Arc Award Night 2022 – And the Winner is ...

Veröffentlicht am 16. November 2022 von
Jørg Himmelreich

Das lange Warten hatte am 9. November endlich ein Ende: Im Trafo Baden wurden die Gewinner*innen des Arc Awards 2022 ausgezeichnet. Die Gala zum renommiertesten Schweizer Architekturwettbewerb war ein rund herum gelungener Event, der nicht nur durch die Qualität der prämierten Arbeiten und die atmosphärische Location bestach.

Foto: Simon Rüeger

Foto: Simon Rüeger

Foto: Simon Rüeger

Spannung im Trafo

Häufig wird die Arc Award-Night von Architekt*innen als die «Oscar-Verleihung der Schweizer Architektur» bezeichnet. Der Vergleich fusst dabei nicht nur auf dem feierlichen Rahmen mit rotem Teppich und Kerzenschein. Er zielt auch auf die vergleichbaren Ambitionen und Aufwände in den beiden kreativen Disziplinen Film und Architektur ab. Wenn man die künstlerischen Ansprüche der Gestalter*innen kennt und von ihren Mühen weiss, maximale architektonische Qualitäten im Budgetrahmen zu erbringen, kann man dies nachvollziehen. Und logistisch steht das Bauen dem Film allemal nicht nach. Oft sind die Listen der Beteiligten an einem Gebäude so lang wie der Abspann in einem Kinofilm. Die meisten Architekt*innen sind stolz auf ihre Arbeiten, die sie im Bewusstsein erbringen, einen Beitrag zur Verbesserung unserer Lebenswelten zu leisten. Sie sind es aber nicht gewohnt, dafür gelobt oder gar gefeiert zu werde. Umso mehr freuten sie sich daher über die Auszeichnung: «Nachdem wir oft über ein Jahrzehnt an einem Gebäude gearbeitet haben, tut es gut, für unsere Arbeit einmal ein so klares Lob und eine Anerkennung zu erhalten.»

In elf Kategorien wurden bei der Arc Award-Gala 2022 Preise vergeben. Die Gewinner*innen waren bei der Entgegennahme der Trophäen mitunter überwältigt vor Freude, dass ihre teils über ein Jahrzehnt lange Arbeit an den Bauwerken honoriert wurde. Foto: Simon Rüeger

In elf Kategorien wurden bei der Arc Award-Gala 2022 Preise vergeben. Die Gewinner*innen waren bei der Entgegennahme der Trophäen mitunter überwältigt vor Freude, dass ihre teils über ein Jahrzehnt lange Arbeit an den Bauwerken honoriert wurde. Foto: Simon Rüeger

In elf Kategorien wurden bei der Arc Award-Gala 2022 Preise vergeben. Die Gewinner*innen waren bei der Entgegennahme der Trophäen mitunter überwältigt vor Freude, dass ihre teils über ein Jahrzehnt lange Arbeit an den Bauwerken honoriert wurde. Foto: Simon Rüeger

Lobreden

Moderiert wurde die Gala erneut von Susanne Kunz. Eloquent und zweisprachig führte sie durch den Abend. Die Laudationen hielten die zuständigen Jurys: Ludovica Molo und Vincent Mas Durbec für die fünf Typologie-Gruppen, Manuel Herz und Anne Kaestle für die «Urgent Agendas» und Stefan Cadosch für den Studierendenpreis «Next Generation». Sonja Randjelovic und Jørg Himmelreich von der Schweizer Baudokumentation stellten den Sonder- und den Publikumspreis vor. Um den Gästen Eindrücke von den ausgezeichneten Projekten zu vermitteln, wurden während der Zeremonie kurze Filme und Interviews eingespielt. Diese können Sie auf arcaward.baudokumentation.ch anschauen und -hören. Sie finden dort auch die Laudationen, Fotos und Pläne der Siegerprojekte.

