Wohn- und Gewerbehaus Pilatus- Erlenstrasse, Zug

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6300 Zug,
Schweiz

Veröffentlicht am 26. Juni 2018
Röösli Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2018

Pilatus-Erlenstrasse - West Pilatus-Erlenstrasse - West Pilatus-Erlenstrasse - Südwest Erlenstrasse - Südost Pilatusstrasse - Gewerbe, Atelier EG Pilatusstrasse - Loft 1. OG Pilatusstrasse - Loft 1. OG Pilatusstrasse - Loft 1. OG Pilatusstrasse - Loft 2. OG Pilatusstrasse - Loft 2. OG

Projektdaten

Basisdaten

Projektkategorie
Gebäudeart
Fertigstellung
12.2015
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
2
Grundstücksfläche
550 m²
Geschossfläche
641 m²
Nutzfläche
483 m²
Gebäudevolumen
4890 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
2,4 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
4
Parkplätze
8

Beschreibung

Der Gewerbebau wurde als mechanische Werkstätte und Giesserei errichtet. Später diente sie einem Lederhändler als Lager- und Bürogebäude, bis als letzte Nutzung eine Elektroinstallationsfirma die Räumlichkeiten belegte. Der Bauherr erkannte die Qualitäten des Gewerbebaus mit seinen bisher verborgenen Elementen aus der Bauzeit. In enger Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro wurde eine adäquate Lösung zur Umnutzung gesucht. Oberstes Ziel war, die Qualitäten des Vorhandenen zu erkennen und zu nutzen. Das Schlichte, Einfache wurde als selbstverständlich betrachtet und diente als Entwurfsgrundlage. Zerstörung von bauzeitlicher Substanz wurde vermieden, der Bestand aufgenommen und in seinem Zustand akzeptiert. Die Patina der Oberflächen durfte weiterbestehen.
Dank des simplen Konzepts der damaligen Bauweise im Erd- und Obergeschoss als offener Saal, lediglich entlang der Längsachse von vier Stahlstützen getragen, konnten sämtliche später erfolgten fremden Einbauten wie Raumtrennwände, Kaffeeküche, oder Toiletten entfernt werden. Einzig das Treppenhaus mit seiner weiterverwendeten Wangentreppe aus Holz beansprucht aus feuerpolizeilichen Gründen eine geschlossene Hülle. Während das Erdgeschoss weiterhin eine gewerbliche Nutzung aufnehmen sollte, entstand im Ober- und Dachgeschoss je eine Loftwohnung. Diese sind lediglich durch eingestellte Raumschränke zur Aufnahme von Nassräumen, Küche und Technik strukturiert.
Die Stahlstützen wurden mit ihren Zeitspuren in beiden Geschossen bewusst belassen. Die historischen Böden aus Langriemen wurden nach dem Einbringen einer zusätzlichen brandabschnittbildenden Lage aus Kertoplatten lediglich gereinigt, geölt und lagengenau wieder eingebaut. Bauzeitliche Fenster wurden restauriert und wo nicht mehr vorhanden, entsprechend der vorhandenen Profile und fotografischen Quellen rekonstruierend nachgebaut. Am Äussern lieferten restauratorische Farbuntersuche auf den Fassaden- und Sockelpartien sowie am Holzwerk die Basis der Neuanstriche in Kalk- und Ölfarben. Auffälligste Veränderungen sind die neuen Giebellukarnen in traditioneller Formgebung zur Belichtung der Dachgeschosswohnung. Hofseitig bieten schlichte Balkone aus Stahl den Wohnungen einen Aussenraum.

Verbesserungen der Wärmedämmung wurden in Rücksichtsnahme auf das Denkmalschutzobjekt primär an unauffälligen Orten wie im Dach und im Boden vorgenommen. Auf eine Aussendämmung wurde wegen der nicht gewollten optischen Veränderungen wie tiefere Leibungen und Absätzen in der Fassade bewusst verzichtet.
Sämtliche noch vorgefundenen bauzeitlichen Fenster wurden sorgfältig restauriert und am bauzeitlichen Ort wieder eingebaut. In den anderen Fenstern wurden neue Holzfenster in bauzeitlicher Einteilung und Profilierung und mit originalen Beschlägen eingebaut.
Der bisher nicht genutzte Estrich wurde durchgehend an Kniestock, Dachschräge und in den neuen Quergiebellukarnen ausgedämmt. Kellerdecke und Boden Erdgeschoss gegen Erdreich wurden ebenfalls gedämmt. Dank zusätzlichen Dämmungen kann die Liegenschaft trotz zusätzlicher Fläche im Dachgeschoss (ca. +50% mehr Energiebezugsfläche) mit selber Heizleistung betrieben werden.
Die Wärme wird mit einer modernen Gastherme produziert. Diese Wärmeerzeugung stellt lediglich eine Übergangslösung dar. Die Stadt Zug baut zur Zeit ein übergeordnetes Wärmeverbundsystem (Wärme aus Seewasser und Grundwasser). Unsere sanierte Liegenschaft wird nach Bereitstellung an dieses anschliessen.

Neben der technischen Nachhaltigkeit wünschte die Bauherrschaft im Zentrum der Stadt Zug ein Angebot an Wohnungen zu errichten. Mit dem Zuzug von Bewohnern im ehemaligen Gewerbequartier soll eine soziale Belebung eintreten. Im Erdgeschoss sind neue Gewerbetreibende angesiedelt und bereichern den Strassenraum.

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