Octavo II, Oerlikon
,
Schweiz
Veröffentlicht am 23. März 2021
Fischer Architekten AG
Teilnahme am Swiss Arc Award 2022
Projektdaten
Basisdaten
Gebäudedaten nach SIA 416
Beschreibung
In Zürich Neu-Oerlikon haben Fischer Architekten im vormaligen Bürogebäude Octavo II rund achtzig neue Wohnungen geschaffen. Für ihren Charme sorgen neben Raumhöhen von drei bis vier Metern gerade die unorthodoxen architektonischen Antworten auf den strukturell herausfordernden Bestand.
Ausgangslage
Das mittlere Gebäude einer Gesamtüberbauung aus dem Jahr 2004 ist eine rigide Stützen-Platten-Struktur mit zwei Erschliessungskernen. Die Aufgabe umfasste zum einen die notwendige Sanierung der Fassade und zum anderen die Einpassung von Wohnformen in die dafür eigentlich nicht ausgelegte Grundstruktur. Ein unpassendes Stützenraster, eine beachtliche Gebäudetiefe und lediglich zwei Erschliessungskerne verlangten nach kreativen Ansätzen.
Entwurfsidee
Im noch jungen Quartier, das um die Jahrtausendwende auf dem ehemaligen Industriegebiet nördlich des Bahnhofs Zürich Oerlikon entstand, erinnert neben einzelnen erhaltenen Fabrikbauten vor allem die Massstäblichkeit der Neubauten und Aussenräume an die Vergangenheit des Areals. Die bauliche Struktur der sperrigen Bürogebäude eignet sich auf den ersten Blick kaum für eine Umnutzung hin zu Wohnraum. Am Ende sind es jedoch gerade die architektonischen Antworten auf den strukturell herausfordernden Bestand, die neben Raumhöhen von drei bis vier Metern massgeblich zum Charme der neuen Wohnungen beitragen.
Die beiden Erschliessungskerne blieben erhalten und gliedern den Umbau in drei Teile. Die zwei Köpfe mit den Treppenhäusern bilden die Adressen und verfügen in allen Etagen über die gleichen Geschosswohnungen. Der mittlere Gebäudeteil hingegen ist mit sehr unterschiedlichen Wohnungen belegt. In den Obergeschossen sind diese über einen internen Korridor erschlossen, der sich zwischen den beiden Treppenhäusern aufspannt. Im Erdgeschoss liegen funktional flexible Studiowohnungen mit direktem Zugang vom Hof, während in den obersten Geschossen eine Aufstockung grosszügige Maisonettewohnungen mit einer vorgelagerten Pergola ausbildet. In den Regelgeschossen fügen sich minimale Kleinwohnungen mit einigen Kniffen just in das Büroraster ein. So entsteht ein breites Spektrum von ganz grundsätzlich verschiedenen Wohnformen und Bewohnern im gleichen, intern zusammenhängenden Gebäude.
Projektierung
Eine einfache, stimmige Materialisierung bewahrt den Charakter des ehemaligen Büroobjekts. Der Tiefe des Gebäudes und der Erschliessungsfigur einer «rue intérieure» geschuldet, werden die bereits im Bestand vorhandenen Glasbausteine als Thema aufgenommen. Sie sorgen für Licht in den tiefen Wohnungsgrundrissen und ermöglichen eine niederschwellige visuelle Kommunikation zwischen den Mietern.
Die als Loggien ausgebildeten privaten Aussenräume erhalten das Fassadenbild aufrecht und ermöglichten baurechtlich die Aufstockung. Der grobe Modellierputz widerspiegelt durch seine horizontale und vertikale Kämmung den unterschiedlichen räumlichen Umgang mit der Struktur im Innern. Durch die komplementäre Farbgebung der Fassade hebt sich das Gebäude von seinen beiden benachbarten Geschwisterbauten ab, während das Grundkonzept der differenzierten Behandlung je nach Orientierung zum öffentlichen Raum beibehalten wird.