Dreiofenhaus
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Schweiz
Veröffentlicht am 05. Januar 2022
Freiluft Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Dreiofenhaus liegt an einem leichten Nordhang im Weiler Wahlendorf bei Bern. Zwei junge Familien haben sich zusammengetan, um eine Restparzelle zu kaufen und ein Doppelhaus zu realisieren. Bald kam die Idee auf, noch eine kleine Einliegerwohnung beizufügen. Der Ansatz, dass sich eine Bauherrschaft dazu entschliesst, auf einer klassischen Einfamilienhausparzelle ein Haus mit drei Wohnungen anzudenken und damit auch Abstriche bei den eigenen Wohnflächen zu machen überzeugt punkto Suffizienz (Familienwohnungen 119 Quadratmeter, Einliegerwohnung 61 Quadratmeter). So ist nun die Parzelle bis auf den letzten Quadratzentimeter des Erlaubten ausgenützt (zum Zeitpunkt der Planung gab es noch eine maximale Ausnützungsziffer).
Eine wichtige Inspirationsquelle war das rurale Bauen dieser Region mit ausladenden Dächern und sichtbaren Holzkonstruktionen. Auf der Nordseite zeigt sich das Haus dann mit Kiesplatz, Trittstufen und dem angedeuteten Mansarddach allerdings schon fast städtisch. Traditionelles verschmilzt mit Heutigem, Vertrautes mit Ungewöhnlichem. Sichtbare Balkenlagen und die markanten V-Stützen aussen zelebrieren die Konstruktion. Sie ist im Innern teilweise offen gezeigt und bewusst bescheiden gehalten: gestrichene OSB-Platten, Fichtenriemen, roh geschliffene Unterlagsböden.
Eine der Herausforderungen nebst dem knappen Budget war, jeder Wohnung eine möglichst vielseitige Ausrichtung und Bodenanschluss zu geben. Dies führte zu den im Grundriss s-förmig geführten Familienwohnungen und der Einliegerwohnung mit drei übereinandergestapelten Zimmern. Auf den leicht nach Norden abfallenden Hang reagiert das Haus mit einer Splitlevel-Typologie. Jede Wohnung erstreckt sich über alle drei Geschosse und profitiert so von unterschiedlichen Ausblicken und Bezügen. Lufträume vermitteln in den flächenmässig sparsam gehaltenen Wohnungen Grosszügigkeit und erlauben eine gute Nachtauskühlung über die mittig gelegte Oblichterserie.
Auch die Energiegewinnung ist eine Kreuzung aus Althergebrachtem und Modernem: Geheizt wird mit drei Stückholzöfen (je einen pro Wohnung), die im Keller einen gemeinsamen Speicher fürs Heizen und Warmwasser laden (man muss und darf sich also absprechen). Wir finden es schön, dass so Energie sichtbar wird und nicht etwas ist, was «einfach so da» ist. Gefragt soll die eigene Muskelkraft sein, was – so die Hoffnung – zu einem bewussteren Verhalten führt. Unterstützt wird das System mit Solarmodulen auf dem Dach.