Veränderbare Strukturen – Designimpulse aus Kopenhagen

 

Messe

Veröffentlicht am 20. Juni 2025 von
Sabrina Hobi

Wie offen und anpassungsfähig Design heute verstanden wird, liess sich an zahlreichen Orten der Stadt beobachten. Immer mehr Marken setzten 2025 nicht auf neue Formen, sondern auf neue Lesarten bestehender Ideen – auf Weiterdenken statt Erneuern um jeden Preis. Das Thema «Keep It Real» spiegelte sich dabei in einem gestalterischen Selbstverständnis wider, das auf einen bewussteren Umgang mit Kontext, Funktion und Wahrnehmung abzielte. Auffällig war dabei auch, wie viele Marken sich bewusst gegen spektakuläre Setzungen entschieden und stattdessen Räume für Nutzung, Bewegung und Wandel öffneten. Die Relevanz lag in der Fähigkeit zur Veränderung.

Im historischen Viertel rund um die Innenstadt präsentierte Montana Furniture mit dem Sofa «Paradigm» eine wiederentdeckte Modularität. Das Sofasystem stammt ursprünglich von Erik Rasmussen und wurde 1969 unter dem Namen «Paustian Modular Sofa» entworfen und lanciert. Im Jahr 2025 wurde es erstmals offiziell neu aufgelegt. Der ursprüngliche Entwurf wurde technisch weiterentwickelt, blieb in seiner Sprache jedoch nahezu unverändert – ein bewusst leiser Akt der Aktualisierung. Statt nach Erneuerung zu streben, setzte Montana auf Flexibilität, Zeitlosigkeit und eine gewisse Demut gegenüber dem Bestehenden.

Mit dem «Paradigm» Sofa zeigte Montana eine stille Reaktivierung eines modularen Klassikers von 1969. | Foto © Montana Furniture
Der X-Line Chair – nur dezent überarbeitet und präzise neu kontextualisiert | Foto © Hay

Ein paar Strassen weiter, auf dem begrünten Dach der Muuto-Zentrale, inszenierte die Marke ihre eigene Perspektive auf Wandel. Die Installation «Grounded in Nature» verwandelte das Rooftop in eine grüne Insel über der Stadt. Statt Objekte zu zeigen, wurde ein Zustand erzeugt: ein Raum, der sich über Pflanzen, Materialien, Akustik und Geruch definierte. Im Zentrum stand Lise Vesters «Dream View Bench». Gestaltung wurde hier als Raumwahrnehmung erfahrbar gemacht – als Atmosphäre und nicht als Objekt.

Die Installation «Grounded in Nature» | Foto © Muuto
Muuto verwandelte ihre Dachterrasse in eine atmosphärische Insel über der Stadt. | Foto © Muuto

Einen stärker produktfokussierten Zugang wählte Hay. Der «X-Line Chair» von Niels Jørgen Haugesen – entworfen 1977 – wurde für die Ausstellung minimal aktualisiert. Neue Farben, veränderte Oberflächen und ein bewusst zurückhaltender Kontext zeigten, wie subtil eine Neupositionierung funktionieren kann. Statt grosser Überarbeitung setzte HAY auf die Stärke des Originals – und bewies, dass Aktualität nicht zwangsläufig Innovation bedeuten muss. Die Form blieb bestehen, aber der Blick darauf hatte sich verschoben.

Weitere Berichte über die 3DaysofDesign gibts zu den Themen verknüpfte Narrative und die Stadt als Bühne.

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