Foto: Simon Rüeger

Foto: Simon Rüeger

Foto: Simon Rüeger

Architektur als Ganzheit

Neben den individuellen Begründungen, warum die einzelnen Neubauten in ihren jeweiligen Kategorien überzeugen konnten, spannten sie zugleich als thematische Gruppen ein Geflecht übergeordneter Themen auf. Besonders häufig setzten die Jurys auf Bauten, bei denen der sparsame und sorgsame Umgang mit Materialien im Fokus stand. Mit Le Lignon und dem Kurtheater Baden wurden Renovationen ausgezeichnet. Bei der HiLo-Unit ging es um das Einsparen von Beton und Stahl im Massivbau durch nicht-orthogonale Bauteile. Bei der Siedlung Moos in Cham war die gute Umweltbilanz des Holzbaus ein Thema und beim temporären Pavillon Klangkleid wurde dessen Konstruktion aus ausgeliehenen Standard-Gerüstbauteilen hervorgehoben. Die Jurys wollten die Suche nach Nachhaltigkeit, aber auch im Sinne einer sozialen Nachhaltigkeit verstanden wissen. Diesen Aspekt hoben sie beim Wohnhaus Abakus und dem Wohn- und Gewerbehaus Zollhaus sowie dem studentischen Entwurf für eine Schule mit mobilen Klassenzimmern hervor. Am Ende – so betonte es Manuel Herz – ging es der Jury nämlich nicht darum, die Bewertungen von Architektur in singuläre Einzelbetrachtungen zerfallen zu lassen, sondern darum, sie stets in ihrer Gesamtheit zu betrachten – ganz im Sinne eines Verständnisses von Architektur als Summe verschiedenartigsten Anforderungen und Ansprüchen sowie als Gemeinschaftswerk von Akteuren mit vielfältigen Vorstellungen.

Auf dem Schlussbild sind alle Gewinner*innen, Juroren und Sponsoren. Foto: Simon Rüeger

Auf dem Schlussbild sind alle Gewinner*innen, Juroren und Sponsoren. Foto: Simon Rüeger

Auf dem Schlussbild sind alle Gewinner*innen, Juroren und Sponsoren. Foto: Simon Rüeger

Sieger der Typologischen Kategorien und Spezialkategorien

Wohnen, Wohnüberbauung Moos, Cham

Loeliger Strub Architektur

Ein S- und L-förmiger Baukörper bilden zur siedlungsseitigen Strasse einen halboffenen Hofraum und zur Landschaft eine klare Siedlungsgrenze aus. Eine den Wohngebäuden vorgestellte Loggienschicht bildet einen belebten Filter zwischen dem gemeinsamen Hofraum und der privaten Welt des Wohnens.

Nachhaltigkeit, Wohnhaus Abakus, Basel

Stereo Architektur

Im Lysbüchel herrscht Aufbruchsstimmung. Wurde das nahe der französischen Grenze gelegene Areal im Stadtteil St. Johan bisher vor allem industriell und gewerblich genutzt, wandelt es sich derzeit zu einem neuen Wohnquartier für Basel. Bei mehreren innovativen Genossenschaftsprojekten, die dort entstehen – wie dem Abakus – lohnt es sich genauer hinzuschauen.

Soziales Engagement, Wohn- und Gewerbehaus Zollhaus, Zürich

Enzmann Fischer Partner

Graue Faserzementplatten, roher Beton, feuerverzinkter Stahl: Wie eine Zitadelle steht das Zollhaus zwischen dem Gründerzeitquartier im Kreis 5 und dem Gleisfeld vor dem Zürcher Hauptbahnhof. Wen beschützt es, und wen wehrt es ab? Eine Zwischenbilanz.

Digitalisierung, HiLo-Unit, Dübendorf, Zürich

ROK Architekten + ETH Zürich – Institute of Technology in Architecture BLOCK Research Group + ETH Zürich – Digitale Bautechnologien Institut für Technologie in der Architektur + ETH Zurich Institute of Technology in Architecture Chair of Architecture and Building Systems

Die «NEST-Unit HiLo» vereint neuartige, digitale Planungs- und Konstruktionsmethoden für effiziente Betonstrukturen mit einer selbstlernenden und adaptiven Gebäudetechnik.

