Gesamtsanierung Wohn- und Geschäftshaus

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3011 Bern,
Schweiz

Veröffentlicht am 30. März 2023
3B Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2023

Fassade Münstergasse Überdachung Innenhof Treppenhaus Sääli Innenhof Frohsinn Bar Bar Küchenbuffet Badbox Laden

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Kramgasse 59 / Münstergasse 54, 3011 Bern, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
11.2021
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
6 bis 10
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
6
Grundstücksfläche
1500 m²
Geschossfläche
1500 m²
Nutzfläche
1082 m²
Gebäudevolumen
4784 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
4,8 Mio. CHF

Beschreibung

Die beiden Liegenschaften, erbaut im 17. und 18. Jahrhundert, liegen in der Häuserzeile zwischen Kramgasse und Münstergasse in der unteren Altstadt von Bern. Ein gemeinsames Treppenhaus verbindet und erschliesst die beiden Häuser. Dazwischen liegt der für die Altstadt typische Innenhof.

Ausgangslage

Die geschichtsträchtigen Häuser zwischen Kram- und Münstergasse wurden letztmals vor rund 50 Jahren saniert. Die altersbedingten Mängel machten eine Gesamtsanierung unumgänglich und brachten die Chance, die Qualitäten des Hauses hervorzuholen, zu zeigen, zu erhalten und unterhalten sowie energetische, gebäude- und sicherheitstechnische Optimierungen zu treffen. Die Gewerbefläche im Erdgeschoss soll für Gastronomie und Läden erhalten werden, die beiden Gewölbekeller dienen als Lager und Technikräume, in den oberen Geschossen bis in den Dachstuhl sind Wohnungen geplant.

Entwurfsidee

Ziel des Umbaus war es, die ursprüngliche Gebäudestruktur wieder herzustellen und den, in den 1970er-Jahren komplett verbauten, altstadttypischen Innenhof zu befreien. Das barocke Treppenhaus mit Laubentrakt konnte mit der Sanierung bis ins Erdgeschoss befreit, rekonstruiert und mit einer feinen Glasmembran überdacht werden, sodass ein durchgehender Bereich vom Laden zur Gastronomie entsteht und der lange schmale Grundriss im Erdgeschoss vollständig dem Gewerbe erhalten bleibt. Der Innenhof verhilft dem Gastraum zu besonderen Qualitäten und wird als solcher wieder erkenn- und lesbar gemacht.
In den oberen Geschossen werden in beiden Häusern sechs einheitliche und gleichwertige Wohneinheiten im mittleren Preissegment gestaltet: vier ähnlich grosse Kleinwohnungen und zwei Duplexwohnungen im grosszügigen Dachraum mit gleicher Wohnqualität. So kann die Liegenschaft erhalten, die geschützte Bausubstanz nach denkmalpflegerischen Aspekten saniert und eine passende Rendite erwirtschaftet werden.

Projektierung

Die ursprüngliche Innenausstattung der Liegenschaften war geprägt vom altstadttypischen Barockstil, diesen galt es zu erhalten und zu stärken. Sandsteinböden, weiss gekalkte Wände, einfache Stuck-Decken mit Hohlkehlprofil, historische Berner-Parkette, graue Holzvertäfelungen und Kachelöfen wurden erhalten, geflickt und wo nötig ergänzt. Fürs zeitgemässe Wohnen notwendige Ausstattungselemente wurden in einer modernen Formensprache ausgeführt, als möbelartige Elemente additiv hinzugefügt. Eine besondere Herausforderung stellte der lange schmale Grundriss und die gänzlich fehlenden Nasszellen im Haus auf Seite Kramgasse dar. Eigens für diese Situation entwickelte, mit Aluminiumwellblech ummantelte Badboxen vereinen alle Funktionen an eine Nasszelle auf kleinstem Raum: Dusche, WC, Waschturm und Waschplatz. Diese sind, um Platz zu sparen an der Aussenseite montiert, die Möbelgriffe wurden eigens für die Möbel entworfen. Die Küchen wiederum, eine moderne Interpretation und Adaption des Berner-Buffets, stehen frei in einer Ecke des Wohnraums. Auch im Restaurant und Laden sind die raumprägenden Elemente Wand-Boden-Decke in barocker Materialisierung und Farbigkeit gehalten. So auch der Innenhof mit gekalkter Brandmauer, Sandsteinfassade und Bodenbelag aus schwarzem Kalkstein. Auch hier wird die zeitgemässe Ausstattung möbelartig hinzugefügt. Beispielsweise ist die neue Treppe ins erste Obergeschoss als akustisch wirksamer, mit Topakustik-Panels beplankter Kubus ausgeführt.

Realisierung

Die engen Raumverhältnisse und der altstadttypische Graben, welcher zwischen den Gewölbekellern der beiden Häuser verläuft und diese voneinander trennt, stellten insbesondere auch hinsichtlich der komplett zu erneuernden Haustechnik eine grosse Herausforderung dar. Die neuen Haustechnikinstallationen wie Lüftungsgeräte mussten im Keller auf engstem Raum platziert und mittels Untequerung des Grabens auf die zwei minimalen Steigzonen der beiden Häuser verteilt werden.

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