Casa Arpagaus Gemeinde-Schulbibliothek

2 von 7

 
7130 Ilanz,
Schweiz

Veröffentlicht am 07. April 2025
Curschellas + Gasser Architekten
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Städtlistrasse 17 Empfangbereich Stiva Bereich Kinder Erwachsenenliteratur / Lernbereich Blick Aussenbereich Blick Städtlistrasse 17

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Städtlistrasse 17, 7130 Ilanz, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
08.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Grundstücksfläche
209 m²
Nutzfläche
364 m²
Gebäudevolumen
1700 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
2,8 Mio. CHF
Anzahl Arbeitsplätze
5

Beschreibung

Herausforderungen unserer Zeit – Aus der Casa Arpagaus wurde die neue biblioteca ilanz glion
Nachhaltigkeit, ist nicht nur ein Schlagwort, sondern die Verpflichtung für die Zukunft. Dies gilt speziell auch in der Baubranche und der Nutzung von bestehenden Liegenschaften. Mit der Umnutzung und Erneuerung der Liegenschaft Städtlistrasse 17 und Rathausgasse 10 in llanz, durch den Bezug der bibliotca ilanz glion entstand öffentlich zugänglicher Raum in der Altstadt von llanz, wie auch moderner Wohnraum.Öffentlicher Raum, Gemeinsamkeit und das zusammenfinden der Gesellschaft in Innen- und Aussenräumen werden für die kommende Generationen wichtig und notwendig sein. Die gemeinsame Nutzung von Ressourcen ist ein Ansatz, um die Nachhaltigkeit der Zukunft zu verbessern.

Ausgangslage
Über die frühe Baugeschichte der Liegenschaften bestehen nur Vermutungen. Die begehrte Lage deutet auf ein hohes Baualter hin. Allerdings erlebte llanz mehrere Stadtbrände (1483, 1801, 1893), bei denen die Bebauung Schaden genommen hatte. Die letzte Prägung des äusseren Erscheinungsbildes geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Der Baukomplex bestand aus ursprünglich zwei Wohnhäusern an der Städtlistrasse und einer rückwärtig angebauten Stallscheune.
Die volumetrische Aufteilung der einzelnen Bauten, die Raumaufteilung wurde beim aktuellen Umbau beibehalten und da wo nötig der neuen Nutzung und sicherheitstechnischen Forderungen angepasst. Die bestehenden grosszügigen Räume sind Teil der neuen Biblioteca. Die vertikalen Erschliessungen wurden komplett den heutigen Anforderungen und Vorschriften angepasst. Ein Lift ermöglicht Menschen mit Beeinträchtigung den Zugang zu den oberen Geschossen.

Verdichten und Qualität
Leere, ungenutzte Räume wieder aktivieren, gemeinsam qualitative Beiträge leisten und die Herausforderungen der Verdichtung im öffentlichen Raum und damit das Zusammenfinden der Gesellschaft in Innen- und Aussenräumen werden für die kommende Generationen zunehmend wichtig und notwendig. Durch die Wiederverwendung und das Weiterbauen entstehen zeitgemässe Räume, aber auch der Platz für gemeinsames Erleben, wie in der biblioteca ilanz glion, zu einem Ort für jung und alt.

Ressource und Kreislauf
Kreislaufwirtschaft beginnt vor Ort – Stein für Stein, Raum für Raum. Umbauen bedeutet, im Bestand zu arbeiten – mit seinen Geschichten, Materialien und Strukturen. Statt auf Neubau und neue Materialien zu setzen, wurden wertvolle Bauelemente wie Fenster, Holztäfer und Dachziegel aus dem Bestand gesichert, restauriert und gezielt wiederverwendet. Diese Praxis des «Re-Use» reduziert nicht nur den Ressourcenverbrauch und CO₂-Ausstoss, sondern erhält auch die historische Identität der Altstadt.
Der Fundus an wertigen bestehenden Materialen wurde gesichert, wo nötig ausgebaut und nach Möglichkeit weiterverwendet. Selbst die Dacheindeckung aus Ziegel, datiert von 1904 der MECH. Backsteinfabrik Zürich wurden ausgebaut, gereinigt, sortiert und für das nördlich liegende Gebäudevolumen wieder verwendet, dies nur ein Beispiel zum Umgang und Wert der bestehenden Substanz. Diese und viele weitere kleinere und grössere Umbauten und lnstandstellungsarbeiten waren erforderlich.

Zentral und dezentral
Mit dem Umzug der biblioteca ilanz glion ins Herz der Altstadt wurde ein bewusst zentraler Ort geschaffen – offen für alle Generationen, zugänglich und belebt. Die Bibliothek dient als Treffpunkt, Lernort und kulturelles Zentrum, das Identität stiftet und das städtische Leben stärkt. Gleichzeitig ist das neue Bibliothekskonzept dezentral gedacht: Mit dem Open-Library-System können Nutzerinnen und Nutzer individuell und unabhängig Medien ausleihen – auch ausserhalb bedienter Zeiten.Dieses Zusammenspiel von zentraler Lage und dezentraler Nutzung schafft ein zukunftsfähiges Modell: Nah bei den Menschen – aber offen für vielfältige, selbstbestimmte Nutzung.

Analog und Digital
Die biblioteca ilanz glion verbindet das Beste aus zwei Welten: Analoge Räume, geprägt von historischem Holz, Stein und Handwerk, laden zum Verweilen, Stöbern und Begegnen ein. Hier wird Lesen zum sinnlichen Erlebnis – umgeben von Geschichte und Atmosphäre.
Gleichzeitig ist die Bibliothek digital vernetzt: Mit WLAN, Rechercheplätzen und Zugang zur digitalen Bibliothek Ostschweiz (Dibiost) sind Wissen und Medienrund um die Uhr verfügbar. Das Open-Library-System ermöglicht selbstständige Ausleihe von 7/15. So entsteht ein Ort, der digitale Freiheit und analoge Qualität vereint – für Lernen, Austausch und kulturellen.

Planung – Vorgaben

  • Nachhaltigkeit – Bauen im Bestand
  • Planung von öffentlichem Raum – Bibliothek – und modernem Wohnraum
  • Bewahrung baulicher Bestand der Geschichte, der Räume der Umgebung (Altstadt)
  • Nutzen vorhandene Ressourcen und Materialien – Weiterbauen
  • Entwickeln und Verbinden der Qualität im öffentlichen Raum – Aspekt des Verweilens in den Räumen – Lernumgebung
  • Treffpunkt – Gemeinsamkeit und Zusammenfinden fördern
  • Gutes betrieblich und räumliches Konzept
  • Einhaltung des Zeit – Kosten und Terminrahmen

Bauphase

  • Massvoller Eingriff in Bausubstanz
  • Hohe Ausführungsqualität – lokale Handwerk
  • Enge Zusammenarbeit mit Denkmalpflege
  • Bestehende Raumstruktur – grosszügige Räume – übernommen
  • Neue vertikale Erschliessung und Fahrstuhl – Hindernissfrei
  • Bestehende Materialien gesichert, teilweise ausgebaut und wiederverwendet
  • Bauentwicklung – Schrittweise Logistik – Sicherung Bestand
  • Sicherheit für die Beteiligten am Bau

Das Projekt von Curschellas + Gasser Architekten wurde für den Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Elisa Schreiner publiziert.

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