Glarner Textildruck

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8752 Näfels,
Schweiz

Veröffentlicht am 06. April 2025
Raumprodukt GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Ausstellungsauftakt bildet eine Karte zu den Erkundungsreisen, auf welchen das nötige Know-how aus aller Welt eingeholt wurde, und den späteren Handelswegen. Im Hintergrund das Kontor. Vom Kontor aus werden die Geschicke der Druckerei geleitet. Besucher:innen haben über den Touchscreen Zugriff zu Vertiefungsebenen mit Bildern, Dokumenten und Texten. Diese werden auf die Wand projiziert. Vitrine mit einem Gemälde von Johann Heinrich Streiff, dem Gründer der ersten Glarner Textildruckerei sowie verschiedenen Dokumenten und Objekten aus der Zeit seines Wirkens. Links eine Vitrine mit Musterbüchern. Einleitungstafel zum Thema «Rosen- und Palmettenmuster». In der Vitrine wird ein Kaschmirumhang gezeigt, dahinter hängt eine Reproduktion desselben Schals, so wie er damals getragen wurde. Rechts die Tischvitrine mit Stoffmustern und Musterbüchern. Tischvitrine mit Musterbüchern und Beispielen von Tüchern. Rechts eine Vitrine mit grossen Stoffmustern und Tüchern mit illustrativen Sujets. Im Hintergrund die wandfüllenden Projektion zu den handwerklichen Prozessen. An diesem Touchscreen können die Besucher:innen ihr eigenes Glarnertuch designen. Das Tuch kann im Archiv gespeichert und als gedrucktes Einzelstück bestellt werden. Links die zentrale Glasvitrinen mit grossen, hängenden Exponaten, rechts Tischvitrinen mit Musterbüchern und kleineren Exponaten. Grosse, von vier Seiten einsehbare Vitrine mit Objekten aus der Druckwerkstadt und in Glarus produzierten Stoffen und Tüchern. Grosse Glasvitrinen mit diversen Werkzeugen und Utensilien zum Modelstechen sowie Gläser mit Pigmenten und Farbmusterbüchern. Daneben freistehend ein Farbmühle, ein Farbmischkessel und das Transmissionsgetriebe. Arbeitstisch aus dem Entwurfsatelier. Der geöffnete Schubladenauszug zeigt einen Originalentwurf. Daneben läuft eine Projektion mit Bildern vom Design der Stoffe, deren Produktion bis hin zu ihrer Präsentation auf den internationalen Laufstegen. Bilddokumente, gedruckt auf transluzentes Material, und Originalobjekte wie Glocke und Stechuhr, erzählen aus dem Arbeitsalltag der Fabrikarbeiter:innen. Auf dem Touchscreen (vorne links) können Besucher:innen mit nachgebildeten Handmodeln eigene Druckversuche machen. Rechts ein originaler Drucktisch mit Glarnertüchern. Diese wurden ebenfalls im Handdruck, allerdings mit schweren Holzmodeln produziert. In der Tischvitrine links werden Holzmodel für den Druck von Stoffen für den afrikanischer Markt gezeigt, in der Glasvitrine und drapiert an der Schneiderpuppe die gedruckten Stoffe. Modeschöpfer wie Yves Saint Laurent, Emanuel Ungaro und Hubert de Givenchy statteten über viele Jahre ihre Kollektionen mit Stoffen aus, die im Glarnerland gedruckt wurden. Silberne Vitrinen und Einbauten auf scheinbar schwebenden Dielen ziehen sich treppenartig durch den gesamten Ausstellungsraum und verstärken die Leuchtkraft der farbenprächtigen Textilien.

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Freulerpalast, 8752 Näfels, Schweiz
Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
06.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Nutzfläche
500 m²

Beschreibung

Seit Juni 2024 verfügt das Museum des Landes Glarus über eine neue Attraktion. Im historischen Dachstock des Freulerpalastes, einem der prächtigsten barocken Wohnbauten der Schweiz, wird die über 250-jährige Geschichte des Glarner Textildrucks auf rund 500 Quadratmetern präsentiert und neu erzählt. Die szenografische Gestaltung stammt von Raumprodukt GmbH. In enger Abstimmung mit dem Bestand entstand eine elegante und zurückhaltende Podest- und Vitrinenlandschaft, die sich harmonisch in die historische Holzkonstruktion einfügt und einen markanten Kontrast zur farbigen Vielfalt der Exponate bildet.

Der rasante Aufstieg der Glarner Zeugdruckindustrie ab Mitte des 18. Jahrhunderts ist ein zentrales Kapitel der Schweizer Industrialisierung. Das Glarnerland entwickelte sich zu einem bedeutenden Standort des Textildrucks mit weltweiter Ausstrahlung. Die bedruckten Stoffe imitierten kunstvoll gewebte, gestickte oder gemalte Textilien aus allen Kontinenten – ihre Herstellung erforderte höchstes handwerkliches Können und unternehmerisches Geschick. Die Ausstellung beleuchtet nicht nur die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte, sondern auch die sozialen Errungenschaften, etwa das frühe Eintreten der Arbeiterschaft für bessere Bedingungen im 19. Jahrhundert. Die Besucher und Besucherinnen bewegen sich auf silbern gefassten Dielen durch den Dachraum, welche – scheinbar über dem historischen Gussboden schwebend – eine eigenständige Bühne für die Ausstellung schaffen. Die silbern schimmernden Vitrinen und Podeste steigen in Treppenform durch den Raum und bringen die textile Farbenpracht zur Geltung, ohne sich visuell in den Vordergrund zu drängen. Die historischen Arbeitssituationen – Kontor, Entwurfsatelier, Farbküche, Drucktisch – sind als begehbare Installationen in das Bodenpodest eingelassen und fügen sich nahtlos in die Atmosphäre des Dachraums ein. Grossformatige Projektionen historischer Fotografien und animierte Filme vermitteln einen Eindruck von der globalen Vernetzung der Glarner Textilindustrie. Sie machen nachvollziehbar, wie Ornamente, Techniken und Wissen aus aller Welt ihren Weg in die Werkstätten fanden. Ergänzt wird das Ausstellungserlebnis durch zwei interaktive Stationen: An der einen können Besucher:innen ein eigenes Glarnertüechli entwerfen, drucken und sich zuschicken lassen. An der anderen erfahren sie durch digitale Animationen, wie aufwendig und präzise der traditionelle Holzmodeldruck war. Die Podestlandschaft nutzt geschickt die niedrigeren Bereiche unter der Dachschräge, um Musterbücher und textilen Reichtum zu präsentieren. In raumhohen Glasvitrinen entfalten die Stoffe dort ihre volle Wirkung, wo es der Bestand zulässt. Die Ausstellung bietet so nicht nur ein sinnlich erfahrbares Panorama der Glarner Textilgeschichte, sondern auch ein überzeugendes Beispiel für den respektvollen und zugleich innovativen Umgang mit einem denkmalgeschützten Raum.

Das Projekt von Raumprodukt GmbH wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.

Pläne + Downloads

Pläne

Downloads

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