Arc Mag 2023–1 zeigt das Potenzial für das Bauen mit Holz auf.

Veröffentlicht am 18. Januar 2023 von
Jørg Himmelreich

Bauen mit Holz erlebt derzeit eine Renaissance. Davon zeugen Hunderte Neubauten – in Agglomerationsräumen und immer häufiger auch in den Städten. Längst werden nicht bloss Dächer und Fassadenverkleidungen aus Holz gefertigt, sondern komplette Tragwerke. Was besonders auffällt, ist der neue Massstab einiger Wohn- und Bürobauten aus Holz. Für Winterthur ist beispielsweise ein hundert Meter hoher Wohnturm geplant.

Woher rührt dieser Wandel? Er wird begünstigt durch freizügigere Brandschutzvorschriften sowie neue Materialien und Techniken der Fügung. Allem voran wären Entwicklungen bei den Brettsperrholzplatten zu nennen. Ebenso wichtig sind neue hybride Konstruktionen. Mit stahlverstärkten Knoten etwa können mit Holz mittlerweile Spannweiten wie im Stahlbau erreicht werden. Und CNC-gefräste Träger lassen die formalen Möglichkeiten im Holzbau geradezu explodieren.

Je nach Rechnung ist Holz als Baustoff klimaschonend, -neutral oder gar -positiv. Zudem hält es Wärme, ist atmungsaktiv und in gemässigten Klimazonen lokal fast überall verfügbar. Bei so vielen guten Argumenten läge es nahe, dass alle Architekturmedien in den euphorischen Kanon einstimmen und den Boom befeuern. Aber zuerst muss ein Allgemeinplatz hinterfragt werden: Ist überhaupt mehr Holz verfügbar, als derzeit verbraucht wird? Dazu gibt es unterschiedliche Rechnungen und Prognosen, die von üppigen Reserven bis zu dystopischen Warnung vor einer fortschreitenden globalen Entwaldung reichen. Gleich welcher man Glauben schenkt: Wer Holzbau promotet, muss sich immer auch mit dem Wald beschäftigen - als Ökosystem und dies auf einem globalen Massstab. Denn trotz der lokalen Verfügbarkeit wird Holz global gehandelt und un­proportional verbraucht. Die Schweiz importiert beispielsweise von den jährlich verbrauchten 11 Mio. Kubikmetern Holz satte 6,5 Mio.

Die Hoffnungen gegenüber dem, was ein Bauen mit Holz – allem voran zur Schonung des Klimas – leisten könnte, sind gross. Mitunter wird gar spekuliert, dass ein «Wohnen im Holz» ein neues Mindset hervorbringen könnte – für einen sorgsameren Umgang mit Ressourcen und für ein respektvolleres Miteinander zwischen Menschen und allen anderen Lebewesen. Hoffen wir, dass es sich bewahrheitet.

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