Neue Technik in altem Gewand
Das ehemalige Ökonomiegebäude in Dielsdorf ZH aus dem Jahr 1845 besteht seit den 1950er-Jahren aus zwei Wohnteilen (Umbau Tenn in Wohnung) und wurde 1999 totalsaniert und zu einer Wohneinheit umgebaut. Beim Umbau im Jahr 1999 diente der damalige Minergie-Neubaustandard zwar als Planungsgrundlage, eine Minergie-Zertifizierung wurde damals allerdings nicht umgesetzt.
Im Jahr 2011 installierte Bauherr Stephan Huber eine thermische Solaranlage von 24 Quadratmetern für die Aufbereitung des Warmwassers und als Heizungsunterstützung. 2016 kam eine Photovoltaikanlage mit 4.16 Kilowatt Peak hinzu. Zwei Jahre später drängte sich ein Heizungsersatz auf, da die Firma, welche für die Wartung des Mini-Blockkraftheizwerks (BHKW) verantwortlich war, diesen Service nicht mehr anbot. Im selben Jahr entschied sich Huber für eine Pelletheizung mit erdverlegtem Pellettank. Gleichzeitig ersetzte er die alte kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) durch eine modernere Variante. Anschliessend wurde das Gebäude Minergie-zertifiziert, was dank der vorausschauenden Massnahmen von 1999 nur noch ein kleiner Schritt war. Als nächstes ist der Glasersatz der 20-jährigen Fenster mit einem Wärmedurchgangskoeffizient von 0.6 W/m2K geplant (neuer Wärmedurchgangskoeffizient: 0.95 W/m2K).

Wohnkomfort, Dämmstandard und Gebäudetechnik entsprechen dem heutigen Standard, trotzdem ist das alte Riegelhaus als solches erkennbar.
Fragen an Planer und Bauherr Stephan Huber
Wo sehen Sie die Vorteile einer Minergie-Sanierung?
Minergie fordert einen klar definierten Standard, der mehr fordert als das Gesetz. Indem man die Minergie-Standards erfüllt, baut man für die Zukunft, das heisst das Gebäude wird energetisch erst zu dem Zeitpunkt «alt», wenn die gesetzlichen Anforderungen strenger sind als der damalige Minergie-Standard. Ausschlaggebend für die Sanierung war aber nicht zwingend die Zertifizierung, sondern der Wunsch, einen zukunftsweisenden Umbau mit möglichst geringem Energieverbrauch umzusetzen.
Was waren die Herausforderungen?
Es gab die üblichen Herausforderungen, die bei einem Umbau anfallen. Da der Umbau im Jahr 1999 sehr umfangreich war, konnten unerwartete Problemstellungen wie morsche Balken, schlechter Schallschutz der Wände bezüglich des Strssenlärms, undichte Radiatoren und Leitungen praktisch vollständig eliminiert werden.
Woran erfreuen Sie sich am meisten?
Am besten gefällt mir, dass das Gebäude zwar als altes Riegelhaus mit Baujahr 1845 lesbar ist, aber Wohnkomfort, Dämmstandard und Gebäudetechnik dem heutigen Standard entsprechen. Durch die gute Dämmung und dank des alten, schattenspendenden Baumbestands ist das Gebäude im Sommer stets angenehm kühl (maximal 26° Celsius). Da der Grundriss im Zuge der Sanierung offen gestaltet wurde und eine Galerie über dem Erdgeschoss eingebaut wurde, zirkuliert die Luft sehr gut, was ebenfalls zu einem angenehmen Raumklima im Sommer beiträgt. Vor der Sanierung war das Gebäude viel undichter, und in den Zimmern stellten sich unterschiedliche, meist zu tiefe Raumtemperaturen ein. Die Sanierung hat den Wohnkomfort markant gesteigert und den Energiebedarf deutlich gesenkt.