Arbeit & Produktion, Dienstleistungsgebäude Bahnhofplatz, Altdorf

Buchner Bründler Architekten

Das Konzept des prägnanten Gebäudekörpers basiert auf einer Rahmenkonstruktion mit oben liegender Trägerebene. Die Hängestützen der Frontalfassade führen die Lasten der Gebäudeauskragung über den verbindenden Architrav in die Trägerebene ein und ermöglichen ein stützenfreies Erdgeschoss.

Bildung & Gesundheit, ETH-Forschungsgebäude GLC, Zürich

Boltshauser Architekten

Zürichs Hochschulquartier wächst. Das löst Sorgen aus, dass der Charakter des durchgrünten Stadtteils verloren gehen könnte. Das neue Laborgebäude GLC von Boltshauser Architekten zeigt jedoch, dass die Verdichtung gelingen kann. Clever verwoben mit dem Terrain und dem Bestand ist ein mustergültiger Neubau entstanden.

Freizeit & Lifestyle, Umbau und Erweiterung Kurtheater, Baden

Martin und Elisabeth Boesch Architekten

Das Projekt «Bolero» der blutjungen Architektin Lisbeth Sachs ging 1939 als Sieger aus dem Wettbewerb für ein neues Kurtheater in Baden hervor. Sechzig Jahre später wurden Teile des Theaters unter kantonalen Denkmalschutz gestellt und das Haus sollte umgebaut und erweitert werden.

Transformation, Sanierung der Cité du Lignon, Vernier

Jaccaud + Associés

Die zwischen 1963 und 1971 errichtete Cité du Lignon ist der grösste Wohnkomplex der Schweiz. Mit 2370 Wohnungen, die sich auf ein über einen Kilometer langes Gebäude und zwei Hochhäuser am Ufer der Rhône verteilen, haben die Gebäude einen hohen Denkmalwert. Um diesen zu wahren, wurden sie 2001 Gegenstand eines Standortplans.

Sonderpreis, Klangkleid, Pavillon für FrauMünsterhof 2021, Zürich

Verein Créatrices + Professeur Mosayebi am Departement Architektur der ETH Zürich

50 Jahre Frauenstimmrecht in der Schweiz. Vom 8. bis am 13. September 2021 zieht eine grosse Installation auf dem Münsterhof in Zürich die Aufmerksamkeit auf sich. Sie bildet Bühne, Klangraum, Plattform, Stadtmöbel und urbane Liegewiese zugleich.

Publikumspreis, Tropenfabrik, Tan Uyen, Vietnam

rollimarchini Architekten + G8A Architects

Das dreigeschossige Produktionsgebäude formt mit dem Administrationsbau sowie Lagerhalle und Parkierung ein Geviert und lässt einen grosszügigen Freiraum im Zentrum entstehen. Die vollständig begrünten Fassaden schützen vor Regen und Sonne und lassen die Luft zirkulieren.

Next Generation, Traumwerkstatt – Erweiterung der Schule Saatlen, Zürich

Matthieu Pous, ZHAW Winterthur

Das Projekt Traumwerkstatt, eingereicht durch Matthieu Pous, ist ein architektonischer Vorschlag, um einen Raum für eine neue Art von Pädagogik im Unterricht zu binden.

Networking, Dinner & Drinks

Vor und nach der Preisverleihung hatten die 500 Gäste Zeit zu networken. Den Start bildete ein Welcome-Apéro in der Halle 37 und ab 20.30 Uhr trafen sich die Gäste dort erneut mit den Industriepartnern bei Drinks und einem Flying Dinner. Gegen Mitternacht verliessen die letzten Gäste – beladen mit neuen Eindrücken, Infos zu aktuellen Produkten, satt und mit dem Arc Award Mag in den Taschen den Trafo.

Foto: Simon Rüeger

Foto: Simon Rüeger

Foto: Simon Rüeger

Mehr Infos zum Arc Award, der Preisverleihung und den Siegerprojekten gibt es auf der Arc Award-Webseite.

Arc Award Webseite
192244944