Kongresszentrum Heidelberg
,
Deutschland
Veröffentlicht am 06. April 2025
Degelo Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Heidelberg Congress Center wurde von Degelo Architekten AG entworfen und positioniert sich prominent im neuen Stadtquartier „Bahnstadt“ direkt gegenüber dem Hauptbahnhof. Mit zwei gebäudehohen, verglasten Eingängen öffnet sich der monolithische Baukörper aus regionalem Buntsandstein sowohl zum neuen Bahnhofsplatz als auch zum öffentlichen Zollhofgarten. Diese grosszügigen Öffnungen schaffen eine Verbindung zum Stadtraum und verleihen dem massiven Volumen eine einladende, repräsentative Präsenz. Die Fassadenverkleidung aus dem rötlichen Neckartäler Hartsandstein, dessen vertikale, leicht kannelierte Struktur an einen Theatervorhang erinnert, erzeugt ein lebendiges Licht- und Schattenspiel. Die Kanneluren wurden mit digitaler Präzision gefräst und händisch aufgebrochen, wodurch das Material zugleich archaisch und subtil erscheint. Glatt geschliffene Elemente bei den Eingängen und Rundfenstern bilden einen bewussten Kontrast.
Trotz der äusseren Geschlossenheit überrascht das Innere mit lichtdurchfluteten, beinahe entmaterialisierten Räumen. Weissbeton, helle Terrazzoböden und gezielt eingesetztes Ulmenholz definieren das reduzierte Materialkonzept. Das zentrale Foyer sowie der überhohe „Grosse Saal“ werden zenital belichtet, wobei elliptische Öffnungen im Kappengewölbe das Licht weich in den Raum führen und die Betondecke beinahe wie einen drapierten Stoff erscheinen lassen. Diese Lichtinszenierung zieht sich durch das gesamte Gebäude und wird durch mundgeblasene, opalglasige Pendelleuchten akzentuiert, die wie schwebende Seifenblasen wirken. Die öffentlichen Bereiche zeigen sich fast ausschliesslich in hellen Tönen, nur einzelne Räume wie das Studio für Livestreaming oder die Sanitärräume treten in dunkleren Farben auf. Der architektonische Ausdruck folgt einer klaren Dramaturgie: enge und weite, niedrige und hohe Räume wechseln sich ab und erzeugen eine räumliche Spannung. Die Anordnung erlaubt unterschiedlichste Nutzungsszenarien. Zwei separate Eingänge ermöglichen parallele Veranstaltungen ohne sich kreuzende Wege. Insgesamt verfügt das Kongresszentrum über zwei Säle und neun kombinierbare Tagungsräume, ein Studio für Videoproduktion sowie eine Showküche. Auf dem zweiten Obergeschoss bietet ein in das Dach eingeschnittener Innenhof die Qualität eines Freilufttheaters. Besonderes Augenmerk galt der Nachhaltigkeit. Die kompakte Gebäudeform, stützenfreie Grundrisse und flexible Raumkonfigurationen tragen zu einer langfristigen Nutzbarkeit bei. Die geschlossene Fassade dient als thermische Speichermasse, während Photovoltaik, Fernwärme- und Fernkälte sowie Bauteilaktivierung mit Wandkühlung die Energiebilanz optimieren. Regenwasserversickerung und ein Gründach verbessern das Mikroklima. Das Gebäude wurde im Passivhausstandard geplant und strebt eine Gold-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) an. Mit seiner klaren Haltung verbindet das Kongresszentrum Leichtigkeit mit Massivität, Funktion mit Atmosphäre – und steht als neues öffentliches Bauwerk für einen Ort des Austauschs, der in Architektur und Technik einen hohen Anspruch verkörpert.
Das Projekt von Degelo Architekten AG wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.