Zwischen Raum und Resonanz – Eindrücke vom Salone del Mobile 2025

 

Messe

Veröffentlicht am 16. April 2025 von
Sabrina Hobi

Mailand im April: Die Stadt verwandelt sich im Zuge der grössten Internationalen Möbelmesse in ein Netz aus Ausstellungen, Formaten und Begegnungen – in Messehallen, Innenhöfen, Ateliers und Industrieanlagen. Was entsteht, ist kein geschlossenes Bild, sondern eine offene Struktur: unterschiedliche Orte, unterschiedliche Haltungen und unterschiedliche Sprachen.

Library of Lights von Es Devlin | Foto: Chiara Venegoni

Library of Lights von Es Devlin | Foto: Chiara Venegoni

Library of Lights von Es Devlin | Foto: Chiara Venegoni

Deutlich wird dabei: Gestaltung ist längst mehr als eine Summe einzelner Objekte. Immer öfter steht nicht das Produkt im Vordergrund, sondern das, was es transportiert: Herkunft, Haltung, Materialbewusstsein und Nutzungskontexte. Drei Zugänge prägten viele der diesjährigen Beiträge – Gestaltung als Symbol, als Diskurs und als Moment der Inszenierung. In der «Library of Lights», gezeigt im Innenhof der Pinacoteca di Brera, wurde das Buch zur Projektionsfläche für all das, was Design mittragen kann – entworfen von der britischen Künstlerin und Bühnenbildnerin Es Devlin. Eine spiralförmige Regalstruktur, begehbar und gefüllt mit rund 7000 farblich sortierten Druckwerken, drehte sich um eine Statue im Zentrum. Die Installation erzeugte eine Ordnung, die erfahrbar war durch Licht und Bewegung. Gestaltung wurde hier als Struktur sichtbar, nicht als Signal.

Alcova präsentierte sich in diesem Jahr im nördlich gelegenen Varedo. | Foto: Piergiorgio Sorgetti

Alcova präsentierte sich in diesem Jahr im nördlich gelegenen Varedo. | Foto: Piergiorgio Sorgetti

Alcova präsentierte sich in diesem Jahr im nördlich gelegenen Varedo. | Foto: Piergiorgio Sorgetti

Ein anderer Zugang wurde bei der Präsentation der unabhängigen Designplattform Alcova deutlich – in diesem Jahr mit einem Standortwechsel nach Varedo nördlich von Mailand. Zerbrochene Scheiben, abblätternder Putz, verwachsene Durchgänge – nicht als Stilmittel, sondern als reale Ausgangslage. Die gezeigten Projekte griffen diesen Zustand auf, und viele Arbeiten bewegten sich zwischen Recherche, Materialtest und offener Anwendung. Was gezeigt wurde – etwa biobasierte Lehmtextilien, modulare Möbel aus recyceltem Bauschutt und ein KI-gestütztes Soundobjekt zur Raumerfassung –, waren keine endgültigen Ergebnisse, sondern Momentaufnahmen im Entwurfsprozess. Der Ort kreierte einen Raum, in dem Gestaltung kontinuierlich verändert, verhandelt und weiterentwickelt wird. Zwischen diesen Polen – der klaren Setzung und der bewusst gehaltenen Offenheit – bewegte sich der diesjährige Parcours. Präsentationen wurden weniger als Schaufenster gedacht, denn als Kontextualisierungen. Die Grenze zwischen Raum und Objekt, zwischen Ausstellung und Alltag, trat in den Hintergrund. Was zählte, war die Beziehung zwischen dem Gezeigten und dem, was es auslöst.

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