Viertel Belle-Terre

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1226 Thônex,
Schweiz

Veröffentlicht am 29. März 2023
LRS Architectes SA + BCMA architectes SA + Atelier Bonnet architectes Sàrl + Jaccaud + Associés SA
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Die Esplanade wird durch harte Bodenbeläge definiert. Die Volumetrie soll in einen Bezug mit dem Landschaftsraum treten. Esplanade In den Durchgängen liegen die Eingänge der Häuser. Niedrige Mauern etablieren Gärten, ohne eine harte Zäsur zu schaffen.

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Quartier Belle terre, 1226 Thônex, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
07.2022

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Kellergeschosse
2
Anzahl Wohnungen
670
Grundstücksfläche
43'262 m²
Geschossfläche
78'230 m²
Gebäudevolumen
478'465 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
280,0 Mio. CHF
Parkplätze
1077

Beschreibung

Was macht eine Stadt aus? Die Gebäude oder ihre Freiräume — Plätze, Promenaden und Parks? «Die Stadt der Freiräume» ist eine Hommage an das Werk des Architekten und Stadtplaners Claude Thiberge, der die Stadt als Wechselspiel von Volumen und Leere verstand. Die Überlegungen der Arbeitsgemeinschaft Atelier Bonnet & Cie + LRS Architectes + Jaccaud+associés + BCMA architectes für das Quartier Belle-Terre in Thônex sind bemerkenswert — sowohl in Bezug auf die innere Organisation als auch in Bezüge auf den grösseren Landschaftsraum.

Ausgangslage

Belle-Terre ist ein aussergewöhnlicher Ort – die Horizontalität des Plateaus, das nach dem Rückzug eines Gletscher zurückblieb, war die erste Inspirationsquelle für das Grossprojekt. Die Architekt*innen fragten sich, wie ein neues Quartier an diesem Ort mit seiner einzigartigen Aussicht auf Les Voirons, Le Môle, den Mont Blanc, die Aravis, den Salève und den Jura am besten gestaltet werden müsste.

Entwurfsidee

Zwei Themen prägen den 2005 erarbeiteten Masterplan für Belle-Terre: Zum einen die erwähnte Suche nach einem grossräumigen Bezug zum Landschaftsraum. Das andere ist die Durchwegung innerhalb des neuen Quartiers. Die Planer*innen und Architekt*innen haben die Freiräume als Sequenzen konzipiert, die immer sowohl den kleinen als auch den grossen Massstab mitdenken und so dem Quartier eine Tiefenwirkung verleihen. Die Aussenräume sollen neugierig machen und anregen, sich auf verschiedenen Wegen durch die Siedlung zu bewegen. Die Entwicklung der ersten beiden Baufelder bildet den Auftakt für den neuen Stadtteil, in dem einmal 7000 Menschen leben werden.

Projektierung

Die langgestreckten, gefalteten oder fragmentierten Gebäude definieren jeweils eine Platz- und eine Gartenseite – auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Stadt und Natur. Die Eingänge zu den Wohnungen liegen in Passagen, die als Bindeglieder zwischen diesen beiden Sphären fungieren. Belle-Terre ist als Ensemble konzipiert, sowohl in seinem Prozess als auch bezogen auf die Materialität. Die Gebäude sollen nicht nur eine Gruppe von Einzelobjekten sein, sondern eine Familien bilden. Und die Fassaden, welche die Horizontalität betonen, sollen wie ein Echo auf die Topographie des Ortes erscheinen. Die Holzverkleidungen der Eingänge verleiht den Häusern eine warme Ausstrahlung. Auch die Fenster sind aus Eiche. Die Gebäude auf den ersten beiden Parzellen bieten Raum für 1500 Bewohner*innen und sollen Erinnerungen an die Städte des 19. Jahrhunderts wecken.

Realisierung

Um die gewünschten Ziele zu erreichen, mussten die Gebäude mehr sein als eine Ansammlung von Volumen. Insbesondere bei der Materialität galt es, eine gute Balance zwischen Einheitlichkeit und Vielfalt zu finden. An vielen Stellen bilden Kieselstein die materielle Klammer. Die «städtische» Seite der Esplanade ist von harten Bodenbelägen geprägt; die «natürliche» Seite durch Gärten mit niedrigen Mauern, die sie einfassen. Die Schreinerarbeiten in den Durchgängen nehmen eine vermittelnde Rolle zwischen diesen beiden Welten ein.

Besonderheiten

Im Rahmen des interdisziplinären Entwurfsprozesses wurden verschiedene Workshops durchgeführt, die die Bauherrschaften und die verschiedenen Akteure in allen Planungsphasen zusammenbrachten. Die Architekt*innen haben versucht, die typologischen Vorgaben des Masterplans im Massstab der Architektur weiterzudenken. Dabei versuchten sie, sowohl auf die Siedlung als Ganzes zu antworten, als auch den Gebäuden einen eigenen Charakter zu geben, um den Bewohner*innen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln. Obwohl verschiedene Akteur*innen an diesem neuen Stadtteil mitarbeiten, geht es allen Beteiligten stets um den gemeinsamen Charakter, oder anders gesagt: die Identität des neuen Viertels.

Der Text wurde von den Architekt*innen im Zusammenhang mit der Einreichung des Projektes für den Arc Award 2023 verfasst und die Übersetzung ins Deutsche von Jørg Himmelreich redigiert.

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