Mehrfamilienhaus Sittertalstrasse

11 von 155

 
9014 St. Gallen,
Schweiz

Veröffentlicht am 20. März 2025
STUDIO ROMANO TIEDJE GmbH
Teilnahme am Swiss Arc Award 2025

Blick aus dem Tal Blick aus der Ferne des Hauses am Waldrand Strassenansicht Eingangsbereich und Vorplatz mit Sitzbank Eingangsbereich Balkone aus feuerverzinktem Stahl Glasbausteine zum Treppenhaus Fensterleibung mit Klinker und Metallfensterläden Lichtdurchflutetes Treppenhaus Esszimmer und Küche mit mobilem Küchenwagen Detail Küchenoberflächen Blick durch die Wohnung Blick in das Bad Badezimmertür im Dachgeschoss Küchenzeile mit Küchenwagen im Dachgeschoss

Projektdaten

Basisdaten

Lage des Objektes
Sittertalstrasse 18, 9014 St. Gallen, Schweiz
Projektkategorie
Fertigstellung
07.2024
Links

Gebäudedaten nach SIA 416

Stockwerke
3 bis 5
Anzahl Kellergeschosse
1
Anzahl Wohnungen
4
Grundstücksfläche
775 m²
Geschossfläche
530 m²
Nutzfläche
365 m²
Gebäudevolumen
1581 m³
Gebäudekosten (BKP 2)
1,6 Mio. CHF
Parkplätze
2

Beschreibung

Das viergeschossige Mehrfamilienhaus an der Sittertalstrasse in St. Gallen wird durch mehrere Parameter bestimmt. Der landschaftliche Kontext, bestehend aus einer weitläufigen Umgebung, dem angrenzenden Waldrand und einer markanten, steilen Topografie. Die hoch über dem Tal verlaufende Fürstenlandbrücke, deren Schatten zu bestimmten Zeiten das Grundstück streift, und die Geschichte des Arbeiterhauses der ehemaligen Färberei. 

Der Ersatzneubau greift die vorgefundenen Qualitäten des Bestandes auf, integriert diese und bringt sie bewusst wieder zum Vorschein. Der rechteckige Baukörper sitzt entlang der Strasse und bettet sich in das abfallende Gelände ein. Auf Grund der Lichtverhältnisse war es ein Anliegen, die Wohnungen grosszügig zu belassen und nur eine Wohneinheit pro Geschoss anzubieten. Die Geschosswohnungen mit ringsum gleichmässig gegliederten Fenstern schaffen einen starken Bezug zum umliegenden, charakterstarken Landschaftsraum. Die lebendige Waschputzfassade mit grünem Andeer Zuschlag, das gelb leuchtende Unterdach, die grünen Fensterläden aus Metall in Kombination mit den glasierten Klinkern erinnern an den Vorgängerbau und gliedern sich natürlich in das Ortsbild ein.

Die gemeinnützige Stiftung hausen+wohnen setzt sich im Raum St. Gallen für die Bereitstellung von zahlbarem Wohnraum ein. Das gemeinsame Ziel kostengünstig zu bauen, konnte durch entwurfliche Reduktionen und eine Einfachheit im Bauen erreicht werden. Gemauerte Aussenwände werden um drei Sichtbetonwände ergänzt, um einerseits die Erdbebenaussteifung zu gewährleisten und andererseits alle Installationen von Dosen und Schaltern einlegen zu können. Das Mauerwerk im Innenraum bleibt unverputzt, die Holz-Metallfenster schliessen an den Decken an und lassen sich durch den innenbündigen Anschluss fast 180° auf die Aussenwand öffnen. Türdrücker und Fenstergriffe bleiben roh, die Decken und Wände sind schlank ausgeführt, es wird auf zusätzliche Stürzte verzichtet. Das Schalungsbild wird dem Ausführenden überlassen und die Schalungsqualität niedrig gehalten. Eine Stütze im zentralen Raum gliedert den durchgesteckten Wohn- und Essbereich. Das zentrale Mittelstück zwischen den Kammern ermöglicht durch raumhohe Türen Querbezüge durch die gesamte Wohnung. Bad und Küche siedeln sich zusammengefasst als Einbau an der Nordost-Fassade an. Die gelben Blockfutter der Türen und die Oberflächen des Einbaus bringen zusätzliche Wärme in den Innenraum und werden durch den naturfarbenen, beheizten Unterlagsboden ergänzt. Die zentrale Trennwand zieht sich schräg über die gesamte Länge des Hauses. Diese Rotation ermöglicht im Grundriss eine Variation der Eckkammern sowie ein grosszügiges, lichtdurchflutetes Treppenhaus. Auch am äusseren Erscheinungsbild des Hauses, an der leicht verdrehten Firstlinie und den asymmetrischen Giebelfassaden lässt sich die Drehung ablesen und schafft eine Art Gegenbewegung zur dominanten Topografie. Das feine auskragende Blechdach soll die Einfachheit des Hauses unterstreichen. Balkone und eine Sitzbank aus feuerverzinktem Stahl ergänzen das Volumen und aktivieren den Aussenraum. Dieser geht fliessend in die angrenzenden Wiesen und Wälder über. 

Das Projekt wurde im Rahmen des Swiss Arc Award 2025 eingereicht und von Jeannine Bürgi publiziert und von Estelle Gagliardi ins Französiche übersetzt.

192137332