Umbau Druckereigebäude Kreisdruck
,
Schweiz
Veröffentlicht am 02. Oktober 2020
Luca Selva AG Architekten ETH BSA SIA
Teilnahme am Swiss Arc Award 2021
Projektdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
Das Gebäude der Druckerei Kreis in der Innenstadt Basels, bestehend aus Fabrikationshalle und Bürotrakt, wurde in Wohnnutzung übergeführt. Der durch die industrielle Nutzung bestimmte Charakter des Bestands fungierte als tragendes Entwurfsthema.
Ausgangslage
Das aus dem Jahre 1961 stammende, von den Basler Architekten Eya + Burckhardt erbaute Gebäude der Druckerei Kreis, bestehend aus einem viergeschossigen Bürotrakt zur Strasse und einer Produktionshalle mit Scheddach zum Hof, wurde von Luca Selva Architekten zu Wohnraum transformiert. Ein exemplarisches Beispiel von Wiederbelebung bereits bestehender Substanz und hiermit ein kleiner Beitrag zum Thema Ökonomie.
Entwurfsidee
Der durch die industrielle Nutzung bestimmte Charakter des Bestands fungierte als tragendes Entwurfsthema und ist auch in der neuen Nutzung weiterhin spürbar. Die Direktheit der Tragkonstruktion, Pilzkopfstützen, Rippendecken und Besonderheiten wie die Stahlkonstruktion des Scheddachs, wurden mit wenigen neuen Elementen und Materialien ergänzt und so mit neun Loftwohnungen in die Bestandsvolumetrie eingeschrieben.
Projektierung
Während die äusserste Schicht der Fassade – die Adresse des Gebäudes - weiterhin die Sprache des ursprünglichen Druckereigebäudes spricht, lässt die zweite die Überraschung im Innern subtil erahnen. Die vorhandene rationelle Gebäudestruktur erlaubt eine flexible Einteilung der Räume und trägt mit ihren typischen Elementen zum Charakter und Charme jeder einzelnen Wohnung bei. Die Belichtung der Räume – zum Teil 35 Meter tief – erfolgt über die Fassade, Patios, eingezogene Loggien und über das Scheddach. Jede Wohnung ist diesbezüglich mit Sorgfalt durchdacht und macht jede einzelne zu einem kleinen Raum- und Lichterlebnis.
Besonderheiten
Laudatio: Dominique Salathé
Gerade im Kontext der Klimakrise wird es immer wichtiger, Umnutzungsmöglichkeiten von Bestandsbauten auszuloten. Die Umnutzung der ehemaligen Kreisdruckerei von 1961 zu Wohnzwecken von Luca Selva Architekten ist ein gelungenes Beispiel dafür. Der Bestand, ein Bürogebäude mit einer Shedhalle in der Innenstadt von Basel, ist charaktervoll, aber nicht aussergewöhnlich. Die Ausnutzung des Bestands jedoch liegt über den baugesetzlichen Möglichkeiten für einen Neubau. Zudem ist die rationelle Struktur des Gebäudes prädestiniert für eine Transformation in Wohnraum.
Der Umbau zeigt, dass es gerade die Bedingungen des Bestands sind, die zu überraschenden und ungewohnten Lösungen führen und in diesem Fall zu einer Art typologischem Forschungsfeld werden können. Die rationale geplante Gebäudestruktur des Bestandbaus ermöglicht eine flexible Einteilung der Grundrisse und die eigenwilligen Wohnungen erhalten ihren Charakter auch durch die besondere Lichtführung. In die bis zu 35 Meter tiefen, teilweise überhohen Wohnungen fällt das Tageslicht über neu eingefügte Patios, eingezogene Loggien oder über das Scheddach. Jede Wohnung erhält so einen eigenen Charakter. Die Rasterdecke und Pilzstützen der historischen Bausubstanz bleiben erlebbar und steigern den Wohnwert, indem sie Identität und Eigenheit veranschaulichen. Die einfache, wertige Materialität aus verputzten Wänden, gestrichenen und roh belassenen Betonelementen und grossflächigen Parkettbelägen vermitteln eine sinnliche Raumstimmung. Der Umbau nutzt das Potenzial des Bestands und schafft aus den Gegebenheiten einen spürbaren Mehrwert. Anstelle eines optimierten Neubaus überrascht uns eine vielgestaltige Wohnwelt, die sich unauffällig und mit eleganter Zurückhaltung hinter der Rasterfassade des ursprünglichen Druckereigebäudes verbirgt.