Arc Mag 2022–2 zeigt eine neue Lust am Collagieren.

Veröffentlicht am 03. März 2022 von
Jørg Himmelreich

Vergleicht man eine Gruppe jüngerer Bauten in der Schweizer Architektur, dann zeigt sich eine Freude am Additiven und Collagieren. Was steckt dahinter? Das neue Arc Mag 2022–2 geht dem Phänomen auf die Spur.

Bauen ist ein Zusammenfügen dutzender Bauteile und Materialien. Ein Arc Mag mit dem Schwerpunkt «Addition» scheint daher auf den ersten Blick ein Allgemeinplatz zu sein. Doch ist das Thema mit Blick auf die Schweizer Architektur durchaus relevant und aktuell, denn für das Ausblenden des Fügens wurde viele Jahre lang grosser Aufwand betrieben. Viele ikonische Neubauten treten als Monolith auf und scheinen aus nur einem oder wenigen Materialien gefertigt zu sein. Und was diese Architektur an formaler und räumlicher Ausdifferenziertheit bietet, wirkt oft wie aus einem Gesamtvolumen herausgearbeitet; subtraktives Denken dominierte den Entwurf.

Ob man das persönlich schätzt oder nicht: Es verursacht ein Problem. Sollen durch das Bauen künftig weniger CO2 ausgestossen und weniger Ressourcen verschlissen werden, dann muss weniger neu gebaut und stattdessen mehr umgenutzt werden. Eine Architektur, die sich als vollendete Einheit präsentiert, stemmt sich jedoch tendenziell gegen Erweiterungen und Adaptionen sind aufwendiger, als wenn man die Collage als Möglichkeit gelten liesse.

Doch scheint ein Mentalitätswechsel im Gange zu sein: Es entstehen immer häufiger Bauwerke, die sich bewusst additiv geben. Elemente wie Sockel, Wände, Pfeiler, Decken, Dach, Vordächer und Öffnungen treten als eigenständige Charaktere auf. Damit ist auch die Tektonik in die Schweizer Architektur zurückgekehrt. Warum gibt es diesen neuen Fokus? Drückt sich darin ein neues Weltbild aus?

Das neue Arc Mag wagt die These, dass die mittlere Generation die Welt als komplex und heterogen wahrnimmt, als ein Zusammenspiel verschiedener Kräfte, die es jedoch in der Architektur in ein sinnvolles Ganzes zu überführen gilt. So gelesen könnte das Additive eine Offenheit gegenüber Neuem zeigen, eine Willensbekundung sein, dem aktuellen gesellschaftlichen und kulturellen Umbruch entsprechend Raum geben zu wollen. Addition könnte abstrakter gefasst auch heissen, dass man beim Entwerfen sicherstellt, dass konventionelle Codierungen nicht blockieren. Die guten Beispiele aus der Schweiz hierzu füllen noch kein Buch, aber ein erstes Kapitel, das Hoffnung und Lust macht auf mehr.

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Die Redaktion des Arc Mags wünscht viel Spass beim Lesen!

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