Bewegliche Zustände prägen die Mailänder Messe
Design, das sich nicht auf feste Formen oder Funktionen beschränkt, öffnet andere Perspektiven. Auf der Designmesse wurde Gestaltung nicht nur als Ergebnis, sondern als Prozess verstanden – als etwas, das in Bewegung bleibt, auf Nutzende und Umgebungen reagieren kann und sich neu kontextualisieren lässt.
In den ehemaligen Duschräumen der Piscina Cozzi zeigte 6:AM Glassworks, wie solch ein Prozess räumlich und materiell erfahrbar wird. Die Installation «Two-Fold Silence» verband fragile Objekte aus Muranoglas mit der spröden Patina eines verlassenen Schwimmbads. Begleitet von einem zurückhaltenden Sounddesign entstand eine dichte, aber unstabile Atmosphäre – eine Art Schwebezustand zwischen Konstruktion und Verfall, zwischen Präsenz und Rückzug. Diese Form des offenen Gestaltens fand sich auch bei Issey Miyake und dem atelier oï wieder. Ihr Projekt «TYPE-XIII» bestand aus filigranen Lichtskulpturen, konstruiert aus Stoff und Draht, die sich individuell im Raum positionieren lassen. Die Objekte wirkten fast körperlos und antworteten unmittelbar auf Luftbewegung und Licht. Hier zeigte sich eine Idee von Flexibilität, die nicht durch Technik, sondern durch Materialintelligenz entsteht – und durch die Bereitschaft, Gestaltung als veränderbare Struktur zu begreifen.

«TYPE-XIII» von Issey Miyake und das atelier oï | Foto: Issey Miyake
Ein anderer Blick auf Bewegung wurde bei Prada Frames erkennbar, dem von Formafantasma kuratierten Symposium im Hauptbahnhof von Mailand. An einem Ort, der selbst für Transit steht, wurden Mobilität, Migration und Logistik nicht aus gestalterischer, sondern aus systemischer Perspektive verhandelt. Die Beiträge machten deutlich, dass Gestaltung stets in politische, wirtschaftliche und ökologische Zusammenhänge eingebettet ist. Bewegung war auch hier keine symbolische Geste – sie wurde direkt erlebt und räumlich wahrgenommen. Wie offen dieser Zugang auch in der Materialwahl gedacht werden kann, zeigte Traga mit der Ausstellung «Glasslands». In Kooperation mit internationalen Gestalter*innen wurden dort Glasobjekte präsentiert, die zwischen Funktion und Installation oszillierten. Viele der Arbeiten, etwa von StudioNotte oder Maarja Mäemets, loteten die Grenzen zwischen Nutzbarkeit und künstlerischer Geste aus. Die Vielfalt der Bearbeitungen – gefärbt, strukturiert, geschichtet – verdeutlichte, wie wandelbar selbst ein scheinbar starres Material wie Glas sein kann. Allen Beiträgen gemeinsam war ein offener Zugang: Gestaltung zeigte sich in Bewegung, im Übergang und im Wandel. Nicht das Objekt stand im Fokus, vielmehr das Verhältnis zur Umgebung – und was daraus entstehen kann.
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