Ein Leben für die Schweizer Baudokumentation
Curt Weisser hat die bewegte Geschichte der Schweizer Baudokumentation über fast vier Jahrzehnte in verschiedenen Positionen begleitet. Zum 90-jährigen Firmenjubiläum erzählt er über die Anfänge, die Blütezeit im Laufental und seinen Abschied.

Architekt und Firmenchef Curt Weisser blickt nach vielen Jahren auf seine Zeit bei der Schweizer Baudokumentation zurück. Als 22-Jähriger führte Curt Weisser für den BSA das schwedische Klassifikationssystem für Bauprodukte SfB in der Schweiz ein.
Foto links © privat; Foto rechts © Docu Media Schweiz
Der Bund Schweizer Architekten (BSA) wollte 1965 seinen bestehenden Baukatalog, ein unhandliches Nachschlagewerk über Bauprodukte, in ein bewährtes und international anerkanntes Klassifizierungssystem überführen. Als Vorlage sollte das schwedische System «Samarbete för byggfragor, SfB» (Zusammenarbeit für Baufragen) dienen. Durch seine frühere Tätigkeit in einem Stockholmer Architekturbüro war der junge Bewerber Curt Weisser die ideale Besetzung für diese Aufgabe. Trotz mässiger Schwedisch-Kenntnisse machte sich der 22-Jährige mit Elan an die Arbeit und ordnete über 4000 Bauprodukte ihrer entsprechenden Bauphase und Materialität zu.
Doch dem jungen Weisser war schnell klar, dass der mit jeder neuen Ausgabe immer dicker werdende Baukatalog keine dauerhafte Lösung darstellte. Kurzerhand gründete er mit einem Grafiker und einem Kaufmann die Aktiengesellschaft für Baudokumentation und Information, um ein Lose-Blatt-System zu realisieren, das man einfach und flexibel aktualisieren konnte. So war es erstmals möglich, die Architektenschaft das ganze Jahr über mit den neuesten Entwicklungen aus der Bauindustrie zu versorgen.
Erfolgreiches Geschäftsmodell
Durch ihre Monopolstellung wuchs die neu gegründete Aktiengesellschaft rasch zu beachtlicher Grösse heran, so dass der spätere Firmensitz in Blauen, unweit von Basel, schon bald erweitert werden musste. Eine Belegschaft von bis zu 80 Mitarbeiter*innen sammelte, erstellte und verschickte die Informationen der Bauprodukthersteller an Architekturbüros in der gesamten Deutsch- und Westschweiz. «Es war ein sehr erfolgreiches Geschäftsmodell. Wir erhielten sowohl von der Bauindustrie als auch von den Architekten Geld», so Weisser. «Leider ist unsere Firma dennoch ziemlich schnell in eine finanzielle Schieflage geraten.» Als die Aktiengesellschaft kurz vor dem Konkurs stand, konnte Weisser mithilfe der Unterstützung einer Bank das Unternehmen übernehmen. Von da an ging es wieder bergauf.
Wohlbefinden der Mitarbeiter
«Mir war immer wichtig, dass sich die Mitarbeiter bei der Schweizer Baudokumentation wohlfühlen», so Weisser weiter. Schwungvolle Firmenfeste, gemeinsame Ausflüge und vor allem gegenseitige Toleranz standen dabei an oberster Stelle. «Einem Bewerber missfiel das Rauchen. Aber in dem Raum, in dem er arbeiten sollte, rauchte ein anderer Mitarbeiter. Ich habe dem Neuen dann ein Einzelbüro zur Verfügung gestellt, ihm einen Aschenbecher vor die Tür montieren lassen und ein Nichtraucher-Schild an die Wand geklebt. Wenn möglich, habe ich immer versucht, die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu berücksichtigen.» Mit motivierten Mitarbeitern könne man Geld verdienen. Fühlten sie sich respektiert und privilegiert, stünden sie hinter einem.
Swissbau und Abschied
Auch die Gründung der Swissbau im Jahr 1974 lässt sich teilweise auf die Aktivitäten von Curt Weisser zurückführen. In den Jahren zuvor war die Schweizer Baudokumentation mit einem Stand auf der Basler Mustermesse vertreten. Allerdings liess dort ein Sammelsurium an verschiedenen Herstellern aus den Bereichen Camping, Bauen und Kuckucksuhren eine klare Linie vermissen. Weisser warb dafür, eine separate Messe für Bauprodukte ins Leben zu rufen, und half mit, die Struktur und die Zusammensetzung der Themen aufzubauen. Die Swissbau, die grösste Baumesse der Schweiz, war geboren.
Im Jahr 2001 verkaufte Weisser seine Firma nach 34 Jahren an einen schwedischen Investor. «Leider hat sich der Käufer anders verhalten als ursprünglich versprochen. Heute verfolge ich die Aktivitäten der Schweizer Baudokumentation nicht mehr. Für mich war es wichtig, einen Schlusspunkt zu setzen, sonst hätte ich mich nur schwarzgeärgert.»