Ärztezentrum Grenchen
,
Schweiz
Veröffentlicht am 20. Februar 2025
Marcel Baechler GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
07.2023
Gebäudedaten nach SIA 416
Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Geschossfläche
500 m²
Nutzfläche
2307 m²
Gebäudekosten (BKP 2)
6,5 Mio. CHF
Parkplätze
44
Beschreibung
Im Auftrag von Provision Group AG wurden mit dem Gesamtumbau des alten Bundesbaus für Wohnungswesen in Grenchen, BJ 1995, im Direktauftrag betraut, um aus dem Bürobau ein medizinisches Kompetenzzentrum über fünf Stockwerke zu realisieren. Die Aufgabe in diesem Umbau bestand für Marcel Baechler aus der Machbarkeitsstudie, dem Vorprojekt, der Ausführungsplanung, der Sanitär- und Elektroplanung, der Gestaltung der Praxiseinrichtungen und der Bauleitung. Die einzelnen Praxen bekamen ihre eigene neue Identität mit optimierten Betriebsabläufen und einer zeitgemässen Innenarchitektur. Gestaltet wurde ein Ort, an dem sich Mitarbeiter und Patienten wohlfühlen. Das Beleuchtungskonzept unterstützt die Farbwelt der Innenräume und hilft der Sicherheit im medizinischen Alltag. Die verwendeten Materialien sind langlebig und entsprechen den hygienischen Anforderungen im Gesundheitswesen.
Von der Machbarkeitsstudie zum Ärztezentrum
Im Januar 2020 hat sich ein lokal ansässiger Arzt mit der Idee an seine Freunde gewandt, ein Kompetenzzentrum für die medizinische Grundversorgung in der Stadt Grenchen zu errichten. Das für den Umbau infrage kommende leer stehend Gebäude vom Bundesamt für Wohnungswesen stand seit 2019 zum Verkauf. Wir wurden vom Arzt vor dem Kauf für eine detaillierte Machbarkeitsstudie beauftragt, um die Voraussetzungen und Kosten für die Umwandlung des Gebäudes in ein Ärztehaus zu ermitteln. Im Anschluss daran haben drei private Investoren im Jahr 2021 den Entschluss gefasst, das Gebäude zu erwerben. Im April 2022 wurde der Kauf vollzogen.
Im Ärztezentrum soll dank räumlicher Nähe zu Berufskollegen der interdisziplinäre Fachaustausch gelebt werden können. Der Weg vom Grundversorger zum Spezialisten soll so kurz und unkompliziert wie möglich sein. Gemeinsame Aufenthalts- und Schulungsräume sollen zudem den spontanen, kollegialen Umgang fördern. Der grosszügige Grundriss der Praxen bietet Platz für Gruppenpraxen - ein Grundstein für nachgefragte flexible Arbeitszeitmodelle. Das Ärztezentrum ist zentral gelegen und für die Patienten gut erreichbar. Die Patienten profitieren von Partnerschaften und dem engen Austausch der im Zentrum tätigen medizinischen Dienstleister. Durch die durchgehende Gestaltung der Räume mit den Bodenbelägen, der abgehängten Akustik-Kühl-Wärmedecke und der LED-Beleuchtung verbinden wir die Praxen gestalterisch miteinander und erhalten eine Einheit über alle Stockwerke.
Zwischen Transformation und Innenarchitektur
Als Innenarchitekten bestand die Herausforderung darin, die für einen Gesundheitsbau wichtige Gebäudetechnik in den Räumen zu installieren. Es gab im alten Bürogebäude von 1995 nur in der Kernzone jeweils drei Nasszellen mit dem Treppenhaus und Lift. Die Radiatoren an den Fenstern wurden mittels einer Ringleitung über zwei Steigzonen erschlossen. Das Gebäude hatte keine Klimatisierung. Wir mussten in das bestehende Gebäude mit seinem vorhandenen Fenster eine neue Raumstruktur für medizinisch genutzten Räume entwickeln, das über alle Geschosse kompatibel ist und in denen die Schmutzwasser-, Kalt- und Wasserverteilungssystem verlegt werden konnten. Kurz nach Baubeginn konnten wir die Auftraggeber davon überzeugen, dass Gebäude von der Erdgasversorgung zu kappen und alles auf die Klima – Wärmepumpe auf dem Dach zu setzen.
Das Dach des Gebäudes wurde durch den Einsatz der neuen Photovoltaik-Anlage saniert und zusätzlich isoliert. Die PV-Anlage versorgt die Speicher der bestehenden Lüftungsanlage und die neue Wärme- und Kältepumpe mit Energie. Die PV-Anlage ist sinnvoll eingesetzt, da der am Tag produzierte Strom direkt im Haus während Arbeitszeiten verwendet wird. Dadurch wird eine Eigennutzung bis zu 60 Prozent erreicht. Die bestehende Regenwasseranlage wurde erweitert und alle WC-Anlagen wurden daran angeschlossen. Das Haus konnte durch das neue Energiesystem vom Erdgas getrennt werden.
Das Gebäude mit der gekachelten Metallfassade musste nach 35 Jahren Nutzung nur gereinigt werden. Der Treppenkern mit dem Glaslift wurde mit allen Materialien übernommen und mit einer neuen Signaletik versehen. Dank durchgehenden Gestaltungselementen und -materialien in den Räumen wie den Bodenbelägen, den abgehängten Akustik-Kühl-Wärmedecken und der LED-Beleuchtung werden die Praxen gestalterisch miteinander verbunden und erhalten eine zusammenhängende Typologie und Materialität über alle Stockwerke.
Das Projekt von Marcel Baechler wurde für den Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.