Arc Mag 2025–1 fragt: Wie wollen wir wohnen?

Veröffentlicht am 01. Dezember 2024 von
Jørg Himmelreich

Wie wollen wir wohnen?

In Zeiten zunehmender Urbanisierung, steigender Mieten und wachsender gesellschaftlicher Vielfalt steht das Wohnen vor neuen Herausforderungen. Gleichzeitig eröffnen sich aber auch Chancen für die Architektur. Wie wir heute und in Zukunft wohnen wollen, wird derzeit nicht nur von Planenden gestellt, sondern in immer grösseren Kreisen auf einer kulturellen Ebene diskutiert, was vielfältige Konzepte und erfrischende Innovationen hervorbringt.

Einige aktuelle Projekte bieten entsprechend mehr als gute Wohnungsgrundrisse. Sie versuchen, eine breitere soziale Perspektive einzunehmen, und begreifen Häuser, Überbauungen oder Siedlungen immer mehr als nachbarschaftliche Kleinkosmen, die es sozial zu orchestrieren gilt, und nutzen Architektur als Mittel, um zu Begegnungen und Miteinander anzuregen. Viele Ansätze gemeinschaftlichen Wohnens sind indes nicht neu, erscheinen aber in ihrer aktuellen räumlichen und formalen Umsetzung innovativer und vielschichtiger denn je. Dabei spielen einige Themen der Baugeschichte als Inspirationen beim Entwerfen eine Rolle: Vor allem die Reformbewegungen des frühen 20. Jahrhunderts und die experimentellen Wohnprojekte der 1980er-Jahre befruchten den aktuellen Wohnungsbau. Im Zentrum dieser Entwicklungen steht ein feines Austarieren des Verhältnisses von Privatsphäre und Gemeinschaft. Clusterwohnungen, Schaltzimmer und zusammenlegbare Wohneinheiten zeigen mögliche Perspektiven hin zu grossen Einheiten mit gemeinschaftlich genutzten Räumen auf, welche die alten Schemata von Single- und Familienwohnungen hinter sich lassen. Untersucht man neue Beispiele – wie die vier in diesem Heft vorgestellten Gebäude – gelangt man zur Überzeugung, dass die Zukunft des Wohnens nicht in Einheitslösungen, sondern in der Vielfalt liegt. Die Projekte müssen sich auf die lokalen Gegebenheiten einlassen, gesellschaftliche Dynamiken berücksichtigen und bei Veränderungen mit möglichst geringem Aufwand adaptierbar sein. Die aktuellen Tendenzen können als Spiegel unserer Gesellschaft gelesen und als Chance verstanden werden, ganz generell darüber nachzudenken, in welchen Räumen wir unsere freie Zeit (gemeinsam) verbringen möchten.

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