Bauen mit dem Bestand und Kreislaufwirtschaft stehen im Zentrum beim Arc Mag 2022–4.
Bauen mit dem Bestand, Kreislaufwirtschaft und die politische Dimension der Architektur – das neue Arc Mag 2022–4 springt geradewegs ins Epizentrum der aktuellen Debatten in der Architektur. Bestellen Sie jetzt ein Abo, damit das Heft schon bald in Ihrem Briefkasten ist!
Haben wir Architekt*innen der Welt einen Bärendienst erwiesen, indem wir die Funktion zum massgeblichen Kriterium für das Bauen erhoben haben? Denn ihr liegt die Vorstellung zugrunde, dass es eine ideale Form oder perfekte räumliche Organisation für jede Nutzung gäbe – so passgenau wie ein Handschuh oder so optimiert wie eine fordistische Produktionsanlage. Denn sobald eine Nutzung ändert, kann diese ideale Entsprechung zwangsläufig ja nicht mehr gegeben sein. Ergo war das Mittel der Wahl seit Beginn der Moderne fast immer das Ersetzen; wenn nicht ab und an der emotionale Wert eines Bauwerkes über dessen Funktionalität gestellt wurde.
Doch nun schwant uns, dass wir uns dieses Denken nicht mehr leisten können. Abreissen wird im Zuge der Klimakrise zum Sakrileg. Denn egal wie energieeffizient ein Ersatzbau wäre: Man würde die durch Abriss «vernichtete» graue Energie im Lebenszyklus fast keines Bauwerkes je wieder wettmachen. Da scheint es logisch, dass einige Architekt*innen fordern, gar nichts mehr abzureissen und im Idealfall auch nichts mehr neu zubauen: Doch ein Moratorium der gebauten Welt ist so radikal, dass es nicht mehr als ein provozierender Denkanstoss sein kann. Ein möglicher Weg deutet in Richtung weiterbauen und adaptieren. Städten müssen – wie vor der Moderne – Räume für neue Bedürfnisse und Nutzungen wie geologische Schichten hinzugefügt werden.
Die Redaktion macht daher das Weiterbauen zu einem zentralen Thema: In dieser Ausgabe zeigen wir spannende Aufbauten und werben damit für die Nachverdichtung der Städte durch das Aufsetzen neuer Layer, ohne das Bestehende zu entfernen. Die Projekte interpretieren die Stadt wie Jahresringe an einem Baum, der einfach organisch weiter wächst.
So sehr man als Redaktion dazu geneigt sein mag, Neubauten eine Bühne bereiten zu wollen: Wir nehmen uns selbst in die Pflicht und zeigen möglichst oft, dass Adaption und Weiterbauen gute Architektur hervorbringen kann. Daher spinnen wir das Thema auch beim nächsten Arc Afterwork weiter: Am 15. September stellen in Basel zehn Architek*innen wegweisende Umbauten von Gebäuden aus den 1970er-Jahren vor. Sie sind herzlich eingeladen.
Die Redaktion des Arc Mags wünscht viel Spass beim Lesen!