Stall Cochetta
,
Schweiz
Veröffentlicht am 03. April 2025
von Mann Architektur GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Der Umbau des Stall Cochetta in ein Wohnhaus erfolgte unter strengen denkmalpflegerischen Auflagen und wurde durch von Mann Architektur GmbH mit grosser Sorgfalt und Respekt vor dem historischen Bestand umgesetzt. Der geschützte Rundholzstall in einem ISOS-erfassten Bergdorf wurde mit präzisen Eingriffe, sensibler Materialwahl und eine zurückhaltenden Architektursprache transformiert. Ziel war es, den ursprünglichen Charakter des Bauwerks zu bewahren und gleichzeitig neue Wohnqualitäten zu schaffen.
Im Untergeschoss, das einst als Lager- und Tierstall diente, erzeugt ein fugenloser, weisser Terrazzoboden eine fast skulpturale Wirkung. Die wenigen bestehenden Öffnungen durften nicht verändert werden, wodurch das spärliche Tageslicht, das durch sie fällt, die räumliche Atmosphäre entscheidend prägt. Das Ergebnis ist ein introvertierter, ruhiger Rückzugsbereich mit Schlafzimmern, Sauna, Bad und Technikräumen – eine Neuinterpretation der ehemaligen Funktion im Dienste zeitgemässen Wohnens. Das Obergeschoss bildet einen markanten Kontrast. Hier wurde die offene Struktur des ehemaligen Heustocks beibehalten und durch grosszügige Glasflächen ergänzt, die präzise hinter den originalen Rundholzbalken positioniert wurden. Die bestehende Hülle bleibt so in ihrer Wirkung erhalten, während der Innenraum eine helle, wohnliche Offenheit erfährt. Die alten Balken dienen als Filter zwischen innen und aussen, fassen die Aussicht in die alpine Umgebung und erzeugen ein Gefühl von Geborgenheit. Konstruktiv wurde das Gebäude unterfangen, mit einer neuen Bodenplatte versehen und mit Drainage sowie Wärmedämmung ertüchtigt. Die Decke zwischen den Geschossen besteht aus Lignumträgern, auf denen eine neue Holzkonstruktion als eigenständige Schicht aufliegt. Die Haustechnik wurde dezent integriert: Eine Erdsonde mit Wärmepumpe speist eine flächendeckende Fussbodenheizung und sorgt für komfortables, gleichmässiges Raumklima. Im Innenausbau treffen rohe Materialien auf präzise Verarbeitung. Massivholzdielen, mineralische Beläge, eine Küche aus unbehandeltem Stahl mit Betonarbeitsplatte und individuell gefertigte Einbauten erzeugen eine reduzierte, zugleich warme Atmosphäre. Die Lichtführung ist bewusst inszeniert: Indirektes Licht entlang der Balken und gezielte Akzentuierungen betonen die Raumstruktur und schaffen ein Spiel aus Licht und Schatten. Die Entwurfsstrategie folgte der Prämisse, mit dem Bestand zu arbeiten statt gegen ihn – aus der bestehenden Zonierung entwickelte sich das räumliche Konzept: das geschlossene, schattige Untergeschoss als Rückzugsort, das luftige Obergeschoss als lichtdurchfluteter Wohnraum. Dabei wurden sowohl die Geschichte des Ortes als auch die Vision der Bauherrschaft berücksichtigt. Die denkmalpflegerischen Rahmenbedingungen definierten die Grenzen, innerhalb derer eine individuelle Lösung für einen persönlichen Rückzugsort entstand. Während der langen Planungsphase wurde deutlich, wie mit geschützten Ställen in Graubünden künftig umgegangen werden kann.
Das Projekt von von Mann Architektur GmbH wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Sabrina Hobi publiziert.