Bellevue Rigi Kaltbad

 
6356 Rigi Kaltbad,
Schweiz

Veröffentlicht am 13. Juni 2016
alp architektur lischer partner ag
Teilnahme am Swiss Arc Award 2016

Wohnungen mit Fernsicht Eingangshalle Transparenter Holzbau Treppenhaus Zimmer Ost

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Rigiweg 3, 6356 Rigi Kaltbad, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
09.2014
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Wohnungen
18
Grundstücksfläche
4322 m²
Geschossfläche
2254 m²
Nutzfläche
1755 m²
Gebäudevolumen
6712 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
9,2 Mio. CHF

Beschreibung

Auf dem Areal des einstigen Hotels Bellevue am Eingang von Rigi Kaltbad hat alp, architektur lischer partner, ein sechsgeschossiges Wohnhaus mit 18 Ferienwohnungen errichtet. Die zurückhaltende Architektur respektiert den Ort und seine Geschichte. Dank überlegter Statik formen sich flexible Wohnräume mit fantastischer Weitsicht.

Ausgangslage
Der Dorfplatz von Rigi Kaltbad erfuhr mit seinem neuen Thermalbad eine grosse Aufwertung. Nahe dem ikonischen Bau vom Tessiner Architekten Mario Botta steht seit den 80er-Jahren eine unschöne Ruine eines gescheiterten Hotelprojektes. Um diese Lücke zu füllen initiierte die Kaspar Immobilien AG auf der Basis eines Gestaltungsplans und in Begleitung des Schweizerischen Heimatschutzes im Jahr 2011 einen Architekturwettbewerb. Das vom Luzerner Architekturbüro alp architektur lischer partner erarbeitete Siegerkonzept konnte im November 2014 bezogen werden.

Situation
Die neue Wohnüberbauung „Bellevue“ liegt im südöstlichen Teil des Gestaltungplanperimeters Rigi Kaltbad. Der solitäre Baukörper mit quadratischer Grundform bildet den Auftakt zum bestehenden Ensemble des Mineralbades mit dahinterliegender Hostellerie und Dorfplatz. Das Gebäude übernimmt die Ausrichtung der bestehenden Bauten entlang der Hangkante. Durch seine Lage und präzise Platzierung entsteht ein klarer Übergang zur darunterliegenden Gartenanlage. Diese wird durch Lärchen gefasst. Die Bäume setzen das Gebäude in einen neuen Massstab und widerspiegeln sich in den Fassaden. Die Gartenanlage lädt zum Verweilen, zum Spiel und für Begegnungen von Jung und Alt ein.

Architektonischer Ausdruck
Die Gestaltung des Punkthauses ist von einer angemessenen Zurückhaltung geleitet. Das Gebäude besteht aus zwei Elementen; einem massiven eingeschossigen Sockel und einem filigranen sechsgeschossigen Wohnkörper, der leicht über dem Sockel zu schweben scheint. Die Architektur ist aus dem inneren räumlichen und statischen Aufbau abgeleitet. Sie erscheint als dessen Bild im Äusseren des Gebäudes. Die Tragstruktur umfasst die introvertierten Räume im Kern, führt aber gleichzeitig in stützenlose, vollkommen verglaste Wohnräume über. Damit verbinden sich gegensätzliche Eigenschaften - offen und geschlossen, schwer und leicht. Der Bau ist von einem hohen Mass an Transparenz und Lebendigkeit geprägt. Die Fassaden des Gebäudes leben und variieren mit den Bewohnern.

Für den kubischen Bau wurden einheimische Materialien verwendet: Die Gartenmauern und der Gebäudesockel bestehen aus sandgestrahltem Beton, in Anlehnung an das ortstypische Nagelfluhgestein der Rigi. Die Fassade und das Innere der Wohnungen materialisieren sich in warmem Lärchenholz. Sie verleihen dem Gebäude im Inneren wie auch im Äussern eine einheitliche Gestaltung und ein edles Erscheinungsbild.

Aufbau
Das Entrée und die Nebenräume der Wohnungen sind introvertiert im Kern angeordnet, die Räume an den vollflächig verglasten Aussenfassaden hingegen sind offen und extrovertiert. Der Blick schweift in den umgebenden Garten, auf den Vierwaldstättersee und das beeindruckende Bergpanorama; ein offenes, freies und behagliches Raumgefühl stellt sich ein. Über die sechs Wohngeschosse verteilen sich gesamthaft 18 Wohnungen mit unterschiedlichen Grundrissen. Jeweils drei Wohnungen pro Geschoss sind um den tragenden Kern angeordnet.

Das Gebäude tritt als verglaster würfelförmiger Körper in Erscheinung, durch eine Schattenfuge abgetrennt über einem steinernen Sockel schwebend. Das unterste, im Sockel untergebrachte Geschoss ist knapp ins Erdreich eingebunden und hangseitig dem Terrainverlauf entsprechend abgeschnitten. Es fasst eine offene Eingangshalle mit Sichtbezug auf die Alpen und die Keller- sowie Technikräume des Hauses. Der Kern wirkt als statisches Rückgrat des Gebäudes. Die überdeckte Einganshalle ist im Fassadenbereich mittels sandgestrahltem Beton gefasst, welcher die Decke nicht berührt. Das Tragwerk des 6-stöckigen Wohnteiles besteht aus allseitig auskragenden, im Kern eingespannten Betondecken. In diesem Bereich sind alle Wände nichttragend, wodurch eine grosse Grundrissflexibiltät erzielt wird.

Mehrwert
Die Ferienwohnungen werden CO2-neutral betrieben. Dies wird ermöglicht durch die Verwendung von Stückholz für Heizung und Warmwasser im Winter aus der Bewirtschaftung der umliegenden Wälder, sowie den Einsatz von Hybridsolarpaneelen und Wärmepumpe für Warmwasser im Sommer. Beim Bau wurde zudem auf eine möglichst emissionsarme Erstelllung geachtet. So wurde der Beton der vorherigen Hotel-Ruine rezykliert. Ferienwohnungen zeichnen sich durch längere Leerzeiten aus. Daher werden die Wohnungen im Leerzustand auf einem niederen Temperaturniveau gehalten und können bei einem Bezug rasch auf die gewünschten Temperaturen gebracht werden. Hierfür wird ein hybrides System aus zentralen Komponenten für die Grundlast und dezentralen Komponenten für eine schnelle und effektive Reaktion verwendet.

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