Welche sind die Besten?

Veröffentlicht am 21. April 2022 von
Jørg Himmelreich

Das Fenster für Einreichungen zum 9. Arc Award schloss sich am 31. März 2022. Über 350 Projekte wurden in diesem Jahr vorgeschlagen. Nun beginnt mit der Jurierung die entscheidende zweite Phase. Anfang Juni werden die Gewinner*innen dann feststehen. Wer das Siegespodest erklimmen wird, muss aber bis zur Award-Gala am 9. November in Baden ein Geheimnis bleiben.

Wer wird das Siegespodest bei der Arc Award-Gala am 9. November in Baden erklimmen?

Stimmungsbarometer

Der Arc Award prämiert herausragende Bauten, die in den jüngsten drei Jahren in der Schweiz fertiggestellt, beziehungsweise unter der Leitung von Schweizer Büros im Ausland errichtet wurden. Ausgezeichnet werden die Besten aus den Einreichungen in neun Kategorien.

Mit Wohnen, Arbeit & Produktion, Bildung & Gesundheit, Freizeit & Lifestyle und Transformation sind erneut fünf typologische Kategorien am Start. Eine hochkarätige, unabhängige Fachjury bewertet die vorgeschlagenen Projekte: Dominique Salathé, Inès Lamunière und Ludovica Molo wählen in diesen Kategorien die Gewinner*innen aus. Sie sind bereits alte Hasen – alle drei sind beim Arc Award als Juror*innen schon seit mehreren Jahren an Bord. Sie leiten Büros, lehren und repräsentieren zudem – das ist Konzept – die drei grossen Sprachregionen der Schweiz.

Die Gruppe wird die Objekte am Jurytag am 9. Mai in den Räumen der Docu Media im Tüfi-Haus in Adliswil anhand von gedruckten Portfolios und digitalen Präsentationen vorsortieren und dann am 30. und 31. Mai im Rahmen einer «Tour de Suisse» Bauten besuchen, die sie für den Preis in die engere Wahl gezogen haben. Erst wenn sie die Gebäude vor Ort «erlebt» beziehungsweise «gespürt» haben, wird endgültig entschieden. Wie in den vergangenen Jahren auch wird dabei die Diskussion über architektonische Qualitäten im Mittelpunkt stehen. Dabei wird es darum gehen, die Bauwerke auf ihren Wert als Lebensräume zu beurteilen. Die Trophäen nehmen im November zwar die Architekt*innen entgegen. Geehrt werden aber indirekt alle Projektbeteiligten, also auch umsichtige Bauherrschaften und Nutzer*innen, welche die Bauten zum Leben erwecken.

Zukunftsgestalter*innen

Um besonders dringliche Fragen unserer Zeit in den Fokus zu rücken, wurden drei neue Themengruppen eingeführt: Nachhaltigkeit, soziales Engagement und Digitalisierung.

Für den Preis zur Nachhaltigkeit sollen die Einreichungen bezüglich ihren Konstruktionen und Betriebskonzepten hinterfragt werden. Wie viel graue Energie konnte durch das Weiternutzen vorhandener Strukturen eingespart werden? Wie viel CO2 wurde durch den Bau freigesetzt? Mit welcher Energie und wie effizient können die Bauwerke klimatisiert und gepflegt werden? Können die Stoffe dereinst wieder einfach getrennt und recycelt werden? Kamen wiederverwendete oder recycelte Materialien zum Einsatz? Und noch eine weitere Brille wird die Redaktion des Arc Mags die Jury bitten aufzusetzen: Leisten die Neubauten einen Beitrag zur Biodiversität oder wurde wenigstens versucht, die Habitate von Pflanzen, Tieren und Pilzen so wenig wie möglich negativ zu beeinflussen?

Der Begriff der Nachhaltigkeit soll aber auch in Hinblick auf soziale Aspekte diskutiert werden. Dazu wurde mit «Sozialer Verantwortung» eine zweite neue Kategorie eingefügt. Diese fragt: Gibt es neue Bauwerke, die den speziellen Bedürfnissen von Personen aus Minderheitsgruppen entgegenkommen oder generell zur Interaktion zwischen verschiedenen sozialen Kreisen einladen? Im Sinn haben wir als Auslobende dabei beispielsweise Projekte, welche die Gleichberechtigung von Mann und Frau thematisieren, sowie helfen, die Teilhabe und Chancengleichheit für LGBTQ+, Migrant*innen, körperlich beeinträchtigte und anderen benachteiligte Personengruppen mit den Mitteln der Architektur zu fördern.

Und das dritte neue Thema in diesem Cluster ist die Digitalisierung. Der Charakter dieses Blocks mag auf den ersten Blick grundlegend anders sein - wird die Digitalisierung doch von den meisten Architekt*innen als etwas wahrgenommen, das von anderen Disziplinen und der technischen Entwicklung allgemein vorangetrieben wird und dem die Bauproduktion eher folgt, als dass sie diese mitformt. Doch die Redaktion möchte den Begriff proaktiv und auch ethisch auffassen. Dass wir die Digitalisierung mit Nachhaltigkeit und Social Responsibility zu einem Cluster gefügt haben, hat also Methode. Wir wollen sie nicht losgelöst ausschliesslich als Instrument zur Steigerung von Effizienz verstehen, sondern im Kontext dieser anderen beiden Agendas lesen. Neben innovativen Planungsmethoden soll auch die digitale Fabrikation beziehungsweise Vorfabrikation in den Blick genommen werden.

Die gedankliche Verwobenheit der drei neuen Kategorien spiegelt auch in der Besetzung der Jury wieder: Manuel Herz, Jeffrey Huang und Anne Kaestle sind zwar Expert*innen für (mindestens) eines der Themen. Doch die interdisziplinäre beziehungsweise ganzheitliche Betrachtung und der Dialog sollen beim Jurytag im Vordergrund stehen. Sie küren die Sieger*innen wohl am 12. Mai. Aller Wahrscheinlichkeit nach bereist aber wohl auch die Urgent-Agenda-Jury die von ihr favorisierten Projekte. Reserviert ist dafür provisorisch der 2. Juni.

Wer ist die Next Generation?

Der Arc Award versucht auch mit der «Next Generation» in die Zukunft zu schauen. Dieser Preis für Nachwuchstalente soll spannende, ungewöhnliche oder wegweisende Entwürfe bergen, die an einer Schweizer Hochschule entstanden sind. Studierenden stand es frei, ein Semesterprojekt, beziehungsweise die Früchte ihrer Bachelor -und Masterarbeiten einzureichen.

Stefan Cadosch, Nicole Deiss und Christian Zimmermann haben die Qual der Wahl. Während Deiss Entwurf an ZHAW lehrt, ist Zimmermann als Studiengangsleiter Bachelor Architektur an der Hochschule Luzern tätig. Und Stefan Cadosch war mehrere Jahre Präsident des SIA. Wer das beste Nachwuchstalent ist, darüber befinden sie am 20. Mai.

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