Umbau Turnhalle Lind Nord

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8400 Winterthur,
Schweiz

Veröffentlicht am 08. Januar 2024
Häberli Heinzer Steiger Architekten GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2024

Fassade Haupteingang Turnhalle Turnhalle Garderobe Eingangshalle Ansicht von Hartplatz Rundbogenfenster

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
St.Georgenstrasse 69, 8400 Winterthur, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
07.2022

Gebäudedaten nach SIA 416

Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
6700 m²
Geschossfläche
868 m²
Nutzfläche
593 m²
Gebäudevolumen
5006 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
2,2 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
10

Beschreibung

Die denkmalgeschützte Turnhalle in Winterthur wurde von Häberli Heinzer Steiger Architekten umfassend saniert und den Anforderungen an Sicherheit, Brandschutz, Technik und Barrierefreiheit angepasst. Dank einer neuen Rampe und einer IV-Dusche ist das Gebäude nun hindernisfrei zugänglich. Die modernisierte, über 150 Jahre alte Turnhalle ermöglicht nun zeitgemässen Schulsport, erinnert aber in ihrer Architektur weiterhin an ihre Entstehungszeit, als im Zuge der Heeresreform das Schulturnen für Knaben obligatorisch wurde.

Ausgangslage

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam das Turnen als körperliche Ertüchtigung auch in der Schweiz auf. Als erste Stadt der Schweiz errichtete Winterthur 1845 an der Stadthausstrasse eine Turnhalle, die gut zwanzig Jahre später einem Bankgebäude weichen musste. Als Ersatz entstand 1869 die Turnhalle an der St. Georgenstrasse. Diese wird bis heute für den Schulsport genutzt. Die letzte grössere Renovation erfolgte 1950, als ein zweigeschossiger Garderobentrakt in den westlichen Gebäudeteil integriert wurde. Gut siebzig Jahre später war eine erneute Sanierung unumgänglich.

Entwurfsidee

Die Erkenntnisse aus der Ordnungsanalyse bilden die Grundlage für die Gestaltung und Konzeption der Eingangshalle und die optimale Funktionalität der gesamten Sporthalle. Unter Beibehaltung der räumlichen Struktur der Eingangshalle und der bestehenden Bodenplatten mit Wandschild im Bereich des Wandbrunnens werden hier die Eingriffe aus dem Bestand analog fortgeführt. Alle Türen wurden entsprechend EI30 nachgerüstet oder ersetzt und auch die neue Zugangstür zur Lehrer- und Behindertengarderobe ist in der gleichen Ausprägung ausgebildet. Ergänzt wird die Eingangshalle durch eine neue Pinnwand zwischen Windfang und Turnhallenzugang sowie durch eine Sitzbank an der Stelle des heutigen Heizkörpers, die optisch dem Wandbrunnenelement angepasst wird. Die neu gewählte Wandfarbe in Blau mit weissem Deckenfries wirkt als zurückhaltende, zeitgemässe Reminiszenz an die 1950er-Jahre, die zusammen mit den braunen Bodenplatten und Wandsockeln harmoniert und die Eingangshalle etwas weniger als Zweckbau und dafür repräsentativer erscheinen lässt. Zudem werden durch die neue Farbgestaltung die neuen Einbauten und Raumaufteilungen harmonisch in den Bestand integriert und als eigenständiger Charakter wahrgenommen.

Projektierung

In der Halle selbst wurde der alte Boden entfernt, eine Dämmung und eine Fussbodenheizung eingebaut, ein neuer Bodenbelag verlegt, die Deckenverkleidung und die Beleuchtung erneuert. Um Verletzungen vorzubeugen, wurden die bisher in den Raum ragenden Turngeräte, wie die Sprossenwand, in neu geschaffenen Nischen untergebracht. Der Garderoben- und Eingangsbereich blieb in seiner Grundstruktur und teilweise auch in seinem Erscheinungsbild erhalten. Die Innenausstattung der beiden Garderoben im Obergeschoss wurde jedoch komplett erneuert. Die Garderobe für das Lehrpersonal befindet sich nun im Erdgeschoss direkt neben dem Eingang. Bisher war sie in einem nördlich an die Halle angebauten Gebäudeteil untergebracht, der nun als zusätzlicher Abstellraum für Turngeräte dient. Ebenfalls im Eingangsbereich konnte eine behindertengerechte Garderobe mit WC realisiert werden. Die Rampe führt durch eine neue seitliche Öffnung in den Vorbereich des Eingangs und von dort in das Gebäude. Im Aussenbereich wurden lediglich der Putz ausgebessert, die Steingewände repariert und die Fassade neu gestrichen.

Besonderheiten

Bereits seit 1869 wird in der Halle Lind Nord an der St. Georgenstrasse geturnt. Gut siebzig Jahre nach dem letzten grösseren Umbau war eine umfassende Erneuerung der Anlage nötig. Die Turngeräte wurden in Nischen verstaut, der Hallenboden komplett erneuert und energetisch verbessert, die Garderoben saniert, neue Räume und Nasszellen für Lehrpersonen und Behinderte realisiert, die Fenster ersetzt und sämtliche Oberflächen sowie die Haustechnik erneuert. Die Halle entspricht nun den heutigen baulichen Anforderungen und erinnert mit ihrer Farbgestaltung, die sich an der historischen Fassade orientiert, wieder an die Zeit der Einführung des Turnens vor über 150 Jahren.

Der Text von Häberli Heinzer Steiger Architekten wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2024 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.

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