mehr veränderbar ist. Aber mit der Kuratierung der Auswahl versuchen wir ganz bewusst eine grundlegende kulturelle Debatte anzustossen und mit ihr kontinuierlich die Erzählungen und damit das allgemeine Mindset zu beeinflussen.
Wir wollen mit dem neuen Arc Mag 2025–5 Geschichten erzählen, die Mut machen, andere Wege zu gehen – allem voran bei der Konstruktion und den Materialien – und werben für eine stärkere Rückbindung der Projekte an den Ort, das Klima und die Kultur. Diese Ausgabe versammelt deshalb bewusst Erzählungen über lokale Materialien, über Reparatur, über die Würde des Bestehenden, über Langsamkeit und Fürsorge. Wir stellen sechs Beispiele vor, die aufzeigen, wie andere Erzählungen eine neue Architektur hervorzubringen vermögen.
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Wir wünschen eine anregende Lektüre!